Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)
die Dämonen sie jagten. Dank dem Anführer einer der Kolonien, Nick, wussten sie inzwischen von drei anderen, die über den Globus verteilt waren. Nick selbst war sowohl ein Halbblut als auch etwas, das bislang keiner ergründet hatte. Eine andere Kolonie befand sich in Afrika, eine in der Permafrosttundra von Nordrussland und die dritte im Dschungel von Südamerika.
»Hey«, begann Titus mit seinem typischen Grinsen, als sie den Pfad entlanggingen, der in den Wald zurück führte, »es könnte schlimmer sein. Du hättest auf Patrouille nach Siberien geschickt werden können, wie Cerek und Phineus.«
Die Erwähnung der beiden anderen Argonauten hob Zanders Stimmung kein bisschen. »Dann wäre ich wenigstens weit weg von dir und deiner ewigen Gedankenleserei!«
Titus lachte leise. »Du solltest dringend deine Einstellung ändern, Z. Unsterblichkeit ist eine Gabe, Mann! Ich würde meinen linken Arm geben, hätte ich die anstatt Gedanken zu …«
Zander drehte sich so rasch zu ihm, dass Titus mitten im Satz die Luft anhielt. »Es ist keine Gabe! Es ist ein verdammter Fluch!«
Titus blickte hinab auf Zanders Hand auf seiner Jacke. Eine dunkle Wolke huschte über seine Züge, konnte Titus es doch nicht leiden, angefasst zu werden. Nirgends. Nicht einmal von einem Bruder. »Tritt zurück. Sofort.«
Zanders und sein Blick begegneten sich. Die Wächter waren in etwa gleich groß, beide knapp zwei Meter, und brachten zweihundertfünfzig Pfund pure Muskelmasse auf die Waage; doch da endeten die Ähnlichkeiten. Titus’ welliges dunkles Haar war mit einem Lederband zurückgebunden, und Eiskristalle hingen in seinem schmalen Schnurrbart und dem dunklen Unterlippenbart. Für den durchschnittlichen Betrachter sah er menschlich aus, war es aber nicht. Und seine braunen Augen funkelten wissend und gefährlich, eine Kombination, die für jeden heikel wurde, der Titus verärgerte.
Langsam nahm Zander seine Hand herunter, wich jedoch nicht zurück. Einen Kampf würde er gewinnen, selbst gegen solch einen Hitzkopf wie Titus. Er konnte mehr Schläge einstecken als jeder andere und immer noch weiterkämpfen. Trotzdem könnte er verletzt werden und bräuchte Zeit, sich wieder zu erholen. Und so gern er heute eine anständige, blutige Prügelei austragen würde, wollte er sie nicht mit Titus.
Vielmehr sollte sein Waffenbruder endlich begreifen, erst recht wenn Zander wer weiß wie lange mit diesem sterblichen Mistkerl herumziehen musste. Er biss die Zähne zusammen. »Zuzusehen, wie jeder stirbt, an dem dir liegt, ist keine Gabe, Titus. Ich diente mit deinem Vater. Ich diente mit den Vätern aller Argonauten. Ich war dabei, als Eurandros König und Leonidas noch nicht einmal ein Jucken in seiner Hose war. Und nun stirbt Leonidas an Altersschwäche, aber ich nicht. Ich bin genauso stark und gesund wie immer.«
Der Zorn, den Zander tief in sich verschlossen hielt, nahm sekündlich zu. »Vielleicht willst du jetzt nicht sterben, Wächter, aber eines Tages wünschst du es dir. Eines Tages wirst du bereit sein, zu den Elysischen Feldern aufzubrechen oder wohin auch immer der Rest von euch geht, wenn eure Tage gekommen sind. Aber ich nicht. Nein, ich bleibe hier und tue, was ich die letzten achthundertzwanzig Jahre getan habe. Ich sehe euch alle sterben und wünschte bei Hades, ich könnte mit euch gehen.«
Er marschierte voran unter die Bäume, ehe er etwas tat, was er bereuen würde. Ja, er klang wie eine Heulsuse mit einem gigantischen Anfall von Selbstmitleid. Doch er war es so gründlich leid. Er war es leid, sich zu benehmen, als wäre es prima und herrlich, was ihm das Schicksal aufbrummte. Es hatte eine Zeit gegeben, eine lange Zeit, da dachte er wie Titus. Er hatte tatsächlich geglaubt, es wäre ein Geschenk, dass er seine verwundbare Stelle, seine Achillesferse noch nicht gefunden hatte, wie es seinem Vater und jedem anderen Mann aus seiner Linie widerfahren war. Das war vorher gewesen. Bevor ihm klarwurde, dass er in alle Ewigkeit hier festsaß, während ihm alles, was von Bedeutung war, genommen wurde. Vor zehn Jahren. Bevor er erkannte, dass Heras Fluch real war.
»Zander, warte!«
Er ignorierte Titus’ Rufen und stampfte weiter, den Kopf gesenkt, um dem Wind auszuweichen. Wut und Selbstekel erhitzten sein Blut. Ja, er war wahrlich in der Stimmung für einen blutigen Kampf. Und kam er nicht schnell genug von Titus weg, wäre es ihm am Ende egal, dass der Argonaut ein Freund, kein Feind war.
Er hatte es dreißig Meter
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