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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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Augen. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch dann schüttelte sie den Kopf, drehte sich abrupt um und verließ grußlos den Raum.

    Carlo aß seine Fettuccine im Stehen, hinter der Bar. Gina, die ihm den Teller gebracht hatte, sah ihn erwartungsvoll an. Er verdrehte genießerisch die Augen zur Decke und ließ sich wortreich über ihre unvergleichliche Kochkunst aus, gegen die ein gewisser Neapolitaner männlichen Geschlechts nicht annähernd konkurrieren könne. Fabio kam aus der Küche, mit Schürze und Kochmütze. Er hörte die letzten Worte von Carlos Lobeshymne und hob in theatralischer Geste die Hände. »Ich gebe es auf. Dieser Sizilianer, er schaufelt jeden Abend mein Essen in sich hinein, nicht eine, nein, mindestens zwei Portionen, er frißt wie ein Stier, aber niemals höre ich ein Wort der Anerkennung. Du bist entlassen, Carlo.«
    »Zu spät, Boß. Du hast mich neulich schon entlassen. Hast du es vergessen?«
    »Das war, weil du weibliche Gäste betrunken gemacht hast.« Fabio verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln und ging hinüber zu den Tischen, wo er die aufgelegten Gedecke und die Tischdekorationen kontrollierte.
    »Sie ist kein Gast, sie ist eine Freundin«, widersprach Carlo grinsend. »Und die paar Drinks waren gut für ihre Stimmung, oder etwa nicht?« Er wußte genau, daß Johanna in jener Nacht nicht in ihrem eigenen Bett geschlafen hatte.
    »Wovon redet er?« wollte Gina neugierig wissen. Sie nahm Carlo den leeren Teller aus der Hand. Carlo leckte sich die Lippen. »Gina, du bist genial. Das waren die besten Fettuccine, die ich je hatte. Was tust du in die Sauce? Gorgonzola? Warte, ich mache dir zur Belohnung einen Drink. Neue Erfindung von mir. Es kommt Kokoslikör, Mango und Sahne rein. Und Southern Comfort. Willst du?« Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern holte diverse Flaschen aus dem Regal an der Spiegelwand hinter der Bar und fing an, die Zutaten in einen schweren, versilberten Shaker zu gießen.
    »Du lenkst ab. Von welcher Freundin ist die Rede? Ist es diesmal etwas Richtiges?«
    »In einer halben Stunde kommen die Gäste. Willst du nicht schnell noch nach Giuseppes Sauce für die Ente sehen?« fragte Fabio ausweichend. Er nahm die Kochmütze ab, steckte sie unter das Schürzenband und strich sich durch die welligen dunklen Haare. »Ich hatte vorhin den Eindruck, er könnte ein paar gute Ratschläge brauchen. Und du könntest den Mädchen beim Garnieren helfen.«
    »Ich will jetzt sofort und auf der Stelle wissen, von wem ihr beide redet!«
    »Wenn man vom Teufel spricht«, murmelte Carlo und ließ den Shaker sinken, mit dem er seine neue Kreation zusammenmixte. Er starrte zum Eingang. Wie auf Kommando drehten sich Fabio und Gina um und folgten seinen Blicken.
    Ginas Miene hellte sich auf, als sie die junge Frau sah, die sie im Vorjahr kennengelernt hatte. »Johanna! Wie schön, daß ich dich wiedersehe! Stell dir vor, diesmal bin ich für vier Wochen...« Sie verstummte. Johanna hatte ihr überhaupt nicht zugehört. Mit grimmiger Miene, ohne Carlo oder Gina auch nur eines Blickes zu würdigen, rauschte sie durch den Raum, auf Fabio zu. Dicht vor ihm blieb sie stehen und sah zu ihm auf. Mit klarer, vernehmlicher Stimme sagte sie: »Du elender Mistkerl!«
    »Ich wollte sowieso mit dir reden«, gab Fabio gelassen zurück. »Gehen wir zu dir oder zu mir?«
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging zur Tür. Fabio warf seiner Schwester und Carlo, die mit offenem Mund an der Bar standen, einen undeutbaren Blick zu, hob die Schultern und folgte Johanna zur Tür. Sie ging an den Aufzügen vorbei und marschierte geradewegs zur Treppe. Er war mit wenigen Schritten neben ihr und faßte nach ihrem Arm. »Was sollte die nette Begrüßung vorhin?«
    Sie riß sich los, nahm mehrere Stufen auf einmal. »Tu nicht so. Du weißt genau, wovon ich rede.«
    Er ergriff erneut ihren Arm und hielt sie fest, so daß sie sich gezwungen sah, mitten auf der Treppe stehenzubleiben. Er faßte sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. »Ich weiß nicht, wovon du redest. Aber ich warte darauf, daß du es mir sagst.«
    »Du hast ihn bei der Staatsanwaltschaft verpfiffen«, stieß sie hervor. »Ich weiß, daß du ihn nicht leiden kannst, aber daß du das getan hast... Ich hasse dich!«
    Er ließ sie los, aber nur, um ihre Hand zu ergreifen. Er stieg mit Riesenschritten die Treppe hoch und zog sie mit sich. Vor seinem Apartment machte er halt, zögerte kurz und ging dann weiter, die

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