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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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geholfen, so
wie man sich half in den Kreisen, in die Karl sich begeben hatte, und wir
durften es benutzen, wann immer wir dem Gestank der Mülltonnen und der Hitze
entkommen wollten, die zwischen Häuserwänden gefangen war, dem Lärm der
Stimmen, der zu unseren Fenstern drang und auch spät am Abend kaum nachließ,
wenn der Verkehr rund um den Petersplatz mit seinen Abgasen weiter an den
weißen Gesichtern der Apostel nagte.
    Karl hatte zuerst nicht
mitgewollt, er hatte gefragt, was er zwischen Salamandern und Blindschleichen
solle, die sich durchs Gras schoben, jetzt, da er seine Liebe zu Steinen
entdeckt hatte, zu gepflasterten Wegen und Ampeln, die in Rom zu keinem Zweck
aufgestellt waren und an denen er deshalb auch nie mit seinem Roller stehen
blieb, auf dem er wie jeder hier ohne Helm fuhr. Trotzdem lieh er sich an einer
der verstopften lauten Straßen, die aus der Stadt führten, uns zuliebe einen
roten Fiat, mit einem Fenster im Dach, das Aja sofort aufkurbelte. Karl nahm
sein Fahrrad mit, das bislang nur in seinem Zimmer gestanden hatte, zerlegte
den Rahmen, zog die Räder ab, und weil es auch so nicht in den Kofferraum
passte, band er die Klappe mit einem Seil fest, weil er zwischen den
Sonnenblumenfeldern über die Hügel fahren wollte, auf denen wir nie jemanden auf
einem Rad sahen und jeder schaute, wenn Karl seines über einen Platz schob und
an einer Mauer stehenließ.
    Wir hatten das Haus nur schwer
gefunden, hatten viele Male den falschen Weg über den Hang genommen und den
richtigen wenige hundert Meter weiter verfehlt, hinter einem alten Friedhof
und einer Reihe schlanker Pinien, deren Kronen sich aneinanderschmiegten und zum
Hang neigten. Aja hatte in der einzigen Bar gefragt, jemand hatte sein Glas
abgestellt und uns mit großen Gesten auf den von Friedhofsmauern versteckten
Weg geführt, den wir allein nicht hatten finden können. Erst dann konnten wir
es sehen, ein blassbraunes Steinhaus, das Licht und Sonne abwehrte, mit kleinen
Fenstern und einer Terrasse, bedrängt von Lavendel und hohem Gras, das lange
nicht geschnitten worden war, beschattet von Kiefern, die sich beugten, als
könnten sie sich jeden Augenblick mit ihren Wurzeln lösen und den Hang
hinabrollen. Karl schraubte sein Fahrrad zusammen, stellte es neben die Tür,
und bis zum Abend hatten Spinnen ihre Netze um die Räder gewebt. Wir ließen
uns in die Stille fallen, so wie wir uns hatten ins Wasser vor Ostia fallen
lassen, nachdem uns der Zug in Termini zum ersten Mal ausgespuckt hatte, ich
vielleicht noch mehr als die anderen, weil ich die Landschaft in meiner
Vorstellung nicht besser hätte entwerfen können, auch nicht das Licht am Abend,
wenn es sich rot auf Hügel und Kirchtürme legte und wenig später die Zypressen
schwarz färbte.
    Wenn die Vögel uns am Morgen
weckten, sagte Karl, hört nur, der Zwang der Natur, und am Abend, wenn die
Hitze nachließ, sagte er, lasst uns durch die Berge ziehen, und wir liefen
sofort los, auf überwucherten Pfaden, zwischen Schweinen und Schafen, lösten
Gatter und traten auf Schneckenhäuser, die unter unseren Schuhen wie Glas
knirschten. Hinter Olivenbäumen fanden wir einen Tümpel, zogen uns aus,
balancierten an Wespenschwärmen vorbei und warfen uns ins dunkle Wasser, das
unsere Arme und Beine schluckte, übersät von Blättern und grünen Linsen, von
Gräsern und Libellen, die ihre zitternden Flügel senkten, wenn sie sich auf
unsere Schultern und nassen Haare setzten. Es war, als habe sich Évis Garten
vergrößert und mit neuem Gesicht zwischen diesen Hängen ausgebreitet, damit
wir zwölfhundert Kilometer von Kirchblüt nicht auf ihn verzichten mussten, als
sei er für uns in den Süden verpflanzt worden, damit wir ihn hinter einer Reihe
schiefer Pinien wiederfinden konnten, und wenn das letzte Blau in den Hügeln
hängenblieb, sagten wir, der heilige Franz war es, er hat ihn für uns
hierhergebracht, nur den Birnbaum hat er vergessen. Wir liefen schnell über die
schmalen Pfade, als hätten wir nie etwas anderes getan, Aja in ihren Schuhen
mit den Stoffblumen über den Zehen, Karl und ich barfüßig, und bald schienen
sie uns so vertraut wie die Wege, die rund um Évis Haus die Felder durchzogen.
Abends sprangen wir in den Tümpel, wuschen die Hitze ab und kehrten erst
zurück, wenn die Sonne schon untergegangen war. Wir tasteten uns durch die
Dunkelheit an Gattern und Zäunen entlang, und wenn ein Wind in die Sträucher
fuhr, in den Lavendel und ins hohe Gras, in die Hecken

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