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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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sie schon an dir frißt.«
    Ihr Gesicht war weiß. »Willst du damit etwas Bestimmtes zum Ausdruck bringen? Wenn nicht, würde ich vorschlagen, daß du zur Sache kommst. Ich habe nicht den ganzen Nachmittag Zeit.« Er griff in die Tasche seiner Jeans und holte eine Schachtel von der Größe einer Zigarettenpackung heraus. Vor ihren Augen klappte er sie auf und zeigte ihr den Inhalt.
    »Was ist das?« Sie musterte das kleine Blatt Papier mit den bunten Aufdrucken, die wie Miniaturabziehbilder aussahen. Daneben erkannte sie eine winzige, klare Kapsel aus Glas oder Gelatine. Sie schlug sich die Hand vor den Mund, würgte.
    »Weißt du, ich habe schon immer deine rasche Auffassungsgabe bewundert, Schwesterherz.«
    Sie konnte nicht aufhören zu würgen.
    »Du solltest mal zum Arzt gehen. Ich habe den Eindruck, du könntest vielleicht was mit dem Magen haben«, stellte er zynisch fest.
    Sie wischte sich den Mund ab. »Woher hast du das?«
    »Ich sagte doch schon, ich hab’s gefunden. In meiner Wohnung. Im Bücherregal, hinter den Büchern. Gut versteckt.«
    Sie starrte ihm in die Augen. Er wich ihren Blicken nicht aus, keinen Millimeter. Er sagte die Wahrheit.
    »Ich habe dich schon einmal gefragt«, sagte sie langsam, »und ich frage dich jetzt wieder: War er bei dir? Hat er das Acid und das Gift von dir bekommen?«
    Er schüttelte stumm den Kopf. Die Maske blätterte von seinem Gesicht, und plötzlich war er wieder fünf. Ihr kleiner Bruder. Einsam, verzweifelt, verängstigt. Ihre Hände zuckten in dem schmerzlichen Bedürfnis, ihn zu umarmen, ihn zu halten und zu schützen.
    »Verdammt«, flüsterte sie.
    »Ja, verdammt. Ich hab’s gestern gefunden, am frühen Nachmittag. Ich habe gar nicht weiter überlegt, ich hab’s erst mal woanders versteckt. In einer stillgelegten Fabrik unter ein paar Trümmern. Ich bin wieder nach Hause und habe gewartet. Ich mußte nicht lange warten. Sie kamen schnell. Ein Staatsanwalt war auch dabei.«
    »Jäger.«
    »Ja, genau der. Sie wedelten mit ihrem Durchsuchungsbefehl herum und fingen an zu suchen. Zu fünft, über zwei Stunden. Als sie gingen, war meine Bude hinüber.«
    »Wo wohnst du überhaupt?«
    »Das tut jetzt nichts zur Sache. Dort jedenfalls nicht mehr. Ich habe keine Lust, da wieder was zu finden.«
    »Du hast recht. Jemand will dir was anhängen. Der, von dem die Bullen ihren Tip haben. Daß Jäger sofort darauf angesprungen ist, wundert mich nicht. Er würde jedem noch so schwachen Hinweis nachgehen, um dich zu kriegen. Es war nämlich von Anfang an seine Theorie, daß Harald den Stoff von dir hatte.«
    Sie gingen weiter, an den Schlangengehegen vorbei. Eine mächtige Königskobra schloß ihren Schlund über einer haarigen Ratte. Der schlaffe, nackte Schwanz ringelte sich obszön aus ihrem Maul. Johanna starrte den geschuppten Leib der Schlange an. »Aber das ist natürlich nicht alles. Du weißt es so gut wie ich.«
    »Ja.« Er stand schweigend neben ihr.
    Wieder zuckten ihre Hände. Sie kapitulierte. Mit einem Geräusch, das halb Seufzen, halb Schluchzen war, schlang sie die Arme um ihn. Sie fühlte seine Rippen, seine knochigen Hüften und preßte ihr Gesicht an seine Brust. Er roch nach einem billigen Rasierwasser und derselben Seife, die sie früher schon benutzt hatten, in einer anderen Welt, einer Kinderwelt ohne Risse, in der sie Eltern und ein Zuhause gehabt hatten.
    Er erwiderte ihre Umarmung nicht, machte aber keine Anstalten, sie wegzustoßen. Sie war es, die sich schließlich wieder von ihm löste. Sie sah zu ihm hoch. Er war einen halben Kopf größer als sie, etwas über einssiebzig.
    »Ich habe es nicht gleich kapiert«, sagte er. »Du bist wirklich schneller, weißt du. Bei mir hat es bis heute morgen gedauert. Ich habe gestern gegrübelt und gegrübelt. Ich bin darüber eingeschlafen, irgendwann nach drei Uhr nachts. Beim Aufwachen wußte ich es plötzlich. Warum sollte der Typ, von dem Harald den Stoff hatte, bei mir dasselbe Zeug verstecken? Wem bringt das etwas? Niemandem. Ich habe schon manches Ding gedreht, aber ich kenne keinen, der mich auf diese Weise anschwärzen würde. Außerdem hätten die Trips doch gereicht oder ein Tütchen Crack. Ich wäre wegen BTM-Besitz dran, meine Bewährung im Eimer. Warum also das Gift? Was bringt das? Wenn ich ihm das Gift verkauft hätte, es wäre doch bloß Beihilfe zum Selbstmord.«
    »Das ist nicht strafbar.«
    »Na gut. Du bist die Juristin. Um so merkwürdiger, daß jemand sich die Mühe gemacht hat, die

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