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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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gut zu seinem Gucci-Schal passt, dann geht der Fonds durch die Decke, Herr Friedli. Ist aber nur einem exklusiven Kundenkreis vorbehalten, Minimaleinlage fünf Mio, aber das brächte dann schon den nötigen Pepp in Ihr Portefeuille, und für die ersten Anleger schmeißen die noch eine Reise nach Shanghai rein, da können Sie sich dann persönlich davon überzeugen, wie bei den Schlitzaugen die Post abgeht. Darf ich Ihnen mal die Unterlagen mitgeben?«
    Äbersold fragte sich, ob und wann Friedli schnallen würde, dass Realty Immobilien bedeutete. Wahrscheinlich zu spät, grinste Äbersold in sich hinein.
Neunzehn
    »Guten Morgen, Herr Thiele, und grüezi aus Zürich«, trompete Kuster ins Telefon, »was kann ich für Sie tun? Ah ja, auf Empfehlung von Herrn Jochimsen, aber ja, ein jahrelanger guter Kunde bei uns.«
    Natürlich hatte Kuster den Thiele zuerst von seinem Assistenten abchecken lassen, denn er konnte ja nicht seine wertvolle Zeit mit irgendwelchen Möchtegerns verplempern, aber das musste Thiele ja nicht wissen.
    »Steueroptimierung? Aber sicher, da haben wir eine Vielzahl von Modellen, natürlich zugeschnitten auf die individuelle Situation eines Kunden. Dürfte ich mich erkundigen, von welcher Größenordnung wir hier sprechen?« Kuster spitzte seine Lippen zu einem lautlosen Pfeifen. »Ja, das ist natürlich ein ansehnlicher Betrag, hätten Sie denn die ganzen siebzehn Millionen in Cash zur Verfügung? Ah ja, Sie möchten Ihre Einlagen aus Liechtenstein transferieren. Sehr vernünftig, Herr Thiele, wir wollen ja nichts gegen unsere Kollegen bei der LGT sagen, aber ständig Kundendaten verlieren, das ist natürlich schon etwas suboptimal … Genau. Schauen Sie, Herr Thiele, zieht es Sie in nächster Zeit einmal nach Zürich? Wir haben ja im Gegensatz zu Vaduz auch einen Flughafen, nicht wahr? Aber nein, Herr Thiele, da unterschätzen Sie etwas unsere Servicefreundlichkeit, ich lasse Ihnen gerne einen Flug reservieren, aber selbstverständlich, haben Sie Präferenzen, was das Hotel betrifft? Oh, tut mir leid, das Dolder ist leider geschlossen, ja, Umbau. Aber dürfte ich Ihnen den Widder empfehlen, wäre gleich bei uns um die Ecke sozusagen, zwei Schritte, und Sie sind an der Bahnhofstrasse. Genau, Herr Thiele, mailen Sie mir doch ein paar Terminvorschläge, und wir kümmern uns dann um den Rest. Selbstverständlich, Herr Thiele, Sprüngli gibt es noch, aber sicher, Sie mögen die Truffe du jour? Ja, fabelhaft, was wir Schweizer aus Schokolade machen können, kommt gleich nach Banking. Dann freue ich mich darauf, Sie demnächst persönlich kennenlernen zu dürfen. Ach, und wenn ich Sie noch bitten dürfte, allfällige Unterlagen nur in elektronischer Form mitbringen, Sie wissen ja, der deutsche Fiskus, genau. Nein, Herr Thiele, meine Schweizer Neutralität erlaubt es mir nicht, das zu kommentieren, hehe, aber ich würde Ihnen da nicht widersprechen wollen. Schönen Tag noch!«
    Großartig, dachte Kuster. Keine Vermittlungsprovision an einen deutschen Anlageberater fällig, wenn Thiele wirklich eingetopft werden konnte, dann hatte er bereits im März fast die Hälfte des New Business für dieses Jahr generiert.
    Kuster schrieb kurz ein Memo an Müller, Flug, Widder, komfortables Einzelzimmer, für siebzehn Millionen gab es noch keine Suite, aber bitte eine Schachtel Truffe du jour als Willkommensgeschenk. Siebzehn Millionen, schwarz, also war nicht zu erwarten, dass Thiele groß Stunk machen würde, wenn eine ganze Latte von Fees, Kommissionen, Courtagen und Verwaltungsgebühren in Stellung gebracht werden, aus dem holen wir locker, Kuster rechnete kurz im Kopf nach, na, eine Tonne im Jahr sollte da drinliegen, mindestens. Aber dafür konnte Thiele sicher sein, dass die deutschen Steuerbehörden niemals Zugriff auf seinen Geldbunker bekämen. Außer, Deutschland marschiert doch noch in die Schweiz ein, kicherte Kuster, aber die kümmern sich doch lieber um Afghanistan.
Zwanzig
    So ein Käse, sagte sich Hugentobler, schon wieder eines dieser »Clarification Meetings«, wo einem die Ohren vollgequatscht werden mit Fachchinesisch made in USA. Zuerst stellt man Ingenieure ein, Physiker, Mathematiker und all dieses intellektuelle Pack, kauft ihnen Hochleistungsrechner und Superdatenbanken, schickt sie an Financial-Design-Kurse und Meetings, lässt sie jahrelang an ihren Modellen basteln, Instrumente austüfteln, die Unterlagen der US-Boys studieren, und jetzt muss man sich auch noch anhören, warum die Super

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