Bank, Zsuzsa
mit ihren Füßen und stimmte ihre
schnellen Schritte auf seine langsamen ab, ein bisschen als müsse sie Rücksicht
nehmen auf jemanden, der verletzt war und doch zu laufen versuchte. Wenn er Évi
mit Einkäufen sah, nahm er ihr die Netze aus der Hand, stellte sie in den
Aufsatz vor seinem Lenker, fuhr sie durch die Felder und legte sie auf Évis
Küchentisch. Manchmal stand er wie ein Wachposten unter unseren Linden, und
bis in den späten Abend konnten wir seine Schritte hören, wenn er vor den
Zaunlatten auf und ab ging. Genauso schnell wie er am Tag nach Zigis Abreise
auf einem der wieder schiefen Stühle gesessen hatte, verließ er Évis Garten,
sobald sich Zigi ankündigte, in Briefen auf farbigem Papier, die eine Weile
ungeöffnet auf dem Küchentisch lagen, obwohl Évi sie schon lesen konnte, und
solange Zigi hier war, hielt er diesen Abstand, zu dem ihn niemand gedrängt und
den er ganz von selbst abgesteckt hatte. Auch wenn ihm der Blick auf den Putz
der Wände schwerfallen musste, auf die Ziegel, die vom Dach glitten, und die
Regenrinne, die sich nach jedem Schauer weiter zu senken drohte, hatte er
aufgehört, an Évis Haus etwas ausbessern zu wollen. Aber wir wussten, dass Évi
ihm bloß ein Zeichen zu geben brauchte, und er würde seinen Koffer mit den
Werkzeugen holen und anfangen. Etwas war mit Karls Vater geschehen, nicht nur,
weil er nach Zigis Abreise seinen Bart mit einem scharfen Messer abgenommen
hatte und sein Gesicht zeigte, das er bislang dahinter verborgen hatte. Sein
Blick war anders geworden. Wenn er uns anschaute, war es, als könne er uns
jetzt auch sehen, nicht wie früher, als er uns nie erkannt hatte. Er trug
leichtere Hemden und hellere Hosen, die ihm die Strenge nahmen, die Aja und
mich oft verschreckt hatte. Nur den dunklen Regenmantel behielt er an, als sei
es für den Augenblick noch zu viel, ihn einzutauschen gegen einen anderen, der
nicht so schwer auf seinen Schultern liegen würde.
Obwohl sich Karls Vater
zurückgezogen hatte, sobald sich Zigi am schiefhängenden Tor gezeigt, sobald er
es angehoben und die Steinchen durch den Staub geschoben hatte, sobald er
seinen schwarzen Koffer hinters Fliegengitter in Évis schmalen Flur gestellt
hatte, um die wenigen kurzen Wochen eines langen Jahres hier zu verbringen, und
obwohl die Männer keinen Wettstreit mehr austrugen, kämpfte Aja noch immer
gegen Évi. Sie hatte Karls Vater erlaubt, in ihrer Nähe zu sein, auch wenn er
dabei nichts anderes tat, als vor dem Zaun auf und ab zu laufen, Kuchen auf
seinem Fahrrad ins Städtchen zu bringen, an den Nachmittagen unterm Birnbaum
zu sitzen und bei alldem nichts zu sagen. Wenn Évi im Türrahmen stand und ihm
erklärte, welche Bestellungen er in den nächsten Tagen ausfahren müsse,
drängte Aja sich dazwischen, und wenn sie fand, Karls Vater habe oft genug vor
dem Küchenfenster gewartet, nahm sie einen von Zigis farbigen Briefen aus dem
Stapel und wedelte damit vor Évis Augen, als könne Évi sie vergessen haben. Sie
warf Steine gegen die Speichen seines Fahrrads, bis Évi schimpfte, sie solle
aufhören, und wenn sie am Abend hineingehen sollte und Karls Vater noch nicht
losgefahren war, machte sie sich steif und klammerte sich an den Stamm ihrer
Linde. Évi musste sie an den Knöcheln fassen, so in ihr Zimmer tragen und mit
schmutzigen Füßen aufs Bett legen, wo sie in Kleidern schlief, weil es Évi
nicht gelang, sie auszuziehen. Als Karls Vater nach Zigis Abreise den Handlauf
aus Metall wieder angeschraubt hatte, weil Évi ihm wenigstens so viel hatte
zugestehen wollen, hatte Aja die Kuchenbestellungen vertauscht, die Namen mit
Spucke von den Kuchenblechen gewischt und falsche Zettel an die Teller
geheftet, weil sie glaubte, Évi trage Schuld, sie habe Karls Vater aus dem Haus
mit den geschlossenen Läden gelockt und in ihr Leben gelotst, obwohl Aja dort
keinen Platz für ihn vorgesehen hatte. Karls Vater war an diesem Tag umhergeirrt,
war die Gartentore abgefahren, hatte Honigbaisers und Hefezöpfe aus den Kästen
genommen, um sie vorzuzeigen, und da er dabei kein Wort über die Lippen gebracht
hatte, hatte er Stunden gebraucht, bis er alle Bleche und Teller ausgeliefert
hatte. Am Abend war er blass und erschöpft gewesen, hatte in Évis Küche drei
große Gläser Wasser mit Sirup getrunken und sich mit seinem kaum sichtbaren
Winken eilig verabschiedet. Aja war ihm über die losen Platten zum
schiefhängenden Tor nachgelaufen, hatte unter ihrer Linde gestanden und an
ihrem Kleid
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