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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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glasklar, würde dir gerne die Unterlagen zeigen, morgen Abend hat mir ein Kunde bei Petermanns abgesagt, hättest du da zufällig Zeit und Lust oder sogar beides? Prima, so gegen 19.30 Uhr? Freu mich.«
    Für ziemlich alle kam es überraschend, dass Felber eine Woche später zum Aufbau von New Business nach Irkutsk versetzt wurde. Am meisten überrascht war aber sein Assistent Emil, dass er mitmusste, dabei gab es in Irkutsk definitiv keine Truffe-Brioche. Gar nicht überrascht war Kuster, der Emils immer verzweifeltere Mails und Anrufe ignoriert hatte.
Siebzehn
    »Habe ich eigentlich auch DOAs in meinem Portefeuille?« Philipp Kuster seufzte, früher oder später musste ja mal ein Kunde zu ihm durchkommen, der diese Frage stellte.
    Leicht melancholisch betrachtete er den Depotauszug von Müller auf seinem Bildschirm, aber hallo, dachte Kuster. Offenbar hatte dem ein gieriger Anlageberater letztes Jahr für ganze zehn Tonnen amerikanische Schrott-Hypotheken reingedrückt, die waren inzwischen natürlich weg. Dir bleiben doch immer noch siebenunddreißig Mio, sagte sich Kuster, aber er war sich nicht ganz sicher, ob Müller diesen Blickwinkel so ganz teilen könnte. »Sie meinen sicherlich Collateralized Dept Obligations, also CDOs, Herr Müller, nun, in der Tat …«
    »Nein, ich meine DOAs«, keifte Müller zurück, »das kommt von Death on Arrival, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Oh, dachte Kuster, ein kleiner Scherzkeks, und den Ausdruck kannte ich nicht, bei uns heißen die Dinger Nuclear Waste. Aber semantische Spielchen würden hier wohl auch nicht weiterhelfen. »In der Tat wurde im Rahmen der von Ihnen gewählten Anlagestrategie ein nicht allzu erheblicher Prozentsatz Ihres im Übrigen sehr komfortablen Portefeuilles …«
    Müller unterbrach ihn schon wieder: »Ich will jetzt wissen, wie viel von meinem Geld Sie da verbraten haben und wie viel Geld noch in meinem Depot ist, das ich im Übrigen demnächst abziehen werde.«
    Okay, dachte Kuster, wenn du Krieg willst, dann sollst du ihn haben: »Das würden wir natürlich außerordentlich bedauern, Herr Müller, und gestatten Sie mir zu erwähnen, dass wir in den vergangenen Jahren regelmäßig die Benchmark des Marktes geschlagen haben, was Ihnen insgesamt doch den schönen Ertrag von knapp zehn Millionen alleine in den letzten vier Jahren generierte.«
    »Ach ja«, giftete Müller, »da haben Sie aber nicht Ihre Kommissionen, Spesen und Fees abgezogen, halten Sie mich eigentlich für blöd?«
    Nein, dachte Kuster, ich halte dich einfach für ein blödes Arschloch. »Nun«, sagte Kuster stattdessen, »es ist richtig, dass zur Deckung unseres Aufwands bei der aktiven Bewirtschaftung Ihres Depots Ihnen eine klar ausgewiesene Kostenbeteiligung gemäß den von Ihnen unterzeichneten allgemeinen Geschäftsbedingungen …« Aber Kuster konnte wohl nie ausreden …
    »Ich frage Sie jetzt zum letzten Mal: Wie viel?«
    Fick dich doch ins Knie, dachte Kuster, einen letzten Versuch zur Güte kriegst du noch: »Wie Sie wissen, sind die Märkte im Moment bezüglich dieses Anlagemodells illiquide, wir sind aber mit aller Kraft dabei, durch Hedging, Risk Management und eventuell durch den Einstieg in Distressed Funds eine Neubewertung dieser Positionen zu erreichen. Das bedeutet in Ihrem Fall«, diesmal ließ sich Kuster nicht unterbrechen, »das die von Ihnen beauftragte Anlage in CDOs in diesem Moment, in dem wir sprechen, mangels Markt nicht finanziell quantifiziert werden kann. Das heißt aber auf keinen Fall, dass sie abzuschreiben wäre. In einigen Wochen sehen wir da sicherlich klarer. Wenn Sie aber tatsächlich jetzt Ihr Depot auflösen würden, was wir wie gesagt sehr bedauern würden, dann müssten Sie natürlich die durch das nötige Glattstellen aller Position anfallenden Verluste tragen, und da sprächen wir dann doch von einer Größenordnung von immerhin zehn Millionen.«
    »Zehn Millionen«, explodierte Müller, »Sie haben in einem knappen Jahr zehn Millionen in den Sand gesetzt?«
    »Keinesfalls, Herr Müller, keinesfalls, wir haben in Befolgung Ihrer Anlagestrategie und von Ihnen beauftragt gewisse Investitionen getätigt, die sich im Augenblick als Underperformer erweisen.«
    »Underperformer? Zehn Millionen weg ist für Sie ein Underperformer?«
    »Wie gesagt, Herr Müller, ich persönlich kann Ihre Position sehr gut verstehen, ich kann Ihnen aber versichern, dass unsere besten Händler, Strukturier und Juristen mit Hochdruck daran arbeiten, das

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