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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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Wagen vor Évis Zaun. Bevor Karl von seiner kahlen Linde stieg,
bevor er seine Hosen glattstrich und die Hände abklopfte, sagte seine Mutter,
es sei Zeit, die Kristallgläser einzuweihen, ob Évi und meine Mutter das nicht
auch glaubten, und Évi ging schnell über den Weg mit den losen Platten, löste
das Fliegengitter und nahm die Gläser aus dem kleinen Schrank über der Spüle,
der wieder schief hing, seit Zigi im Herbst dagewesen war. Karls Mutter holte
aus ihrem Wagen zwei Flaschen Winzersekt, den sie am Wochenende im nächsten
Weingut gekauft und auf den tiefroten Sitzen ihres Wagens über die Landstraße
nach Kirchblüt gefahren hatte, legte ihn ins Eisfach, und obwohl er nicht
schnell genug kalt wurde, goss sie ihn in die Kristallgläser, die sie Évi vor
langer Zeit geschenkt und die Évi nie benutzt, aber jede Woche mit einem
Geschirrtuch abgewischt und gegen das Licht gehalten hatte. Hier, in Évis
Küche, in der sich die Helligkeit an einem Nachmittag unzählige Male ändern
konnte, so wie Bäume und Wind es gerade zuließen, fingen unsere Mütter an, du
zueinander zu sagen. Plötzlich hatten sie Vornamen, Karls Mutter war jetzt
Ellen und meine Mutter Maria, und Karls Mutter sagte zu Évi nicht mehr Frau
Kalocs, wie sie es über Jahre getan hatte, sondern Évi. Ich hörte meine Mutter
sagen, wenn sie Lotto spiele, kreuze sie jedes Mal die Zahlen an, die für
unsere Geburtstage stünden, für Karls, Ajas und meinen, und es klang komisch,
wie sie es sagte, als habe sie ein Geheimnis lange für sich behalten und könne
es jetzt endlich loswerden. Évi und Ellen stießen darauf an, dass die Geräusche
aus ihrem Kopf verschwänden, die klirrende Fensterscheibe und der ängstliche
Flügelschlag eines Vogels, der sich im Vorhang verfangen hatte, und nach zwei
Gläsern sagte Ellen, manchmal trauere sie dem Leben schon nach, und Évi
erwiderte, aber du lebst es doch noch, wie kannst du so reden, du lebst es
doch.
    Seit sie Vornamen hatten, saßen
sie öfter bei Évi und störten sich nicht an Karls stummem Vater, wenn er
zwischen Birnbäumen an seinem Fahrrad und den Aufsätzen für Kuchen schraubte,
auch Ellen störte sich nicht an ihm, die sich gab wie ein wohlerzogenes Mädchen
und ihm sonst aus dem Weg ging. Als Évis Freunde in den kältesten Wochen des
Jahres kamen, Évi Évike nannten und ihre Decken auf dem Boden verteilten, die
Karten in Stapeln auf den schiefen Tisch legten und uns raten ließen, wo sie
Herz As und Kreuz Dame versteckt hatten, Zigaretten rauchten und Aja eine Krone
aus goldener Pappe aufs Haar setzten, die sie von Kopf zu Kopf weiterwandern
ließ, saßen Ellen und meine Mutter manchmal auf schiefen Stühlen dazwischen,
und wenn die Freunde ihre Lieder sangen und anfingen mit: Maria, Maria, tat
meine Mutter ihnen den Gefallen und lachte darüber. Sie spielten Akkordeon mit
geschlossenen Augen, als könnten sie die Tasten und Knöpfe dann besser finden,
und wenn einen der Riemen auf der Schulter zu drücken begann, reichte er das
Instrument zum nächsten, der den Fächer auseinanderzog und das Rot darin
zeigte, den Kopf zurückwarf und seine Füße bewegte, als müsse er aufstampfen.
Wenn sie erzählten, dass sie auf einer Hochzeit gespielt, aber ins Haus nicht
hineingedurft hatten, sie hätten vor den Fenstern im Hof bleiben müssen, dann
schienen sich auch Ellen und meine Mutter zu ärgern, obwohl sie fremd wirkten,
im Klang der Sprache, in die Évis Freunde immer wieder zurückfielen, und im
Takt des Schifferklaviers, in ihren Blusen, die zu sauber und glatt, mit ihren
Haaren, die zu gut gekämmt und gescheitelt waren, und es immer ein wenig
aussah, als habe ein Kellner sie aus Versehen zum falschen Tisch geführt.
    Ausgerechnet an einem späten
Frühlingstag, der den Gewitterhimmel in Sekunden dunkel färbte und schwarze
Wolken über die Platanen auf dem großen Platz jagte, gab Karls Vater dem langen
Drängen nach und erlaubte Karl, die Läden am Haus zu öffnen und die Rosen
zurückzuschneiden, die er in den Jahren zuvor hatte hochklettern und über dem
Dach zusammenwachsen lassen. Trotz des nahen Donners war Karl zum Fotoladen
gelaufen, und am Abend kam Évi mit Handschuhen und Gartenscheren, um Karl im
kalten Regen zu zeigen, wie er die Rosen, die anders als ihre Rosen, die nur
auf Tapeten gemalt waren, im Sommer dufteten und leuchteten, wie er diese Rosen
schneiden musste, um sich nicht zu verletzen. Als Karl uns wenige Wochen später
erzählte, sein Vater habe die Luke zum

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