Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
Vom Netzwerk:
Briefkopf der Bank und begann, mit geübten Fingerbewegungen zu tippen. Nachdem sie das Schreiben abgespeichert hatte, überspielte sie es auf Diskette. Sie ging damit nach nebenan ins Büro ihrer Sekretärin. Hildas Blick sprach Bände, als ihre Chefin ihr die Diskette in die Hand drückte.
    »Das Bandgerät war nicht in Ordnung«, sagte Johanna lahm. »Übrigens, ich bin heute nachmittag nicht da.«
    »Sie hätten um fünfzehn dreißig diese Besprechung mit Helmberg.«
    »Ich weiß. Rufen Sie ihn an und erzählen Sie ihm irgend etwas. Wichtiges Kundengespräch oder so, Ihnen wird schon etwas einfallen. Außerdem kann ich ihm auch nichts über Amery erzählen, was er nicht schon selbst weiß. Wir können keine Strategien festlegen, wenn der Kunde sich noch nicht geäußert hat. Wenn es etwas zu besprechen gibt, können wir das genausogut im Flieger erledigen.«
    Hilda räusperte sich und senkte dann vertraulich die Stimme. »Ich habe übrigens aus der Chefetage munkeln hören, daß Helmbergs Stuhl wackelt. Es heißt, daß er nach Kramer der nächste ist, der geschaßt werden soll. Angeblich hängt es davon ab, wie diese Sache in Paris läuft. Haut es nicht hin, dann...« Sie verstummte vielsagend.
    »Es mußten einige gehen«, erwiderte Johanna kühl. »Zum Beispiel auch zwei der Vorstandssekretärinnen. Und Kramers Sekretärin. Wir wollen hoffen, daß die anderen Abteilungen verschont bleiben, oder?«

    Der Zoo war diesmal nicht so stark besucht. Es war etwas kühler geworden. Trotzdem scharten sich die Besucher wie immer in dichtem Halbkreis um das Flußpferdbecken. Der runde Körper des grauen Kolosses glitt unermüdlich im Uhrzeigersinn durch die stets gleichbleibende, von ihm selbst erzeugte Kielwelle. Der Wind trieb die ersten gelben Blätter vom Freigehege herüber ins Becken, wo sie auf der Wasseroberfläche kreiselten.
    Er stand nahe am Absperrgitter, vorgebeugt, wie beim letzten Mal die Unterarme über das umlaufende Metallrohr gelegt, die Hände herabbaumelnd. Die Schultern unter dem schäbigen Poloshirt wirkten mager. Das blonde Haar war sorgfältig gekämmt, die Jeans waren sauber. Sie spürte einen Anflug von Erleichterung. Er steckte in Schwierigkeiten, aber er vernachlässigte sich nicht. Es konnten nicht dieselben Schwierigkeiten sein wie früher. Sie trat hinter ihn und berührte seinen Arm. Er zuckte zusammen, fuhr herum. »Verdammt, mußt du das machen?«
    »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    Er blickte sich nervös um. »Komm, wir laufen.« Er faßte sie am Arm und zog sie mit sich. »Hast du eine Karte für das Exotarium?«
    Sie nickte.
    »Na schön, da drin läßt es sich gut reden.« Er sah sich abermals um. »Und es hören höchstens die Fische zu.«
    »Was ist eigentlich los? Was soll diese Geheimnistuerei? Du hast doch was verbockt, oder nicht? Bist du wieder abgetaucht? Brauchst du...« In ihre Stimme trat ein hysterischer Unterton. Schwester Johanna. Sie merkte es und preßte die Lippen zusammen.
    Sie gingen in das Exotarium. Johanna blinzelte einige Male, bis sich ihre Augen auf die grünliche Dämmerung eingestellt hatten. Die riesigen Aquarien im Erdgeschoß des Gebäudes wurden vom milchigen Licht versteckter Strahler durchflutet. Michael blieb vor einer Glasscheibe stehen, hinter der sich eine fremdartige Landschaft bizarrer Unterwasserpflanzen ausbreitete. Über einem treibenden Algenbüschel zuckte der gläserne Leib eines Seepferdchens.
    »Ich habe etwas gefunden. In meiner Wohnung.«
    Sie wartete schweigend. Eine Gruppe von fünf, sechs Besuchern schlenderte an ihnen vorbei, blieb in der Nähe stehen und fachsimpelte über die Größe der hundertjährigen, bemoosten Karpfen. »Wir gehen rauf.« Er ging voraus, sie folgte ihm in das Obergeschoß, wo die Terrarien mit den Echsen, Schlangen und Spinnen untergebracht waren. Sie starrte auf die Leuchtmarkierungen an den Treppenstufen, dann auf die Füße ihres Bruders. Die Sohlen seiner Turnschuhe waren durchgelaufen. Sie sah zwei Löcher.
    Es stank. Der Geruch der Reptilien drehte ihr den Magen um. »Ich kann hier nicht lange bleiben. Mir ist nicht gut.«
    Er blickte ihr prüfend ins Gesicht. »Du hast dich schon früher vor den Spinnen geekelt.« Neben dem Glaskäfig einer enormen Vogelspinne blieb er stehen und deutete auf die bepelzten Beine. »Sie packt dich und lähmt dich mit ihrem Biß. Du stirbst nicht davon. Jedenfalls nicht gleich. Du lebst noch eine ganze Weile. Du faulst lebendig vor dich hin, während

Weitere Kostenlose Bücher