Band 6 - Blutnacht
Minias vorbei. Sie starrte stirnrunzelnd die Verkäuferin an. Die Frau weigerte sich, ihren Schutzkreis fal en zu lassen, und weinte schluchzend. Schließlich hatte meine Mutter genug und mit aufeinander gepressten Lippen, die ein Wutpotenzial zeigten, das ich von ihr geerbt hatte, stieß sie die Frau in ihre eigene Blase und brach so den Kreis.
Außer Sicht hinter dem Tresen knal te die aufgelöste Frau auf den Boden und heulte nur noch lauter. Ich setzte mich aufrechter hin, als das Telefon vom Tresen auf den Boden gezogen wurde. Strahlend bahnte sich meine Mutter sorgfältig ihren Weg durch die verstreuten Zauber und Amulette, mit ausgestreckten Händen und mit einem Stolz im Blick, der fast spürbar war.
»Bist du in Ordnung?«, fragte ich, als ich ihre Hände umfasste und mich auf die Füße ziehen ließ.
»Fantastisch!«, rief sie mit leuchtenden Augen. »Herrgott, ich liebe es, dich bei der Arbeit zu beobachten!«
Ich hatte zerdrückte Kräuter auf der Hose und schlug darauf herum, um sie abzubekommen. Vor dem offenen Fenster hatte sich eine Menge versammelt, und der Verkehr war zum Stil stand gekommen. Jenks ließ sich sinken, so dass er hinter meiner Mutter schwebte, und machte mit seinem Finger die Geste für »verrückt«. Ich runzelte die Stirn. Meine Mom war seit dem Tod meines Vaters mehr als ein wenig daneben gewesen, aber ich musste zugeben, dass diese Ungerührtheit bei einem Angriff von drei Dämonen viel einfacher zu schlucken war als die lautstarke Hysterie der Verkäuferin.
»Verschwindet!«, kreischte die Frau, als sie sich auf die Füße zog. Ihre Augen waren rotgerändert und ihr Gesicht geschwol en. »Alice, verschwinde und komm bloß nicht wieder! Hörst du? Deine Tochter ist eine Gefahr für die Öffentlichkeit! Sie sol te eingesperrt und ausgestoßen werden!«
Meine Mutter biss die Zähne zusammen. »Halt den Mund«, schoss sie zurück. »Meine Tochter hat dir gerade den Arsch gerettet. Sie hat zwei Dämonen vertrieben und einen dritten gefangen, während du dich versteckt hast wie ein zimperliches dämliches Mädchen, das die richtige Seite eines Amuletts nicht mal erkennen würde, wenn sie ihr aus dem Arsch ragt.« Mit gerötetem Gesicht wandte sie sich ab und schob ihren Arm unter meinen. Sie hatte die Tüte mit Zaubern in der Hand, die leicht gegen mich schlug. »Rachel, wir gehen. Das ist das letzte Mal, dass in dieser Scheißbude einkaufe.«
Jenks grinste breit, als er vor uns schwebte. »Habe ich Ihnen in letzter Zeit gesagt, wie sehr ich Sie mag, Mrs.
Morgan?«
»Mom. . die Leute können dich hören«, sagte ich peinlich berührt. Gott! Ihr Mundwerk war schlimmer als das von Jenks. Und wir konnten nicht gehen. Minias war immer noch in meinem Schutzkreis.
Ihre Absätze zerquetschten verschiedenste Dinge, als sie mich zur Tür zog, mit hocherhobenem Kopf und im Luftzug der zerstörten Fenster wippenden roten Locken. Als ich Sirenen hörte, seufzte ich müde. Super. Einfach super. Sie würden mich in den I.S.-Turm schleppen, um einen Bericht auszufül en. Dämonen anzurufen war nicht il egal, nur wirklich dämlich, aber sie würden sich schon etwas ausdenken, wahrscheinlich eine erstunkene Lüge.
Die I.S., oder Inderland Security, mochte mich nicht.
Seitdem ich ihre lahmarschige weltweite Polizeitruppe letztes Jahr verlassen hatte, hatten Ivy, Jenks und ich die Abteilung von Cincinnati mit angenehmer Regelmäßigkeit vorgeführt.
Sie waren keine Idioten, aber ich zog Ärger an, der förmlich dazu einlud, ihn in die Unterwerfung zu prügeln. Es half auch nicht, dass die Medien nur zu gerne über mich berichteten, selbst wenn es nur war, um Vorurteile zu vertiefen und Zeitungen zu verkaufen.
Minias räusperte sich, als wir näher kamen, und meine Mutter hielt überrascht an. Der Dämon verschränkte unschuldig die Hände vor sich und lächelte. Draußen wurden die Stimmen lauter, als die Einsatzwagen näher kamen. Ich fing an zu zittern und Jenks schlüpfte zwischen meinen Hals und den Schal, die Büroklammer immer noch im Griff. Er zitterte auch, aber ich wusste, dass es bei ihm nicht von der Angst kam, sondern von der Kälte.
»Banne deinen Dämon, Rachel, damit wir Kaffee trinken gehen können«, sagte meine Mutter, als wäre er ein Ärgernis wie ein paar Fairys in ihrem Garten. »Es ist fast sechs. Wenn wir uns nicht beeilen, wird es verdammt vol .«
Die Verkäuferin stützte sich am Tresen ab. »Ich habe die I.S. gerufen. Ihr könnt nicht gehen. Lasst sie nicht
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