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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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wissen, der sich als Wortführer aufspielte, obwohl er den gleichen dunklen Rock wie die anderen trug. »Und wohin führt dich dein Weg?«
    Was geht dich das an? , hätte Rorn am liebsten entgegnet, aber er wusste, dass Stadtwachen und Gardisten von Natur aus neugierig waren und dass sie nichts weniger leiden konnten, als wenn man ihnen die Auskunft verweigerte.
    »Wird’s bald?«, drängte der Hüne ungeduldig. »Dies sind böse Zeiten, in denen fremdes Gesindel die Gegend unsicher macht.« Um seiner Forderung den nötigen Nachdruck zu verleihen, langte er nach dem Schwertgriff an seiner Seite.
    Rorn starrte eine Weile in das von Sommersprossen gesprenkelte Gesicht, ohne dem forschenden Blick des anderen auszuweichen, bevor er antwortete: »Ich bin ein Sohn des Schimmerwalds! Und ich suche einen Bauern, der mir den Hafersack füllt. Hätte ich gewusst, dass sich hier eine Garnison befindet, hätte ich mich anderswo umgesehen.«
    Die vier Galgenvögel entspannten sich ein wenig, als sie hörten, dass er mit heimischem Zungenschlag sprach. Aber sie waren noch keineswegs zufrieden.
    »Aus dem Schimmerwald?«, wiederholte der Große argwöhnisch. »Die Falken des Königs berichten, dass die Jadeträgerin im Schimmerwald überfallen wurde. Wie es heißt, wurde ein Teil ihres Geschmeides – ein Jadering – gestohlen. Weißt du etwas darüber?«
    »Ich hörte davon«, antwortete Rorn ausweichend.
    »Nur davon gehört?« Sein Gegenüber funkelte ihn misstrauisch an. »Wie kommt es dann, dass dein Pferd die Satteldecke eines Gardisten trägt?«
    Anderen wäre bei solch einer Eröffnung wohl das Herz in die Hose gerutscht, doch mit Grimmschnitter an der Hüfte fühlte sich Rorn vor allen Anfeindungen sicher. Hatte ihm der heilige Amboss nicht ein Schwert geschenkt, das selbst Lederhäuter bezwang? Welche Gefahr sollte ihm da von einer Handvoll einfacher Gardisten drohen?
    Furchtlos sah er dem Hünen entgegen, der ihn weiterhin mit harten Blicken zu durchbohren versuchte.
    »Ich nahm dieses Tier einem Lederhäuter ab, der sich als Feldweibel ausgab«, erklärte er mit größter Selbstverständlichkeit. »Der Wechselgänger starb unter meinem Schwert, das als Einziges solche Dämonen zu bezwingen vermag. Nur um dem König davon so schnell wie möglich berichten zu können, habe ich diesen Rappen requiriert.«
    »Lederhäuter? Was soll das denn sein?« Fassungslos schüttelte der Hüne die feuerrote Mähne. »Eine so verrückte Geschichte habe ich meinen ganzen Lebtag noch nicht gehört.«
    Sich lässig auf das Sattelhorn abstützend, sah Rorn zu dem Kerl hinab. »Die Falken des Königs haben nichts von den unheimlichen Verbündeten der Iskander berichtet, die Häute aus Flickenleder tragen?«, fragte er lauernd. »Und die inzwischen auch die Gestalt von Gardisten anzunehmen wissen? Ich hoffe, du bist wirklich der, für den du dich ausgibst, und gehörst nicht zu den Wechselgängern, die im Namen des Königs über wehrlose Bauern herfallen!«
    Der Blick des Roten wurde eisig. »Bist du wirklich so tollkühn, wie du daherredest?«, wollte er wissen. »Oder spielst du bloß den Verrückten, weil du glaubst, damit deiner gerechten Strafe zu entkommen?«
    »Ich kann meine Worte beweisen«, entgegnete Rorn selbstsicher. »Mein Schwert entflammt in kaltem Frostfeuer, sobald ein Lederhäuter in der Nähe ist.«
    Um seine Behauptung zu beweisen, langte er nach Grimmschnitter, spürte aber kein Vibrieren des Schwertknaufs unter den Fingern. Die vor ihm stehenden Gardisten schienen tatsächlich normale Menschen zu sein.
    Der Hüne fühlte sich trotzdem bedroht. Wütend schnippte er mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand. Auf dieses Signal hin traten links und rechts des Hauptgebäudes zwei Bogenschützen hervor, die sich bislang hinter den Hausecken verborgen gehalten hatten. Die federgeschmückten Enden ihrer Pfeile klebten regelrecht an ihren Wangen.
    »Keine Sorge, Hademar«, stieß einer von ihnen hervor. »Wir spicken sein Herz, noch ehe er das Eisen halb draußen hat.«
    Irgendwo auf dem Hof flatterten ein paar Hühner aufgeregt umher.
    Angesichts der dreieckigen Stahlspitzen, die auf ihn gerichtet waren, ließ Rorn seine Rechte zurück auf den Sattelknauf sinken. Die Mundwinkel der Gardisten bogen sich in die Höhe. Sie fühlten sich als Herr der Lage.
    Bis zu dem Moment, als hinter ihnen eine Stimme ertönte.
    »Lasst diesen Hundsfott nicht entkommen!«, rief ein in Lumpen gekleideter Mann, der mithilfe einer Holzkrücke

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