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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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Subprime Notes um sechsundachtzig Prozent näher sind am Totalabschreiber als die RMBS und warum die CBMS im Moment noch nicht tangiert sind, während es bei den RLNs langsam eng wird.
    Letzte Woche, als es um diese verdammten Alt-A-CDOs ging, bekam sogar Baumann eine rote Birne; ich hoffe nur, dass es an seinen unterentwickelten Englischkenntnissen lag und nicht am Unverständnis der Materie selber. Dabei haben wir den Affen vier Monate nach Malta geschickt, in den Crash-Kurs für angehende Topkader, hängten noch zwei Monate Australien dran, als herauskam, dass er in Malta wohl eher mit der Freundin beschäftigt war, und richteten ihm an beiden Orten eine extra schnelle Internet-Verbindung ein, damit er weiter an seinen Modellen und Produkten basteln konnte. Wenn ich den Namen Baumann nur schon höre!
    Und heute geht es also um den Begriff RLN. Wer erfindet um alles in der Welt solch einen Mist? An sich war Hugentobler ja immer dagegen, dass sich die Bankunion mit solchem Ami-Kram beschäftigt. Aber wenn du mal Generaldirektor bist und dir sieben Abteilungen den ganzen Tag die Ohren vollquatschen mit ihren mathematischen Marktmodellen, implizierten Volatilitäten, Regressionsfaktoren, Chi-Tests, multiplen Regressionsanalysen, Mehrfaktor-Prognosemodellen und so weiter, dann gibst du halt mal nach. Willst ja schließlich wieder einmal in Ruhe Mittag essen in der »Juwelenhalle«, mit Schawalder über die guten alten Zeiten reden und dich endlich etwas am Bonus freuen. Himmel Arsch! Kam bis heute nicht dazu, vom 2006er auch nur einen Rappen sinnvoll anzulegen, seufzte Hugentobler.
    Der Pedrazzini-Heini ruft täglich an und versucht, mich von der Vivale auf die Special upzugraden. »Für lumpige hunderttausend kaufen Sie sich eine Menge mehr Spaß, Herr Hugentobler. Ich würde Ihnen in diesem Fall das Runabout-Boot mit einem vollen Tank übergeben und Ihnen gratis die Seile für die Wasserskis installieren. Den Bootsplatz habe ich vorsorglicherweise schon reserviert für Sie, Herr Hugentobler; die Plakette mit den Initialen Ihrer Gemahlin montiert, sie wird entzückt sein.«
    Wenn der wüsste, mit was für einem Mist ich mich hier rumschlage, sinnierte Hugentobler. Der hat es gut, zimmert ein paar Mahagoni-Bretter zusammen, pinselt das Ganze mit etwas Lack, schmeißt einen Tausend-PS-Motor rein, und schon ist er eine halbe Tonne reicher. Und jedes Jahr fünfzig Kisten Service; für die drei Stunden, die du allenfalls einmal nach Hurden ins Rössli schipperst, um dir ein paar Egli Meunière runterzuspülen mit einem Chablis. Und wenn es dir so geht wie Karl, dann lädst du am besten auch dann noch einen Kunden ein, dann kannst du die Reparatur des Bugs und des Schiffstegs wenigstens der Bude verrechnen.
    Also, stopfen wir uns halt die RLN-Lektüre rein, Hugentobler musste sich endlich wieder auf seine Tagesaufgaben konzentrieren, da half ja alles nichts. Ohne neue Angebote keine Depot-Umschichtungen – ohne Depot-Umschichtungen kleinerer Bonus – kleinerer Bonus, kleineres Boot, so schaute es aus. Aber eines sage ich den Kerlen gleich zu Beginn, schwor sich Hugentobler finster: Wenn diese Tranche auch noch hops geht, dann können die den Scheiß ohne mich aufräumen. Dann rufe ich den Pedrazzini-Heini zurück.
Einundzwanzig
    Am Montag kreuzt garantiert wieder so ein Kolumbianer oder Brasilianer auf, dachte Äbersold, als er am Freitag Nachmittag nach dem Mittagessen das Tennisrack aus dem Schrank holte. Denn Carla fliegt heute aus Miami zurück. Es war gar nicht so einfach gewesen, sie für diese neue Herausforderung zu motivieren, aber Äbersold hatte schon immer ein geschicktes Händchen bei solchen Sachen. »Aber I gann ja gare gei Englisch, Herr Äbersold. Und I weiße au nöd, was mini Mama saga«, hatte sie am Anfang protestiert, typische Italienerin halt.
    »Aber es ist doch nur für drei Monate, Carla, irgendjemand muss die Kontoeröffnungsunterlagen auf den Bahamas einfach einmal aufräumen. Und Sie haben in dieser Beziehung hier am Hauptsitz eine wirklich glückliche Hand bewiesen.«
    Doch Carla war immer noch nicht überzeugt gewesen: »Ja, aber ig bekomme Trombose im Flugi. Letschte Sumer uf em Flug uf Mallorca bin i fascht omächtig worde. Und i muess mindestens eimal im Monat mini Mama bsuche.«
    Na, hatte Äbersold gedacht, diese Probleme waren lösbar: »Keine Sorge, Carla, Sie fliegen natürlich Business, da können Sie Ihre Beine hochlagern, bekommen keine Trombose, und das mit dem monatlichen Flug

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