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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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mit niemandem
sprach, sprach Karls Vater ausgerechnet mit Zigi - stockend und langsam, wie es
zu seiner Art zu gehen und sich aufs Fahrrad zu setzen passte, als sei ihm das
Bein zu schwer, gebeugt den Weg hinabzufahren, den Rücken rund, die Schultern
bis an die Ohren hochgezogen, als seien Sattel, Räder und Lenker, als sei alles
zu klein für ihn. Wenn er jetzt den Kuchen holte, schob er sein Rad nicht mehr
über die losen Platten in den Garten, um es an die Wand zu lehnen und sich
unter den Birnbaum zu setzen, sondern blieb neben Zigi am Zaun stehen und
wartete, bis Évi ihm die Teller bringen würde. Unter Karls Linde, die ihren
Schatten über die Stufen zum Fliegengitter warf, fiel ihm immer etwas ein,
über das er mit Zigi reden konnte, und wenn Zigi auch sicher nicht alles
verstand, schaute er doch, als sei er neugierig, vielleicht um Évi den Gefallen
zu tun, die froh darüber schien, schon weil Karls Vater ihr nie eine Antwort
gegeben, weil er die vielen Sätze, die sie zu ihm gesagt hatte, einfach von der
Stille, die über den Feldern lag, hatte schlucken lassen. Vielleicht hatte sie
Zigi darum gebeten, mit Karls Vater eine Weile am Zaun zu stehen, bevor der
sich aufs Fahrrad setzen und mit seinem angedeuteten Winken losfahren würde,
um in Kirchblüt ihren Kuchen zu verteilen. Jedenfalls duldete Zigi ihn wie
einen Hund, der ihm zugelaufen war und den er nicht fortjagen mochte.
    Bevor Zigi in diesem Herbst
Abschied nahm, ging er zu jemandem, der die schwarze Libelle unter seinem
Nacken entfernen sollte, dem es aber nicht gelang, die Farbe der Flügel
vollständig verschwinden zu lassen. Wenn Zigi sein Hemd auszog, konnten wir das
helle Pflaster sehen, das er aufgeklebt hatte und das alles nur schlimmer
machte, wie Évi fand, weil sie doch wusste, weil doch jeder wusste, was sich
darunter verbarg, und sie sagte: Lass sie, lass sie weiter über deinen Rücken
flattern, lass sie ruhig in deinem Nacken sitzen. Évi war noch nicht bereit,
den Sommer aufzugeben, als könne sie den Wechsel der Jahreszeiten bestimmen
und über den Tag entscheiden, an dem sie sich ablösten. Diesmal hing sie
besonders an ihm und sammelte die Blumenkästen, die Töpfe vor dem Zaun ein und
stellte sie in die Fenster, damit der Sommer bleiben würde, wie sie sagte,
wenigstens noch eine Weile vor ihren Fenstern. Karls Vater hatte sich in den
letzten Wochen zurückgezogen, vielleicht hatte er eingesehen, einen Wettkampf
gegen Zigi nie gewinnen zu können. Er saß erst wieder auf der Bank im Garten,
nachdem Aja und Évi Zigi unter Kastanien, die ihre Blätter schon an den Herbst
verloren hatten, zum Bus begleitet und ihm nachgewinkt hatten, nachdem Zigi Évis
Hände gedrückt, nachdem er sich weit aus der Tür gelehnt hatte und hinter der
nächsten Abzweigung verschwunden war, um dann wie jedes Mal hinauszuspringen
und bis zum Bahnhof zu Fuß weiterzugehen, weil ihm der Bus zu schnell gefahren
war. Erst nachdem Évi ihren Strohhut abgenommen und auf dem Weg zurück ein Rad
nach dem anderen geschlagen hatte, um Aja damit aufzuheitern, schob Karls Vater
sein Fahrrad wieder durch ihren Garten, über die losen Platten, die unter
seinen schweren Schritten wackelten, klopfte ans Küchenfenster und wartete, bis
Évi rufen und warmen Kuchen auf die Treppe stellen würde, auf jede Stufe einen.
Er tat, als sei Zigi nie hier gewesen, als sei er nicht gestern noch über
Stühle und umgelegte Tische gesprungen, als sehe Évis Haus nicht wieder aus wie
früher, bevor Karls Vater angefangen hatte, mit seinen Werkzeugen Hand
anzulegen, als habe Zigi es nicht zurückgeschubst in seine schwebende, schiefe
Lage, mit zwei, drei schnellen Bewegungen seiner schmalen Hände, als habe er
Karls Vater nicht aus dem Garten geschoben, durchs schiefhängende Tor zum
Feldweg, zur Brücke über den Klatschmohn und zurück nach Kirchblüt.
    In den langen Monaten, in denen
Zigi nicht hier war, passte Karls Vater auf Évi und Aja auf, als habe er Zigi
versprochen, jeden Tag zu kommen und nach ihnen zu sehen, als dürften Évi und
Aja nicht allein bleiben, als seien sie ohne Karls Vater früher verloren
gewesen. Braute sich ein Herbstgewitter über den Feldern zusammen und blieb in
den Platanen des großen Platzes hängen, stand Karls Vater mit dem Regenschirm
vor dem Fotoladen und begleitete Évi nach Hause, damit sie nicht nass wurde,
damit kein Tropfen auf ihre Schultern fiel, und Évi ließ ihn, sie tat ihm den Gefallen,
den Schirm über sie halten zu dürfen, zögerte

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