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Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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ein Verbündeter?« Mit schmallippigem Lächeln fragt sie: »Sind das wirklich Rasierklingen? Ich hab in einem Führer davon gelesen, es aber nicht geglaubt. Sie muß sich doch dabei verletzen.«
    »Das ist ihr Geheimnis. Soll ich die Mamasan an unseren Tisch holen?«
    »Lassen Sie sie die Show beenden. Mein Gott, hat die Frau einen schönen Körper.«
    Ich gebe der Mamasan diskret ein Zeichen und flüstere ihr auf thai etwas zu, während die CIA-Frau weiter gebannt die Bewegungen der Künstlerin verfolgt. Die Mamasan schlägt einen Betrag vor, zu dem nur die wenigsten Mädchen nein sagen würden. Ich teile ihn der CIA-Frau mit, die nickt. Als die Tänzerin mit der Show fertig ist, spricht die Mamasan mit ihr. Das Mädchen betrachtet Elizabeth Hatch mit einem neugierigen, verführerischen Lächeln, gesellt sich nach dem Anziehen zu uns, setzt sich neben Elizabeth und legt den Kopf an die Schulter der CIA-Frau.
    »Soll ich gehen?« frage ich.
    Elizabeth Hatch antwortet mit vor Lust belegter Stimme: »Würden Sie sie bitte für mich fragen, ob es irgendwas gibt, was sie nicht macht?«
    Es folgt ein kurzes Gespräch auf thai zwischen mir und dem Mädchen. »Nein, aber tun Sie ihr nicht weh.«
    Sie bedenkt mich mit einem beleidigten Blick. »Sagen Sie das, weil ich Amerikanerin bin oder eine Frau oder eine Lesbe?«
    »Den Männern sage ich das gleiche.«
    Wir verlassen das Lokal zu dritt. Ich winke ein Taxi heran und sehe Elizabeth zu, wie sie mit ihrer Trophäe auf den Rücksitz schlüpft. Der Fahrer will den Wagen gerade in den Verkehrsstrom lenken, als sie das Fenster herunterkurbelt und meinen Arm ergreift. »Danke. Ich muß gestehen, daß ich nicht stolz bin auf das, was ich tue.« Kurzes Schweigen. »Aber ich brauche Luft.«
    »Verstehe«, sage ich lächelnd.
    Während sie das Fenster wieder hochkurbelt, erklärt sie: »So etwas mache ich nicht oft.«
    Das Mädchen aus der Bar, das jetzt eine tief ausgeschnittene schwarze Seidenbluse und einen kurzen weißen Rock trägt, der ihre langen braunen Beine gut zur Geltung bringt, sieht mich fragend an: Gibt’s ein Problem? Ich schüttle den Kopf. Das Taxi fährt los.
    Es ist Viertel nach eins, fünfundvierzig Minuten vor der offiziellen Sperrstunde. Auf der Straße wimmelt es von halb vereinigten Körpern auf dem Weg in die umliegenden Hotels. Ich sehe ein paar westliche Frauen mit hiesigen Mädchen, aber die meisten Paare sind heterosexuell. Pat Pong befindet sich nicht weit von den Schwulenbars auf der anderen Seite der Suriwong. Im Grand Finale Club geht es ganz ähnlich zu wie in Pat Pong, allerdings mit ausnahmslos männlichen Akteuren auf der Bühne, die meisten von ihnen noch keine Zwanzig oder nur knapp darüber. Lediglich ein paar scheinen älter und härter zu sein. Tattoos, soweit das Auge reicht.
    Ich überquere die Straße zu einer schwarzen Tür mit Nieten, hinter der sich die No-Name-Bar verbirgt, ein Etablissement, das so exklusiv und begehrt ist, daß es keine Werbung benötigt. Ohne Referenzen kommt man hier nicht hinein. Aber ich als Kind der Straße kenne natürlich das Zauberwort, und so winkt mich der stämmige tätowierte Türsteher durch.
    Wie erwartet, sitzen an der Bühne ziemlich viele Frauen, die meisten davon Japanerinnen, jedoch auch einige thailändische Business-Ladys, die sich einen entspannten Abend gönnen. Beim Rest der Kundschaft handelt es sich um weiße schwule Männer. Die auftretenden Jungs wurden ihrer Jugend oder Schönheit wegen ausgewählt; auch Laszivität, Schwanzgröße und Qualität des Körperschmucks dürften eine Rolle gespielt haben.
    Ich komme gerade rechtzeitig zum letzten Teil der Show. Die Lichter werden gedimmt, aus den Lautsprechern dringt »Nights in White Satin«, und ein nackter Mann mit schwarzer Henkersmaske tritt auf die Bühne. Alle, besonders die japanischen Frauen, halten den Atem an beim Anblick seiner Tätowierungen, die im Scheinwerferlicht hell erstrahlen. Ein nacktes Pärchen – Junge und Mädchen – gesellt sich zu ihm und beginnt, sein Glied zu bearbeiten. Als die Musik zu einem Crescendo anschwillt, richtet sich das Kriegsschiff majestätisch zur Schlacht vor den Midway-Inseln auf. Ich habe keine Ahnung, ob er mich sieht oder nicht, doch selbst wenn: Wir wissen beide, daß es einerlei ist.
    Bereits zehn Minuten später verlasse ich den Club wieder. Draußen drängen sich die Menschen jetzt so dicht, daß das Vorwärtskommen mühsam ist. Ich bleibe im Eingang zu einer der Bars stehen, um mein

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