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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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lief
ohne Schuhe neben ihr, eine Hand auf Ajas Rücken, auf den bunten Streifen ihres
Kleids, die andere auf ihrer Schulter, damit er sie halten konnte, sollte sie
das Gleichgewicht verlieren. Er lief mit großen schnellen Schritten zwischen
den Feldern, auch nach Wochen lief er noch so, ohne langsamer zu werden, als
der Weizen schon hoch und dicht stand und Aja wie durch eine Schlucht fuhr. Évi
und ich blieben an der Pforte, aber wenn es uns zu lange dauerte, wenn Zigi
und Aja verschwunden waren und wir nur ihre Stimmen hören konnten, gingen wir
ein Stück durch den Staub, bis sich der Weg gabelte und sie hinter zwei Eichen
zu sehen waren, nicht weit von den Gleisen, die zum Bahnwärterhäuschen führten,
Aja mit den Füßen fest auf den Pedalen, Zigi mit den Armen rudernd neben ihr.
Wir hörten Ajas helles weites Lachen, das sich im Weizen verfing und dessen
Klang Évi stehen bleiben und den Blick senken ließ, als sei schon das Schauen
zu viel, als hätten Aja und Zigi in diesen Tagen einen Kreis um sich gezogen,
in den niemand eindringen dürfe.
    Bald fuhr Aja so auf ihrem Rad,
wie Évi durch die Straßen Kirchblüts lief, als müssten ihr die Dinge weichen
und Platz machen und nicht umgekehrt. Zigi brauchte nicht mehr neben ihr zu
bleiben, um sie stützen zu können, selbst wenn sie den Lenker losließ, erst für
einen Augenblick, dann jedes Mal etwas länger. Zigi hatte es mit ihr geübt, er
war wenige Schritte vor ihr gelaufen, hatte die Hände hochgehoben und gezeigt,
wann Aja den Lenker loslassen und wieder fassen musste, und Évi hatte es
erlaubt, wie sie vieles erlaubte, vielleicht weil es ihr unsinnig vorkam, Aja
etwas zu verbieten, das sie ohnehin tun würde. Wenn Zigi loszog, weil er wie
jedes Jahr auf den Straßen jemanden finden wollte, dem er seine Schuhe schenken
konnte, fuhr Aja neben ihm bis zur kleinen Brücke, unter der es jetzt rot von
Klatschmohn war, blieb auf ihrem Rad sitzen und schaute Zigi nach, wenn er sich
umdrehte, um rückwärts durch die Luft zu springen und zum Abschied auf den
Händen weiterzugehen. Sie wartete bis zum Abend, fuhr zu Évi und mir und wieder
zur Brücke, um große Kreise zu drehen, bis Zigi nach Stunden barfüßig
wiederkam, weil er jemanden gefunden hatte, an einer abgelegenen Straße, in
einem Versteck hinter Kartons und Tüten, dem er seine Schuhe hatte geben
können.
    Seit sie Zigi auf dem großen Platz
und den schmalen Wegen ringsum gesehen hatten, seine Art, über Stuhllehnen zu
spazieren und Aja mit einer Drehung auf seine Schultern zu setzen, stellten
sich Kinder aus Kirchblüt an den Lattenzaun, bis Évi das Tor für sie öffnete,
Zigi Decken und Kissen auslegte und uns kleine Übungen beibrachte, uns im Kreis
aufstellen und aus dem Stand viele Male auf Kisten hüpfen ließ, bis wir in
seine zusammengelegten Hände springen, auf seine Schultern klettern und uns auf
dem Boden abrollen konnten. Er ließ uns zu zweit, zu dritt auf einer Schaukel
stehen, die er so hochgebunden hatte, dass sie wie ein Trapez über dem Boden
schwang, und zeigte uns, wie wir darauf in die Knie gehen und uns festhalten
sollten. Er ließ uns auf dem Rücken liegen und Steine auf den Fußsohlen
balancieren, später Einweckgläser aus Évis Küche, die wir mit nackten Füßen
weiterreichten, ohne dass eines davon zu Bruch gegangen wäre, im ganzen Sommer
nicht eines. Neben dem Bachlauf, der kein Wasser führte in diesen Tagen,
spannte er ein Netz über den Weg, an zwei Pfosten aus Holz, die er mit einem
Hammer in den Boden geschlagen hatte, und wir warfen Bälle darüber, während Aja
auf ihrem Rad unter dem Netz hindurchfuhr, zwischen springenden, rufenden
Kindern, unter fliegenden Bällen den schmalen Weg hinauf, bis sie vor dem
hochgeschossenen Mais stehen blieb, um sich umzudrehen und zurückzuschauen. Es
schien, als kämen jetzt alle Kinder aus Kirchblüt, um sich an den Nachmittagen
vor dem schiefhängenden Tor zu drängen und auf Zigi zuwarten, darauf, dass er
einen Ball schnappen und ihn über den Zaun schlagen würde, während Évis Blick
die Libelle zwischen seinen Schultern streifte und zu den nahen Weizenfeldern
wanderte, zwischen denen Aja Radfahren gelernt hatte.
    An Ajas Geburtstag, den Zigi zum
ersten Mal mitfeiern konnte, hängte er gelben Stoff als Vorhang zwischen die
Bäume und stellte ein Podest auf, an dem er seit Tagen gehämmert und geklopft
hatte. Er hob Ajas Fahrrad darauf, hielt den vorderen Reifen zwischen den
Beinen fest, und Aja kletterte über den

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