Band 6 - Blutnacht
zog meine Beine unter mich.
Wo ist die Kreide?
»Du dreckiges Flittchen von Succubushure!«, stöhnte AI und hielt sich seine edelsten Teile, während er vornübergebeugt dastand. Ich lächelte. Minias hatte mir erzählt, dass ein Teil von Als Bestrafung dafür, dass er seine alte Vertraute mit dem Wissen hatte entkommen lassen, wie sie Kraftlinienenergie speichern konnte, darin bestanden hatte, ihm al e Amulette, Zauber und Flüche wegzunehmen, die er über die Jahrtausende angesammelt hatte.
Das ließ ihn, wenn auch nicht hilflos, zumindest mit einem reduzierten Zauberrepertoire zurück. Offensichtlich war er in letzter Zeit in einer Küche gewesen, denn sein Auftreten als altmodischer Engländer war eine Verkleidung. Ich wol te gar nicht wissen, wie er wirklich aussah.
»Was ist los, AI?«, spottete ich und wischte mir über den Mund, nur um festzustel en, dass ich mir auf die Lippe gebissen hatte. »Nicht dran gewöhnt, dass sich jemand wehrt?« Das war einfach super. Ich war hier in einem Zauberladen, aber es gab keine aktivierten Zauber außer Eitelkeitszaubern.
»Hier, Rachel!«, rief meine Mom, und Als Kopf schoss herum.
»Mom!«, schrie ich, als sie mir etwas zuwarf. »Hau ab!«
Als Augen folgten der Flugbahn. Ich versteifte mich, als ein Schimmern schwarzer Jenseitsenergie über ihn glitt und heilte, was auch immer ich verletzt hatte. Aber die magnetische Kreide fiel sicher in meine Hand. Ich holte Luft, um ihr nochmal zuzurufen, dass sie verschwinden sol te, aber da hob sich schon ein blauschimmernder Schutzkreis aus lenseitsenergie über sie und die Verkäuferin hinter dem Tresen. Sie waren in Sicherheit.
Ein seltsames, unerwartetes, eisiges Gefühl durchschoss mich, und ich versteifte mich. Es fühlte sich an wie das Klingen einer Glocke in meinen Knochen. AI schien nichts zu bemerken, denn er brül te und sprang los.
Mit einem Aufjaulen ließ ich mich auf den Boden und damit aus seiner Reichweite fal en. Hinter mir hörte ich ein Krachen, als AI über mich hinweg segelte und auf das Regal fiel, das ich schon umgestoßen hatte. Ich hatte nur Sekunden. Mit ausgestrecktem Arm saß ich auf dem Boden und zog einen Kreis, um mich dann davon zu rol en, als eine Vorahnung, die aus jahrelangem Kampfsporttraining geboren war, mir sagte, dass er nach mir griff.
»Dieses Mal nicht, Hexe«, knurrte er.
Mit weit aufgerissenen Augen wirbelte ich auf dem Hintern herum. Ich hob den Fuß, um zuzutreten, aber er bewegte sich mit unmenschlicher Schnel igkeit und mein Stiefel knal te in seine Handfläche. Ich erstarrte. Ich lag auf dem Rücken, mit meinem Fußgelenk in seinem Griff und meinem Schal im Gesicht. Mit etwas Kraft konnte er mir den Fuß brechen. Scheiße.
AI hatte seine Sonnenbril e verloren. Seine Augen blitzten bösartig, als er lächelte, aber bevor er sich bewegen konnte, erschütterte eine Explosion den Laden und ließ die Fenster zerbersten. Meine Hände schossen zu meinen Ohren, und ich riss meinen Fuß aus Als Griff. Die ziegenartigen Augen des Dämons waren weit aufgerissen, als er nach hinten taumelte, aber sein Schock verwandelte sich sehr schnel in Wut.
Verängstigt krabbelte ich rückwärts und warf dabei noch ein Regal um. Verpackte Amulette regneten auf mich herunter. Das Geräusch von Reifen auf Asphalt wurde deutlich, als mein Gehör zurückkehrte. Es kam, wie auch das Geschrei, von jenseits der zerstörten Fenster. Was hatte meine Mom getan?
»Jenks!«, schrie ich, weil ich die eisige Kälte der feuchten Nacht spürte. Es war zu kalt. Er könnte in Winterstarre fal en!
»Mir geht's gut!«, rief er und schwebte in einer Wolke aus rotem Staub über mir. »Lass uns den Bastard erledigen!«
Ich sammelte mich, um aufzustehen, und hielt dann in einer hockenden Stel ung inne, als Jenks' Blick sich an etwas hinter mir festsaugte und das Gesicht des Pixies weiß wurde.
»Ahm, Bastarde«, präzisierte er mit zittriger Stimme und eine neue Angstwel e packte mich, als mir klar wurde, dass auch AI sich nicht bewegte, sondern genau dasselbe beobachtete wie Jenks. Eine Wolke von verbranntem Bernstein umgab mich.
»Hinter mir ist noch ein Dämon, oder?«, flüsterte ich.
Jenks schaute kurz zu mir und dann wieder über meine Schulter. »Zwei.«
Fantastisch. Jenks schoss davon und ich setzte mich in Bewegung. Ich stolperte über meinen Schal und trat dann nach hinten aus, als jemand mein Bein umfasste. Der Griff löste sich. Ich ließ mich wieder zu Boden fal en und wirbelte herum. Ein Arm
Weitere Kostenlose Bücher