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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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Sattel auf Zigis Schultern, streckte
ihre Arme hoch, und dann standen sie wie ein großes A, das wir längst schon schreiben
konnten, bis Zigi Aja durch die Luft drehte und zurück auf den Sattel stellte,
wo sie sich so tief vor uns verneigte, dass wir ihren Nacken sehen konnten.
Zigi fügte sich in die Menge aus Kindern, als sei er selbst eins, als sei er
eines dieser Kinder, die ohne Einladung gekommen waren. Er sprang mit uns in
die Wannen, die Évi am Morgen wieder mit Wasser gefüllt hatte, schnappte nach
den Zuckerstangen, die quer durch den Garten an Wäscheleinen hingen, schoss
Bälle in die Luft, bis sie in den Baumkronen verschwanden, und ließ sich von
Aja ein Tuch um die Augen binden, um blind nach uns zu tasten. Évi versuchte,
unsichtbar zu bleiben an diesem Tag, sie stand am Küchenfenster und zupfte an
den kurzen Vorhängen, als dürfe sie das Haus nicht verlassen, als habe sie
ausgerechnet heute keinen Zutritt zu ihrem eigenen Garten. Am Abend war es
Zigi, der ohne Schuhe am schiefhängenden Tor die Eltern empfing, mit einem
Gesicht, als sei dies der Ort, zu dem alle drängten und an dem nur für wenige
Platz war. Er führte sie zum Tisch, dessen Beine tief in den Mauselöchern
standen, zog Stühle heran, schenkte mit einer Kelle Perlwein mit Erdbeeren in
Gläser und reichte sie weiter, ohne ein Wort zu sagen, wie ein Kellner, den Évi
für diesen Tag bestellt hatte. Zigi brachte die Kinder nach Hause, die nicht
abgeholt wurden, in diesem Jahr zog er den Karren über den Feldweg und legte
Pausen ein für seine Luftsprünge, während wir jedes Mal den Atem anhielten.
Aja hatte sich gewünscht, noch zum Waldsee zu gehen, und als Zigi sich nach dem
Schwimmen im Sand ausstreckte, legten wir unsere Köpfe an seine Schultern.
Zurück jagten wir über die sommerwarmen Felder, und wo der Weizen hoch genug
war, ließen wir uns fallen und versteckten uns, versuchten, nicht zu lachen
und noch nicht einmal zu atmen, damit Zigi uns nicht finden, damit er weiter am
Feldrain nach uns rufen würde. Später kletterten wir ins große Tuch, das Évi
wieder von Baum zu Baum gespannt hatte, hielten Weizenähren in den Händen,
lösten Korn für Korn, ließen sie ins Gras segeln und hörten auf Zigi, der im
Küchenfenster saß und Geschichten erzählte, für die sein Deutsch gerade
reichte und Aja ihm die Wörter gab, wenn sie doch fehlten. Wir wussten nie, ob
Zigi sich diese Geschichten ausdachte, ob er sie in diesem Moment erfand, wie
es ihm gerade einfiel, oder ob er sie gehört und für Aja gesammelt hatte, auch
wenn er jedes Mal sagte, alles sei wahr, alles sei genau so gewesen und nichts
davon erfunden.
    Évi holte frische Gläser und
Teller mit Wurst und Brot, pflückte Tomaten von den Stauden, als hätten wir zu
wenig gegessen, und obwohl sie die Augen verdrehte und den Kopf schüttelte,
wenn Zigi anfing, zu reden, schob sie die Bank unter den Birnbaum und legte
sich auf die bunten Kissen, um zuzuhören. Aja und mir war es gleich, ob Zigis
Geschichten erfunden waren, ihre Melodie trug uns durch die hellen Tage dieses
Sommers, Zigi webte eine Welt für Aja, so viel konnte ich schon begreifen, als
könne die vorgefundene nicht ausreichen, als müsse er sich eine buntere Welt
ausdenken, als müsse er das, was er sah, auseinandernehmen und neu
zusammensetzen, damit es für Aja gut genug sein, damit es für sie reichen
würde. Wir vergaßen nicht, was Zigi erzählt hatte, es fing nur an, sich zu
verschieben und so zu verdrehen, dass wir es Jahr für Jahr weniger zusammenfügen
konnten und es uns schwerfiel, noch daran zu glauben, auch wenn Aja nie nach
der Wahrheit fragte, auch später nicht, vielleicht aus Angst, Zigis Geschichten
könnten auseinanderfallen, sobald wir sie berührten.
    Zigi fing an, von einer Wette zu
erzählen, aus einer Zeit, als er Évi noch nicht begegnet war, lange bevor es
Aja in seinem Leben gab, in den letzten Tagen und Wirren des hässlichen
Krieges, wie er ihn nannte, als er an der Küste Englands abgestürzt, neben dem
Flugzeug gefunden und als Gefangener weggebracht worden sei, damit er im
Schacht eines Berges Kohle abbaue. Jemand habe ihm gesagt, wenn du einen Hund,
ein kleines Hündchen hast, werden sie dich wegschicken und gehen lassen, keiner
kann im Bergbau mit einem Hund arbeiten, und Zigi war losgezogen, um in einem
der nahen Dörfer einen zu finden. Auf einem Hof am Ende einer sich windenden
Straße hatte er einen jungen deutschen Schäferhund losgebunden, der ohne zu
bellen mit

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