Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
heißer Schauer. Eigentlich war er, wie alle in Okdor Versammelten, fest dazu entschlossen, sämtlichen Zwist zu vergessen, um endlich den wahren Feind zu bekämpfen. Nur wenn ihr Volk aufhörte, sich selbst zu zerfleischen, mochte ihr Plan gelingen.
    Erst jetzt, da der öffentliche Schwur unmittelbar bevorstand, wurde Alvin bewusst, was damit wirklich von ihm verlangt wurde.
    Aar deutete zu der verkohlten Leiche auf dem Scheiterhaufen. »Im Angesicht des Todes … «, begann er einen hohen Singsang, bevor er den Finger über Zerbe zu der Statur des Weltenschöpfers wandern ließ, »… und des göttlichen Kriegers, den uns der EINE sandte …«
    Bei diesen Worten hob Zerbe den Kopf ein kleines Stück an. Gerade weit genug, dass für Alvin der Eindruck entstand, der Urkrieger würde einzig und allein ihn fixieren, fast so, als könne dieser Feldzug nur gelingen, wenn er mit ganzem Herzen dabei wäre.
    »… wollt ihr alles hinter euch lassen?« Aars fordernde Stimme schwoll zu ungewohnt schrillen Höhen an, die irgendetwas in Alvin zum Schwingen brachten. Etwas, das ihm eine bisher nie gekannte Sicherheit schenkte, dass er gerade genau das Richtige tat.
    Und so rief er seine Bereitschaft, mit den anderen gegen Greifenstein zu ziehen, aus voller Kehle heraus: »Ja!«
    Den anderen Streitern erging es ebenso wie ihm, und so klang die gemeinschaftliche Antwort nicht, als stamme sie aus einer Vielzahl von Kehlen, sondern wie aus dem Munde eines einzigen wild entschlossenen Kriegers mit übermächtiger Stimme.
    Auch als alle laut wiederholten: »Ja, das wollen wir!«
    Alvin rief sich den Moment ihres Schwurs immer wieder ins Gedächtnis zurück, vor allem, wenn ihn wieder einmal Zweifel plagten, ob es wirklich richtig war, Seite an Seite mit Strolchen wie Hormuk zu kämpfen.
    Er lag unter Laub begraben, um einen Tross zu überfallen, der den Rabenforst durchquerte. Ein paar Ameisen, die in seinem rechten Ohr herumkrabbelten, machten es dem Bleichhäutigen schwer, unter der Schicht aus nassen Blättern auszuharren. Die Biester mussten wirklich verdammt nützlich sein, sonst hätte es so nahe bei Greifenstein nicht so viele von ihnen geben können.
    Neben ihm erklang ein unterdrücktes Niesen.
    »Ruhe, verdammt!«, raunzte er Bornus an, der gerade im Begriff stand, sich eine Erkältung einzufangen.
    Statt mit Worten zurückzusticheln, presste ihm der Waffenbruder die scharfe Spitze seines Dolches gegen den Oberschenkel. Nicht so stark, dass sie das wildlederne Hosenbein durchdrang, aber immerhin fest genug, dass Alvin den Druck spürte. Das Ganze war nicht mehr als eine spielerische Antwort auf seine Frotzelei, trotzdem war das einer der Momente, in denen er sich instinktiv fragte, ob ihm Bornus den Stich in den Hals wirklich gänzlich verziehen hatte.
    Entsprechend groß war die Erleichterung, als der stählerne Druck nachließ. In diesem Moment hätte Alvin gern die Miene des Mannes gesehen, mit dem er die Laubgrube teilte, aber Iskaner wie sie hatten ohnehin schon vor langer Zeit gelernt, ihr wahres Gesicht hinter einer ausdruckslosen Maske zu verbergen.
    Um sie herum raschelten weitere Krieger, die ebenfalls in mit feuchten Blättern bedeckten Senken kauerten. Ab und an raunten sich einige von ihnen etwas zu, ohne dass sie jemand zur Ordnung rief. Warum auch? Sie alle waren erfahren genug, um zu wissen, was sie taten. Und tatsächlich, in dem Moment, da der Boden unter ihren ausgestreckten Leibern zum ersten Mal sanft erbebte, erstarben alle Laute.
    Kein einziges Niesen und keine lautstarken Darmwinde mehr – in Erwartung des bevorstehenden Kampfes spannten sich sämtliche Muskelpartien von selbst an.
    Die Zeit, die verging, bis sie das erste Knarren von Wagenrädern vernahmen, kam Alvin unendlich lang vor. Obwohl das Laub über ihnen alle Geräusche dämpfte, hörte der Bleichhäutige genau, wie sich die barosischen Händler über den huckligen, von Baumwurzeln gesäumten Pfad quälten, der sich nur zehn Königsschritte entfernt knietief in den Waldboden gegraben hatte.
    Die Reiter, die den Transport begleiteten, taugten nicht viel. Statt ausreichend Abstand zu den Fuhrwerken zu halten, sodass sie einen Angriff auf die Wagen früh genug hätten abfangen können, und ihre Pferde durch verdächtige Laubstellen stampfen zu lassen, um verborgene Wegelagerer aufzuspüren, hielten sie sich dicht an den Flanken des Trosses.
    Das waren wirklich faule Burschen, die vermutlich nicht mal die Baumkronen mit ihren Blicken

Weitere Kostenlose Bücher