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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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gestreut hatte, das Licht, das die Lamellen nur in Streifen
auf meine Blätter ließen, und träumte später von Grashüpfern, die auf meinen
Teller sprangen, und von Sonnenblumen, die in der Dämmerung die Köpfe senkten,
als schämten sie sich.
    Karl kam an dem Morgen, an dem
sich ein Skorpion in mein Bett gelegt hatte, in eine Mulde zu meinen Füßen, und
als Karl ihn mit dem Laken hinaustrug und zwischen die Steine in die Sonne setzte,
wusste ich, etwas war anders. Ich hatte es schon gemerkt, als Karl gehupt und
mir durchs offene Dach gewinkt hatte, als ich aufgesprungen und die wenigen
Schritte zu ihm gelaufen war, schon als er aus dem Wagen gestiegen und sich mit
beiden Händen durchs Haar gefahren war, sein helles Hemd aufgeknöpft und über
die Stuhllehne geworfen hatte, weil es ihm auf der Fahrt warm geworden war. Ich
hatte es daran gemerkt, wie er die Heuschrecke auf seinen Arm hatte springen
lassen und wie einen seiner Fotoabzüge betrachtet hatte. Karl schob den Stuhl
heran und setzte sich unter den Feigenbaum, seine dunkelgrün glänzenden
Blätter, und weil ich trotzdem glaubte, er habe es eilig, es dränge ihn zurück
nach Rom, er wolle auf dem Land, zwischen Heuschrecken und Spinnweben, zwischen
Blindschleichen, die ein langes S im Staub ließen, bevor sie verschwanden,
keine Zeit mehr verlieren, nahm ich die Steine von den Papieren und räumte
meine Hefte und Bücher zusammen. Karl ließ sich nicht überreden, ein letztes
Mal in die Bar zu gehen, einen letzten Kaffee zu trinken, einem letzten
Gespräch zu lauschen, bevor wir nach Rom fuhren, zurück zu seinen Mauern,
seinen Gittern vor den Fenstern, seinen gepflasterten Wegen und verstopften
Straßen. Vielleicht hatte ich nicht mehr als eine Ahnung und habe sie mir mit
den Jahren erst zur Gewissheit gefügt. War es sein Gang, was war es, das Karl
anders aussehen ließ an diesem Morgen, war es seine Art, aus dem Auto zu springen
und die Tür zufallen zu lassen, waren es die Schweißlinien auf seinem Hemd,
die mich an die Windungen des Neckars denken ließen, jetzt, da ich den Tiber
vor der Haustür hatte. Oder spielt meine Erinnerung verrückt, weil sie alles
durcheinanderwirft und dreht, weil mir neue Bilder einfallen, die vergessen
waren, wie jene Kleinigkeit, der ich später erst Bedeutung gegeben habe, dass
Karl an diesem Tag die Sonnenbrille mit den grünen Gläsern trug, die Ellen und
Jakob in Heidelberg, in der Nähe des Brückentors gekauft hatten, weil sie Karl
etwas hatten nach Rom mitgeben wollen, das er brauchen und das ihn
gleichzeitig an zu Hause erinnern würde. Beim Abschied hatte er sie Ellen
zuliebe aufgesetzt, im Zug abgezogen und weggelegt, weil er nicht mochte, wie
sie ihren hellgrünen Filter vor alles setzte, den Blick auf die echten Farben
störte und ihre Töne fälschte. Aber jetzt trug er sie, als sei ihm die
Wirklichkeit gleich geworden, als könne die grüne Farbe der Gläser seinen
Augen nichts anhaben, während wir über Serpentinen fuhren, unter den
tiefliegenden Wolken des Mittagshimmels, und mir Karls Handgelenke auffielen.
Sie fielen mir zum ersten Mal auf, mit ihren feinen dunklen Haaren, die sich an
die Haut schmiegten, als habe sie der Wind über den Hügeln in Wellen gelegt.
Karl sagte, das Klack-Klack in seinem Kopf sei stiller geworden, der Schatten
sei gewichen, der nachts vor seinem Bett kauere und ihn anspringe, sobald er
die Decke zurückschlage und die Läden aufstoße, und ich wusste, ich hatte etwas
versäumt, in der kurzen Zeit, in der ich allein geblieben war, um unter Pinien
zu sitzen und dem Flug der weißen Falter nachzuschauen, hatte ich es versäumt.
Ich war zu dumm gewesen, den Lauf einer Heuschrecke zu deuten, die mir über
Tage gefolgt war, als müsse sie erst Feuer fangen und in einer Gasflamme aufgehen,
damit ich etwas begreifen konnte.
    Karl trug meine Taschen die Stufen
hoch, in seinen neuen Schuhen, die er auf einer unserer Fahrten übers Land gekauft
hatte, und weil er sie nicht über Wochen einlaufen wollte, sprang er oben in
der Wohnung von einem Fuß auf den anderen, zehnmal auf den rechten, zehnmal auf
den linken, immer ein bisschen höher, als würden die Schuhe so schneller weich,
während Aja zwischen Büchern auf dem Bett saß, seinen verrückten Tanz verfolgte
und ihre Hände bewegte, als würde sie mit einer Stoppuhr die Zeit nehmen und
wie beim Eislauf Tafeln mit Punkten hochhalten. Sie lachte ihr weites helles
Lachen, goss es durch die geöffneten Läden und Fenster über die

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