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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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und zog die Schultern hoch, als wolle sie sich hinter ihnen
verstecken. Ihr Blick warnte Évi, darauf zu bestehen, dass sie mitkommen
solle. Ich konnte ahnen, wie sehr es Aja schmerzen musste, auf Zigi zu verzichten,
nach all den Wochen, in denen er neben ihrem Rad gelaufen war, ohne müde davon
zu werden, ohne die Lust daran zu verlieren, sie auf den Sattel zu heben und im
rechten Augenblick loszulassen, nach all den Tagen, in denen er sie umgeben
hatte wie der Sommerwind den Weizen rund um Évis Garten. Aja trat aus dem Haus,
dem Zigi diesmal keine neue Farbe gegeben hatte, als habe er es vergessen, an
jedem Tag aufs Neue vergessen, es wie sonst zu streichen, immer wenn Aja ihr
Fahrrad vom Maschendraht gelöst, sich von den Hühnern verabschiedet und gegen
die Sonne geblinzelt hatte. Sie holte ihr Fahrrad und schob es über die losen
Platten hinaus, an Zigi vorbei, der am schiefhängenden Tor stehen blieb und
ihr nachschaute, als sie ohne Kuss und Umarmung, ohne ein Wort aufstieg und
sich in ihrem kurzen gestreiften Kleid, mit schnellen Tritten von uns entfernte
und den Feldweg hinabfuhr, auf dem sie in diesem Sommer gelernt hatte, das
Gleichgewicht zu halten. Bevor der Weizen sie verschluckte, riss sie die Arme
hoch, so wie Zigi es ihr beigebracht hatte, als schicke sie zum Abschied diesen
letzten Gruß, senkte sie aber schnell und fasste die Lenkstange, als habe der
Mut sie plötzlich verlassen.
    Zigis Sommer hörte auf, obwohl Aja
sich gewünscht hatte, es würde nicht geschehen, er müsse nicht enden und Zigi
zurück an einen Ort schicken, von dem Aja nicht wusste, wie und wo er war, auch
nicht, ob sie ihn jemals würde sehen können. Alle Kinder, die an den Abenden mit
Zigi durch den Garten geturnt, am Netz hochgesprungen waren und Bälle
geschlagen hatten, kehrten zurück in ihre Häuser und tauschten die hellen Tage
mit Zigi bald gegen etwas anderes. Nur Aja schien nichts zu haben, das sie
hätte ablenken können. Wenn Évi neben ihr lief und sie auf ihrem Fahrrad
anschob und mit schnellen, großen Schritten auf einer Höhe mit ihr blieb,
wollte es nicht passen. Nichts davon wollte passen, nicht Évis Füße in Schuhen,
ihre langen, schmalen Beine, ihr Haar, das sie mit dem bunten Tuch
zurücksteckte, nicht ihr Blick, mit dem sie versuchte, vorzugeben, alles sei
wie immer. Auch ihr Ton wollte nicht passen, wenn ich am Abend ging, nachdem
wir unser Rad geschlagen hatten und sie Aja fragte: Willst du nicht deine
Zeichnung am Lenker richten, willst du sie nicht noch einmal mit etwas
Paketschnur festbinden?
    Als wenig später der Weizen gemäht
wurde, standen Aja und ich am Feldrain. Der Lärm störte uns nicht, nicht der
Staub, der über unsere Köpfe fegte, der Sturm, den die Maschine zu uns
schickte und der an unseren Kleidern zerrte, das Korn, das uns ins Gesicht
schlug, an unseren Lippen haftenblieb und sich in unserem Haar, in unseren Wimpern
verfing. Aja hatte darauf gewartet, dass sie den Weizen ernten würden. Seit
Zigi gegangen war, hatte sie jeden Tag gehofft, es wäre so weit, hatte aus
ihrem schiefen Fenster mit den kurzen Gardinen geschaut, hatte mit ihrem
Fahrrad am Zaun gestanden und auf das Rattern gewartet, mit dem sie die
Maschinen anwarfen und begannen, die Felder abzuernten. In diesem Jahr wollte
sie den Weizen loswerden, zum ersten Mal loswerden, und es konnte ihr nicht
schnell genug gehen, bis sie ihn abtrugen und wegschafften, damit sie ihn
nicht mehr würde sehen müssen. Trotz des Lärms setzten wir uns auf den Feldweg,
mit angezogenen Knien neben Ajas Fahrrad, das dicht genug neben ihr lag, damit
sie ihre Hand mit den drei Fingern ausstrecken und es berühren konnte. Wir
wollten sehen, wie der Mähdrescher den Weizen von den Feldern nahm, durch die
Zigi wie zwischen Wänden gelaufen war, mit einer Hand auf Ajas Schulter und
einer auf ihrem Rücken, auf den bunten Streifen ihres kurzen Kleids. Das
Komische war, dass der Bauer nicht schrie, wir sollten aufstehen und weitergehen.
Er ließ uns sitzen und schauen, wie das Korn durch die Luft flog und den Himmel
über uns braun färbte, als habe er eine Ahnung, dass er etwas verschwinden
ließ, das Aja nicht länger um sich haben wollte.
    Solange es das Wetter noch
erlaubte, gingen wir baden, auch wenn Aja nicht mehr viel Freude daran hatte,
hinter den Feldern durch den Wald zu fahren, zum kleinen See, wo die Wanzen
übers Wasser liefen und wir uns mit den anderen Kindern trafen. Wir fuhren mit
den Rädern vorbei an Warnschildern und dichten

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