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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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wollte wissen, ob er von sich hören lassen würde. Doch als sie es aussprechen wollte, versagte ihre Stimme. Sie versuchte, ihn festzuhalten. Geh nicht weg! Er machte sich los und verschwand zwischen den Gehegen.
    Zwei der Pinguine watschelten über die nassen Felsen und rutschten ins Wasser. Johanna starrte ihnen blind nach, verfolgte ihre schwerelosen Schleifen durch die Tiefen des blaugetünchten Beckens.

6. Kapitel

    Fabio drehte sich zur Seite und knipste die Nachttischlampe an. Er schwitzte stark, und sein Herz klopfte zum Zerspringen. Er hatte wieder denselben Traum gehabt. Sein Vater zu seinen Füßen, da, wo sein Gesicht gewesen war, blutiger Brei und weiße Knochensplitter. Körperwarme Gehirnmasse auf seinen Sandalen und der nackten Haut seiner Beine. Vor ihm die Männer und die abgesägten Läufe ihrer pump-guns. Er sah sie bis zur Höhe ihrer Hände, die am Abzug lagen. Schwarze, blankpolierte Schuhe. Dunkle Hosen mit tadellosen Bügelfalten. Wenn er die Blicke hob, würde er sterben. Doch er schaute hoch. Er konnte nicht anders. Noch bevor seine Augen ihre Gesichter fanden, sah er, wie sich die Finger um den Abzugsbügel krümmten. Dann wachte er auf. Jedesmal.
    Die Frau neben ihm schlief, das Gesicht in das zerwühlte Kassen gedrückt. Sie war schlank und brünett, ihre langen Haare flössen über ihren Rücken. Eine gebräunte Schulter lag frei und hob sich gegen das Weiß der Bettwäsche ab. Er stand auf und öffnete das Fenster. Ein scharfer Wind trieb den Dunst von Schweiß und Sex auseinander, der in dem Zimmer lastete. Die Frau stöhnte im Schlaf und bewegte sich. Er lehnte das Fenster an und ging aus dem Schlafzimmer hinüber in die Küche. Er trank aus einer Flasche Apollinaris, bis sie halb leer war. Dann öffnete er auch hier das Fenster. Es wies zur Straße, die im Licht der Straßenlaternen wie ausgestorben dalag. Ein Wagen näherte sich, wurde langsamer, bog in die Einfahrt zu den Privatparkplätzen hinter dem Haus ein. Er erkannte Johannas Coupé. Die eindringende kühle Nachtluft ließ ihn frösteln. Der trocknende Schweiß klebte unangenehm auf seiner Haut. Bis auf die üblichen Boxershorts war er nackt. Er blickte auf seine Armbanduhr. Halb eins. Johanna bog um die Ecke. Sie trug ihre Aktenmappe, also kam sie aus der Bank. Er ging in den Flur und horchte. Das Klicken ihrer hohen Absätze. Sie trug fast immer hochhackige Schuhe. Barfuß war sie kaum größer als ein Kind. Sie nahm wie üblich die Treppe. Erster Stock, zweiter. Dann die nächsten Stufen. Der dritte Stock. Vor der Tür seines Apartments blieb sie stehen. Fabio wartete und fühlte dabei, wie sich sein Herzschlag verstärkte, ebenso wie sein plötzliches Bedürfnis, sie zu sehen, sie zu berühren. Er hörte keine weiteren Schritte. Als er durch den Spion blickte, sah er sie mit gesenktem Kopf vor der Tür stehen, die Handtasche über der Schulter, mit der anderen Hand die Aktentasche haltend. Die wuchernden Farngewächse am Fenster des Treppenaufgangs warfen verschlungene Schatten auf ihre schmale Gestalt. Er öffnete die Tür. Johanna schrak zusammen und wich einen Schritt zurück.
    » Principessa. Ich habe dich kommen hören. Du stehst die ganze Zeit hier. Was ist los mit dir? Du bist gestern abend auch schon so spät nach Hause gekommen. Hast du soviel Arbeit?«
    Sie starrte auf seine nackte, behaarte Brust und schluckte. »Es ist... nichts. Ich weiß auch nicht, warum ich stehengeblieben bin. Gute Nacht.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Warte. Du hast Sorgen. Du willst reden, oder?«
    Das Dreiminutenlicht ging aus, das Treppenhaus lag im Dunkeln. Sie starrte in die Schwärze, bis ihre Augen sich auf die matte Beleuchtung eingestellt hatten, die von der Straße hereinfiel. »Ja. Ich würde gern mit jemandem reden. Am liebsten mit dir. Kann ich reinkommen?«
    »Gib mir eine Minute, ich ziehe mir was über und komme mit zu dir rauf.«
    »Du bist nicht allein.«
    »Nein. Das heißt, ja. Sie schläft. Geh schon rauf, ich komme gleich.«
    Er ging ins Schlafzimmer zurück, holte seine Jeans und sein T-Shirt, die neben dem Bett auf dem Boden lagen, und streifte sie über. Er fuhr sich mit den Fingern durch die wirren schwarzen Locken. Die Frau auf dem Bett drehte sich auf den Rücken und entblößte ihre Brüste. Sie öffnete schläfrig die Augen und sah ihn. »Was ist los mit dir?«
    »Ich muß weg. Schlaf weiter.«
    Er ging barfuß die Treppen nach oben zum Penthouse. Der Marmor war kalt und glatt unter seinen

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