Bank, Zsuzsa
Zigi nicht mehr abgenommen hatte,
seit Évi ihn um seinen Hals gebunden hatte. Wir machten den kleinen Umweg über
den Fotoladen, und Zigi strich mit den Fingern über die Glastheke, auf die er
eine Tüte mit heißen Maronen gelegt hatte, und dann liefen wir zurück über den
großen Platz, wo man Zigi zunickte, weil jeder wusste, wer er war und zu wem er
gehörte, weiter durch zwei, drei Straßen, in denen Karls Vater neue Häuser
baute, bis zur Eisbahn, wo man kein Geld von Zigi verlangte, weil man wusste,
er blieb zwischen den Bänken und schaute seiner Tochter zu, die als Einzige bis
in den späten Abend hinein ihre Kreise lief und mit frisch geschliffenen Kufen
Spuren aufs Eis setzte.
Aja trug zu ihren roten
Schlittschuhen das schwarze Kostüm mit Pailletten auf dem runden Kragen, das
Zigi zu ihrem vierzehnten Geburtstag geschickt hatte und dessen Fledermausärmel
flatterten, sobald sie an Fahrt gewann. Es war in einem der hellbraunen Pakete
gekommen, auf die Aja jedes Jahr an den heißen Gewittertagen wartete, auf dem
ihr und nicht Évis Name stand, die ihr der Postbote am schiefhängenden Tor in
die ausgestreckten Arme legte, nachdem sie mit seinem Stift unterschrieben
hatte, und die sie nie sofort öffnete, sondern für die sie sich Zeit ließ,
nachdem sie sie auf den Gartentisch gestellt und ein Rad geschlagen hatte, dann
noch eines, um den Augenblick zu verlängern, in dem sie sich darauf freuen
konnte, als widerspreche alles andere ihrer Vorstellung von Zeit, davon, wie
schnell und wie langsam etwas zu sein hatte, bis sie endlich die helle Schnur
abzog und das Papier aufriss, aus dem sie später die Briefmarken schnitt und
Karl schenkte, der sie hinter Folie in ein Heft legte und nur noch mit einer
Pinzette herausnahm. Zigi stand neben Karl und mir unter der großen schwarzen
Uhr der Eisbahn, deren Zeiger sich laut bewegten, die kalten Hände tief in den
Hosentaschen, und wenn Aja die Kufen schräg stellte, vor uns zum Stehen kam
und so scharf bremste, dass Eis in unsere Gesichter spritzte, wenn sie ihre
Hände auf die Hüften legte und wir sehen konnten, wie schnell sie atmete, weil
ihre Brust sich hob und senkte, lobte er sie für ihre Geschwindigkeit, dafür,
wie sie ihre Schritte setzte, den Rücken gerade und das Kinn hochhielt, weil
sie gar nicht nach unten zu schauen brauchte. Zigi stand, ohne sich zu rühren,
während der Minutenzeiger weitersprang, nur seine Augen bewegten sich, und er
klatschte laut, wenn sich Aja vor ihm verbeugte und ihre acht Finger flach auf
ihre Schenkel legte. Sein Blick folgte ihren Füßen, ihren Armen, ihrem Kopf,
und es schien, als könne er Ajas Leichtigkeit an sich selbst spüren, als könne
er ihre Schritte und Sprünge vorhersehen, als kenne er ihre Art zu tanzen wie
seine eigene und wüsste immer schon, wie ihre nächsten Bewegungen sein würden,
als habe sie seine übernommen und aufs Eis getragen. Selbst wenn er
hochschaute zur Uhr, deren Zeit ihn nicht kümmerte, wenn er sich wegdrehte und
den Blick kurz abwendete, schien er zu wissen, wie Aja an Fahrt gewinnen und
nach wenigen Schritten abheben würde.
An Neujahr musste Zigi zurück
sein, und obwohl Aja flehte, er solle bleiben, warf er seine wenigen Sachen in
den schwarzen Koffer und band ihn mit einem Gürtel zu. Als er sagte, besonders
möge er auf dem großen Schiff die Stille an Weihnachten, die Dunkelheit über
dem Wasser, die den Abendstern heller zeige, als Aja ihn jemals gesehen habe,
glaubte sie ihm nicht, schon weil es klang, als glaube Zigi es selbst nicht
mehr. Er ging ein letztes Mal, um Aja auf dem Eis laufen zu sehen, bevor er am
Morgen den Bus nehmen und Aja in der Schule neben mir sitzen würde, mit diesem
Gesicht, in dem jeder sehen konnte, Zigi war abgereist. Aja und Zigi holten Évi
im Fotoladen ab, hängten das Glöckchen ein und liefen über den großen Platz,
wie sich sonst niemand auf ihm bewegte, mit ihren tanzenden Schritten, Aja in
der Mitte, unter ihrem warmen Mantel der glänzende schwarze Anzug mit dem
runden Kragen, über ihren Schultern die roten Schlittschuhe, Évi in ihren
dicken Winterstiefeln mit dem Pelzbesatz, die wirren Haare unter einer
Wollmütze. Karl und ich hatten vor dem Stand gewartet, wo Zigi ein letztes Mal
getrocknete Früchte kaufte, die er später hervorholte, ohne davon zu essen, die
er in den Händen hielt wie Geldstücke, als er und Évi diesmal nicht unter der
großen Uhr standen, sondern weiter weg von uns, als wollten sie etwas bereden
und nicht
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