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Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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läßt, sondern der Tote. Glaub mir, farang, es gibt kaum etwas Schlimmeres, als sein Leben lang von einem Geist verfolgt zu werden.) Ich warte, während die beiden, die Handflächen hoch an der Stirn aneinandergelegt, eine ordentliche Portion Magie, Aberglauben und auf ihre Bedürfnisse zurechtgezimmerten Buddhismus aufnehmen. Nat erhebt sich als erste wieder, gefolgt von Lek, der sich einen zweiten Blick in den Abfalleimer nicht verkneifen kann. Unwillkürlich wandert seine Hand in Richtung Schritt. (Ich selbst habe diese Geste gerade noch unterdrückt.) Nat errät seine Gedanken. »Bei dir läuft das ganz anders – du wirst betäubt, und deinen brauchst du ja nicht mehr.«
    »Ich hasse ihn«, pflichtet Lek ihr bei. »Aber irgendwie hab ich mich dran gewöhnt, weißt du?«
    Ich beobachte Nat genau. Ihr Entsetzen und ihr Kummer sind echt. Sie bemerkt meinen Blick. »Stephen Bright hat mir vor ein paar Tagen einen Heiratsantrag gemacht, und ich dachte, nun, vielleicht habe ich endlich Glück. Ich meine, er war ein ernster Junge, und ich glaube, er liebte mich wirklich. Er hielt mich für sexuell sehr großzügig, dabei habe ich bei ihm auch nichts anderes gemacht als bei den anderen. Er war so dankbar.« Sie bricht in Tränen aus.
    »Sein Rücken?«
    Unwillkürlich beginnt sie zu zittern. »Das war meine Schuld. Ich liebe Tätowierungen und wollte unbedingt, daß er sich eine auf den Rücken machen läßt. Er hat sich Bedenkzeit ausbedungen und mich dann eines Abends damit überrascht. Sie reichte von seinen Schultern bis runter zu seinem Hintern und war ganz anders als erwartet, aber einfach toll.«
    »Hat er dir den Namen des Tätowierers verraten?«
    »Ein in Agentenkreisen bekannter Japaner. Mehr wollte er nicht sagen.«
    Ich beschließe, Hudson fürs erste nicht zu konsultieren, weil ich sein Arabisch im Moment wahrscheinlich nicht ertragen würde. Seine Kollegin erscheint mir unter den gegebenen Umständen im Vergleich zu ihm wie eine Oase der Ruhe.
    »Hallo?«
    »Detective Jitpleecheep.«
    »Ja, Detective?«
    »Kommen Sie bitte.« Ich gebe ihr die Adresse und weise dann Nat an, Lek zum Club zurückzubegleiten. Sie legt schwesterlich den Arm um ihn.
    »Ich weiß nicht, ob ich’s wirklich machen soll«, jammert Lek im Gehen. »Vielleicht verwende ich einfach nur Klebeband wie die meisten Tänzer.«
    »Willst du dein ganzes Leben lang weder Fisch noch Fleisch sein?« fragt Nat ihn sanft.
    »Nein.«
     
    Die CIA-Agentin trifft zusammen mit Hudson ein. Ich beobachte sie, während sie schweigend Brights Leiche betrachtet. Wäre sie kein erfahrener Profi, würde ich ihr Mienenspiel als tiefster Geilheit entspringend interpretieren. Nach einer Weile bekommt sie sich wieder in den Griff. »Sie haben ihm den Penis abgeschnitten, genau unserer Theorie entsprechend. Und sehen Sie sich seinen Rücken an.«
    Hudson und ich folgen ihrer Anweisung. Man hat Bright wie Mitch Turner die Haut von den Schultern bis zum Hinterteil abgezogen.
    »Nun, wenigstens brauchen wir keinen Fachmann, um zu wissen, daß eine Verbindung zwischen den beiden Fällen besteht.« Die CIA-Frau wendet sich Hudson zu.
    »Aber die Mörder von Mitch Turner sind bei der Explosion in Indonesien umgekommen, oder? Folglich muß es sich um eine brillant koordinierte, zentral geplante Al-Qaida-Aktion handeln. Andere Fanatiker kopieren die erste Tat, um die Handschrift zu etablieren und Amerikaner auf der ganzen Welt in Angst und Schrecken zu versetzen.« Sie beißt sich auf die Unterlippe. »Die Sache zieht weitere Kreise, als ich dachte. Hier ist eine bemerkenswert ausgeklügelte Psychologie des Terrors am Werk. Wenn das Ganze an die Öffentlichkeit dringt, bekommen die Amerikaner noch mehr Angst vor Auslandsreisen. Und sobald in den Staaten ähnliche Mordfälle passieren, was sich meiner Meinung nach nicht vermeiden läßt, gerät die amerikanische Psyche kollektiv unter Beschuß. Die Vorgehensweise ist genial.« An mich gewandt fügt sie hinzu: »Gibt’s hier auch wieder schwarze Kraushaare? Diese Wohnung muß gründlichst durchsucht werden. Sagen Sie mir Bescheid, falls Sie Unterstützung benötigen – zum Beispiel Ausrüstung zur Feststellung von Fingerabdrücken auf Haut oder zur Analyse mikroskopischer Gewebeproben. Ich lasse Ihnen alles, was Sie brauchen, zusammen mit den entsprechenden Spezialisten einfliegen.« Mit einem seltsamen Blick in Richtung Hudson sagt sie: »Allmählich beginnt die Angelegenheit tatsächlich nach einem Krieg

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