Bankgeheimnisse
nächste Treppe hoch, Johanna immer noch an der Hand hinter sich herzerrend. »Wir gehen hoch zu dir. Meine Schwester ist da, sie könnte raufkommen, und ich möchte ungestört mit dir reden.« Sie stolperte und fluchte. Er blieb ungeduldig stehen, zog sie wieder auf die Füße und ging schweigend weiter, den Mund zu einer erbitterten Linie zusammengepreßt.
»Du tust mir weh! Du zerquetschst meine Hand!«
Er ließ sie los und musterte sie, während sie die Wohnungstür zum Penthouse aufschloß. Sie sah aus wie ein Schulmädchen mit ihrem kurzen Jeansrock und dem geblümten T-Shirt. Dazu trug sie Söckchen in demselben Muster und flache Jeansslipper. Ihre Haare hatte sie im Nacken zu einem kurzen Zopf geflochten. Sie trug kein Make-up und wirkte dadurch noch jünger.
Er folgte ihr ins Wohnzimmer und setzte sich unaufgefordert, streckte die langen Beine von sich und sah herausfordernd zu ihr auf. Sie stand vor ihm und rieb sich die mißhandelte Hand. »Ich warte auf eine Erklärung!« sagte sie kalt.
»Ich auch.«
»Tu doch nicht so! Ich hatte dir erzählt, daß Micky nach Holland wollte! Und du hattest nichts Eiligeres zu tun, als zu den Bullen zu rennen und es ihnen zu stecken!«
Er verschränkte die Arme vor der Brust. Die olivbraune Haut seiner gewölbten Bizepse hob sich dunkel gegen das Weiß der Kochschürze ab. »Das glaubst du also von mir.« Es klang gleichmütig, aber an dem schweren italienischen Akzent merkte sie, daß er alles andere als gelassen war.
»Verdammt, was soll ich denn sonst glauben?« schrie sie aufgewühlt.
»Du könntest mich als das sehen, was ich bin. Ein Freund. Dein Freund. Freunde hintergehen und verraten einander nicht. Ich weiß, daß du deinen Bruder liebst. Er ist ein Schurke und ein undankbarer Nichtsnutz. Aber du liebst ihn.« Seine Stimme wurde lauter. »Und du glaubst, ich würde hingehen und ihn verraten. Und damit auch dich verraten.« Er sprang auf, krampfte seine Finger um ihre Oberarme und schüttelte sie, bis sich ihre Haare im Nacken lösten und wild um ihr Gesicht flogen. Ihr Kopf fiel nach hinten, und sie versuchte vergeblich, ihn abzuwehren.
»Wie kannst du so von mir denken!« brüllte er sie an. Seine bernsteingelben Augen glühten wie die eines rachsüchtigen Tigers. »Du idiotische kleine... du...« Er brach ab. Sein Blick blieb auf ihrem gequälten Gesicht hängen, er sah die Verzweiflung in ihren Augen. »Johanna«, murmelte er. Sein Griff wurde sanft, er zog sie an seine Brust. Sie verkrampfte sich in seinem Armen, aber er ließ sie nicht los. Er drückte ihren Kopf an seine Schulter und wiegte sie hin und her wie ein Kind. »Johanna«, murmelte er abermals. »Es tut mir so leid. Verzeih mir, principessa. Ich weiß, du hast großen Kummer. Ich will dir helfen. Glaub mir, ich helfe dir. Ich kümmere mich um dich. Ich mache alles wieder gut.« Er flüsterte tröstliche Worte in ihre zerzausten Haare, in ihr Ohr, er ließ sich mit ihr auf die Couch sinken, ohne sie loszulassen. Er wechselte in seine Muttersprache, und er wiegte sie weiter, unablässig in leisem, melodiösem Italienisch auf sie einredend, bis er spürte, daß sie sich zu entspannen begann. Er bog sanft ihren Kopf nach hinten und sah sie an. Ihre Augen waren verhangen und dunkel vor Schmerz, aber sie weinte nicht. Fabios Ausdruck veränderte sich, plötzlich, von einer Sekunde auf die andere. Etwas Wildes, Heißes sprang zwischen ihnen über, wie Elektrizität entlang ihren Blicken, als er sich vorbeugte und sie auf den Mund küßte.
»Das kann ich nicht brauchen«, sagte sie, aber sie wehrte sich nicht, als er sie erneut küßte. Diesmal teilte er ihre Lippen und suchte ihre Zunge. Sie gab aufstöhnend nach und umklammerte ihn, als er den Kuß vertiefte. Seine Hände wanderten über ihren Körper, schoben ihr geblümtes T-Shirt hoch und fanden ihre nackte Haut. Sie ließ es geschehen. Ihre Anspannung, ihre Verzweiflung, die Anstrengungen der vergangenen Wochen und Tage lösten sich auf unter dem machtvollen Bedürfnis ihres Körpers nach der unverhüllten Sexualität dieses Mannes. Johanna wußte, daß Fabio ihr dieses unwiderstehliche Verlangen nach Leidenschaft und Zärtlichkeit erfüllten würde, sie wollte, daß er es tat. Sie ließ zu, daß er sie auszog, und sie half ihm, als er mit den verknoteten Bändern seiner Schürze kämpfte. Sie streichelte seine Brust und seine Schenkel, während er mit raschen, unsicheren Bewegungen sein Hemd und seine Jeans abstreifte.
Sie liebten sich
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