Bank, Zsuzsa
ihm gegangen war. Er hatte ihn Otto genannt und am nächsten Tag
mitgenommen zur Grube, wo er sich wie jeden Morgen mit den anderen in eine
Reihe zu stellen hatte. Als man nach dem Hund fragte, trat Zigi vor und sagte,
zu ihm gehöre er, Otto heiße er. Mit einer Handbewegung, als wollten sie ihn
ohrfeigen, ließen sie ihn mit Otto weggehen, die Straße zwischen
Schotterhaufen hinab, mit einem letzten Winken zu den Bergleuten, die ihm
nachschauten, bevor sie wenig später vom Schacht verschluckt wurden. Zigi
sagte, er habe mit ihnen gewettet, ohne einen Penny, ohne Kleider und Essen,
allein mit diesem kleinen deutschen Schäferhund in den Süden zu kommen, wo er
auf eines der riesigen Schiffe steigen wollte, das ihn über den Atlantik tragen
würde. Me no money, me no eat, me no english, hatte einer für ihn
aufgeschrieben, winzig in die Mitte eines Zettels, der ansonsten weiß blieb und
den Zigi bei sich trug wie eine Schatzkarte und aus seiner Brusttasche zog,
sobald sich jemand vor ihn stellte. Mit diesen drei Parolen, die er aufzusagen
lernte, war er auf einen Zug gesprungen, und der Schaffner hatte ihn nicht auf
die Gleise geworfen, sondern mitfahren und auf dem Gang sitzen lassen, unter
einem schmutzigen Fenster, auf einem schmalen Sitz, der mit einem Lederriemen
hochgebunden war und den er für Zigi heruntergeklappt hatte. Er brachte zwei
Brote mit Käse, eines für Zigi und eines für den Hund, auf den er deutete, und
Zigi warf es Otto hin, zur Belohnung dafür, dass er wegen ihm in diesem Zug
saß, der ihn wegtrug von einer Küste und einem Flugzeugwrack, von einem Kohlewerk
und einem Dorf, dessen Namen er soeben schon vergessen hatte. Jetzt erst
spürte er seine Müdigkeit und lehnte den Kopf ans Fenster, schloss die Augen,
um nicht länger hinauszuschauen über weite grüne Täler, die genauso aussahen
wie in seiner Vorstellung. Als der Zug in die Hafenstadt einfuhr, hatten ein
paar der Bergleute schon auf ihn gewartet, auf dem einzigen Bahnsteig des
Bahnhofs, unter einem halben Dach und einer Uhr ohne Glas und Zeiger. Einen
Wagen hatten sie besorgt und waren angereist, nur um zu sehen, ob Zigi es
wirklich schaffen würde, ohne einen Penny anzukommen, um ihn zu beklatschen,
ihn und den deutschen Schäferhund, der neben Zigi aus dem Zug sprang und zum
ersten Mal bellte, als habe er den richtigen Augenblick dafür abwarten wollen.
Sie gaben Zigi aus ihren Taschen und Geldbörsen das Wettgeld, das für die
Schiffspassage über den Atlantik nicht gereicht hätte, aber Zigi zählte es
nicht, er faltete und steckte es schnell in seine Hose, weil er plötzlich Angst
hatte, jemand könne es sehen und stehlen wollen. Den Hund schenkte er einer
Fremden, die vor Otto stehen blieb und mit der Zunge schnalzte, zu ihm redete,
ihn streichelte und mit der flachen Hand auf ihre Schenkel schlug, um ihm zu
bedeuten, er solle seine Pfoten heben. Zigi sagte, sie solle ihn mitnehmen und
Otto nennen, das sei der Name, auf den er höre, und dann wiederholte sie
diesen Namen, mit einem O, das eher wie ein A klang, einige Male, schnell
hintereinander, Otto, Otto, Otto, und der Hund lief ohne zu bellen neben ihr
den Bahnsteig hinunter und verschwand.
Am Ende dieses langen Sommers, in
dem alles aufgehoben und vergessen war, nahm Zigi Abschied, und obwohl Aja
gewusst hatte, dieser Tag würde kommen, wirbelte er etwas in ihr durcheinander,
von dem sie sich lange nicht erholte. Die Zeit war in diesem Sommer nicht
weitergelaufen, sie hatte die Tage in eine Gleichmäßigkeit gegossen, die es
sonst in Ajas Leben mit Zigi nie gab. Als Zigi abfuhr, war es, als sei Aja
einer Täuschung erlegen, als sei sie nicht achtsam genug gewesen und
ausgespielt worden. Ich hatte über Nacht bleiben dürfen, um Zigi am Morgen ein
letztes Mal zu sehen, und als ich aufstand und die Stufen vor dem Fliegengitter
hinabstieg, wartete er schon mit seinem dunklen Koffer am schiefhängenden Tor. Évi
trug ein helles Kleid, das ihre Beine versteckte und das sie am Abend zuvor auf
dem Küchentisch über einem Leinentuch gebügelt hatte. Sie sah zum ersten Mal
müde aus, seit Zigi hier war, ihre Augen waren kleiner als sonst, als habe sie
in der Nacht etwas aufgeschreckt und nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Aja
ging diesmal nicht mit, um an der Haltestelle zu stehen, wenn Zigi auf den Bus
springen, wenn er sich aus der Tür lehnen und mit seinem Hut winken würde,
bevor der Bus abbiegen und hinter einer Reihe Kastanien verschwinden würde. Sie
schüttelte den Kopf
Weitere Kostenlose Bücher