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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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aus dem Haus humpelte. »Der muss wissen, was mit mir geschehen ist! Er reitet meinen treuen Rappen!«
    Rorn erkannte das Gesicht sofort wieder, obwohl es bleich und abgehärmt wirkte. Dieser Schreihals, der sich nur aufrecht halten konnte, weil eine mit Schafsfell bespannte Querstrebe unter seiner rechten Achsel klemmte, war tatsächlich der Feldweibel, den er in Dornhain erschlagen hatte. Oder vielmehr ein weiterer dieser Wechselgänger, die ihr Gesicht für gewöhnlich unter einer Ledermaske verbargen.
    Nur war Rorn endgültig sicher, dass ihn die Götter – vielleicht sogar der EINE selbst — zu diesem Gehöft geführt hatten. Anklagend zeigte er auf die Spottgestalt mit dem menschlichen Gesicht. »Ihr Narren!«, rief er aus. »Das ist genau einer dieser Lederhäuter, von denen ich euch berichtet habe. Sie schleichen sich in eure Garden ein, um das Volk gegen König Dagomar aufzuwiegeln. «
    Statt davonzurennen oder sich zum Kampf zu stellen, starrte Kraal ihn nur aus großen Augen an. Hademar nutzte die Gelegenheit, um sich zu dem Eingang umzudrehen, in dem nun auch ein Bauer und sein Weib auftauchten, an deren Beinen sich mehrere Kleinkinder furchtsam festklammerten.
    »Kehrt bitte ins Haus zurück, Feldweibel«, bat der Hüne. »Ihr könnt unbesorgt sein, wir machen diesen Pferdedieb dingfest.«
    Kraal aber rührte sich nicht und blieb stehen.
    Rorn wurde beinahe schlecht davon, wie Hademar vor dem Wechselgänger katzbuckelte. Erbost glitt er aus dem Sattel. Damit hatte keiner der Gardisten gerechnet, erst recht nicht die Bogenschützen, die ihn vor allem von einem Fluchtversuch abhalten wollten.
    Als Rorn auf dem festgestampften Boden stand, deckte der ruhig dastehende Rappe seinen Rücken, während Kraal und Hademar das Schussfeld des Bogenschützen vor ihm verstellten. Angesichts der sich zuspitzenden Lage packten Bauer und Bäuerin ihre Kinder und eilten mit ihnen ins Haus zurück.
    »Bleib stehen!«, rief Hademar, doch Rorn hörte nicht auf ihn.
    Aufrecht und selbstbewusst ging er auf die Männer zu. Er verspürte nicht die geringste Furcht, auch nicht, als sie blankzogen. Die Gardisten würden alle vor Ehrfrucht erstarren, sobald sie die kaltblauen Flammen über sein Schwert tanzen sahen, da war sich Rorn sicher.
    Grimmschnitter sprang wie von selbst in seine Hand, doch zu seiner Überraschung blitzte der Stahl zwar in der Sonne, aber das magische Gleißen, das er aus Dornhain kannte, blieb aus.
    Trotzdem sog Hademar überrascht den Atem ein. »Was ist das?«, rief er voller Entsetzen. »Steckt dort etwa ein Jadestein in deiner Klinge? Wie ist das möglich, du Ketzer?«
    »Ich bin kein Ketzer«, erwiderte Rorn, ohne im Schritt innezuhalten, »sondern ein Bannkrieger!«
    Seine Worte verbreiteten Angst und Schrecken. Trotzdem drangen zwei der Gardisten mit dem Schwert auf ihn ein.
    Rorn hatte wenig Mühe, dem anpfeifenden Stahl auszuweichen. Im Gegenzug schlug er den beiden Männern mit der Breitseite seiner Klinge ins Gesicht.
    Die Wucht der Hiebe bescherte ihnen üble Platzwunden, die sie schmerzerfüllt zurückstolpern ließen. Aber das waren nur harmlose Blessuren verglichen mit dem, was Grimmschnitter anzurichten vermochte.
    Rorn wollte die Gardisten nicht ernsthaft verletzen, sondern bloß aus dem Weg treiben. Sie waren Menschen, die von Kraal hinters Licht geführt wurden, ansonsten hätte Grimmschnitter bereits zu gleißen begonnen.
    Während er auch den dritten Gardisten beiseitefegte, bedeutete Hademar seinen Bogenschützen, ihre Waffen zu senken.
    »Nicht schießen!«, rief er. »Wir brauchen den Kerl lebend!«
    Immerhin , dachte Rorn grimmig, während er die verbliebene Distanz zu Kraal mit zwei großen Sprüngen überwand. Und wenn der Rotschopf erst sieht, was für ein Unhold sich unter der Maske seines Feldweibels verbirgt, wird er mit seinen Kameraden vor Dankbarkeit auf die Knie gehen.
    Kraal starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an, aber das vermochte Rorn nicht zu erweichen. Von unheiligem Zorn erfüllt, wuchtete er seinen Stahl nach vorn. Kraal wirkte wie aus Stein gemeißelt. Erst im letzten Augenblick, da der blanke Tod schon seinen Brustkorb zu durchbohren drohte, erwachte er aus der Erstarrung. Reflexartig wuchtete er die Krücke nach vorn. Gleichzeitig drehte er sich zur Seite, um der scharfen Spitze auszuweichen.
    Das massive Holz lenkte Rorns Stoß zur Seite hin ab, und statt das Herz zu durchbohren, schrammte die Klinge über Kraals Rippenbogen. Er schrie laut auf vor

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