Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)
sichtlich, Hilfe zu brauchen, aber er wehrte sich nicht. Heute war sein Verstand klar, was er nutzte, solange er konnte. »Isadora heiratet beim nächsten Vollmond. Keine Widerrede.«
Caseys Mundwinkel zuckten. »Es ist unrecht, und das weißt du.«
Der König wandte sich seiner dunkelhaarigen Tochter zu. Aus dem simplen Grund, dass ihre Mutter menschlich gewesen war, durfte sie niemals Königin werden, obwohl Casey die Stärkere war und die bessere Wahl wäre, wie jeder wusste. Leonidas blinzelte, denn er sah nichts mehr außer verschwommenen Umrissen. »Isadoras Vermählung mit einem Wächter meiner Wahl sorgt dafür, dass der Rat ihre Autorität nicht anficht. Du hast mir bereits den genommen, den ich als Ersten für sie bestimmt hatte, Acacia. Und es steht dir nicht zu, dich in meine Entscheidung einzumischen, wen ich an seiner statt wähle.«
Betretene Stille trat ein, die Callia bis in ihr Innerstes fühlte. Sie kannte sich leider sehr gut mit Dominanz aus, damit, was es bedeutete, von Patéres kontrolliert zu werden. Und nach geltendem Recht gab es sehr wenig, was eine Gynaíka tun konnte, außer zu gehorchen. Im Stillen verfluchte sie ihre patriarchalische Gesellschaft, in der Frauen die Chance hatten, zu werden, was sie wollten, solange der Mann, dem sie unterstanden, zustimmte.
Isadora hob weder den Kopf, noch sah sie ihren Vater oder ihre Schwester an. Callia und Isadora hatten einander zwar nie nahegestanden, aber ein Teil von Callia fühlte mit der Prinzessin. Jener Teil, den sie ungern zur Kenntnis nahm, geschweige denn zu Wort kommen ließ.
Da es ihr an Familiendrama reichte, packte Callia ihre restlichen Sachen zusammen und klappte ihren Arztkoffer zu. Als Privatheilerin des Königs verbrachte sie in letzter Zeit viele Stunden hier, linderte und behandelte seine Leiden, doch sie genoss es kein bisschen. Vor allem nicht, wenn sich, wie jetzt, Kopfschmerzen ankündigten. Und bei jedem Besuch in der Burg bestand die Gefahr, einem Argonauten in die Arme zu laufen. Was sie um jeden Preis vermeiden wollte. »Ich komme morgen früh wieder, um nach Euch zu sehen.«
Seine knorrige Hand schnellte vor und ergriff ihren Arm, bevor sie auch nur einen Schritt machen konnte. Selbst mit 684 Jahren und einem Körper, der schließlich dem Alter erlag, war er immer noch stark. Stärker als die meisten anderen. »Ich will, dass du bleibst.«
Ein Angstschauer lief ihr über den Rücken. »Das ist nicht nötig, Hoheit. Und auf mich wartet Arbeit in der Klinik. Ich muss dringend zurück.«
»Bis Vollmond ist es nur noch eine Woche. Nachdem ich den Argonauten meinen Beschluss mitgeteilt habe, musst du prüfen, ob mein Wahlkandidat bei bester körperlicher Verfassung ist. Ich brauche die Gewissheit, dass er sofort einen Erben zeugen kann. Die Untersuchung wirst du in meinem Studierzimmer vornehmen.«
Callia sah zu Isadora, die ihren Kopf noch tiefer neigte, falls das überhaupt möglich war. Es musste herrlich sein, als bloße Brutmaschine betrachtet zu werden!
Doch, gütige Götter, Callia hatte wahrlich andere Sorgen. Der König wollte eine Untersuchung, an einem Argonauten seiner Wahl, heute. Ihr fielen tausend andere Foltermethoden ein, die sie dieser vorgezogen hätte. »Ähm, ich bin sicher, ein anderes Mal wäre …«
»Das ist keine Bitte«, fiel er ihr schroff ins Wort und ließ sie los. »Althea!«
Seine Dienerin kam ins Zimmer geeilt und verneigte sich. »Ja, Euer Majestät?«
»Hol mir Demetrius. Er leitet die Wachen am Portal, wo er die neuen Rekruten ausbildet. Ich will ihn und die anderen Argonauten in einer Stunde hier versammelt haben.«
Altheas Augen weiteten sich im selben Moment, in dem ein Stich durch Callias Brust schoss. »Alle, Euer Majestät?«
Er wischte die Frage mit einer Handbewegung fort. »Geh schon.«
»Ähm, Hoheit«, begann Callia, als Althea aus dem Zimmer lief. »Ich denke wirklich …«
»Isadora«, sagte er, ohne auf Callia zu achten, »bring Callia in mein Schreibzimmer und sorge dafür, dass sie sämtliche Instrumente und Sonstiges hat, was sie für die Untersuchung braucht. Ich möchte, dass ihr beide wieder herkommt, sobald die Argonauten da sind.«
Isadora bemühte sich gar nicht erst, ihm zu widersprechen, drehte sich wortlos zur Tür und huschte auf ihren weichen Seidenschuhen hinaus. Callia seufzte resigniert. Ihr blieb keine andere Wahl, als der Prinzessin zu folgen.
»Acacia.« Der König wandte sich seiner anderen Tochter zu. »Such deinen Ehemann und lass
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