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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Bornus etwas nicht in Ordnung wäre, als sich der Waffenbruder zu der Gestalt hinabbeugte und ihr etwas mit grober Kraft aus der Hand wand. »Gehört das etwa dir?«, schimpfte er, bevor er einen Gegenstand über den Kopf hob, der verdammt große Ähnlichkeit mit einer Sackpfeife aufwies.
    Alvin spürte, wie etwas unsagbar Heißes durch seine Adern flammte.
    Beim Weltenzehrer! , durchfuhr es ihn. Alles, nur das nicht!
    Als sich Bornus zu ihm herumdrehte, gab er den Blick auf einen bunt gewandeten Jüngling frei, der einen Schellengürtel quer über der Brust trug. Damit wurden Alvins schlimmste Befürchtungen bestätigt.
    Tatsächlich! Ein Barde. Oder zumindest ein Bänkelsänger.
    »Was machen wir denn jetzt?«, flüsterte Bornus, der beinahe hilflos auf seine blutbefleckte Klinge starrte.
    Alvin wusste keine Antwort, darum schwieg er betroffen.
    Der junge, kaum zwanzig Sommer zählende Spielmann, der hilflos auf dem Rücken zappelte, sah verwirrt zu ihnen auf, während die von draußen hereindringenden Schreckensschreie allmählich erstarben. Eine Frau, die verzweifelt um das Leben ihres Mannes bettelte, übertönte längst alle anderen Stimmen. Wahrscheinlich war sie Hormuk in die Hände gefallen.
    »Ihr stammt wohl aus Iskan?«, fragte der Spielmann vorsichtig, als Bornus den Stiefel von seiner Brust nahm.
    »Halt’s Maul!«
    Alvin und Bornus sahen sich ratlos an. Der bleiche Pfeifenspieler, der allmählich Hoffnung schöpfte, versuchte ihre Verwirrung zu nutzen und sich vorsichtig in die Höhe zu stemmen. Ein leises Klingeln seines Schellengürtels verriet, was er tat.
    »Vorsicht!«, drohte er keck, als sie ihn warnend fixierten. »Ihr wisst doch, dass ich unter dem Schutz des Feuersängers stehe!«
    Seine frisch gewonnene Selbstsicherheit verflog sofort, als ihm Bornus die Schwertspitze in die Halsbeuge drückte. Erschrocken schob sich der Gaukler mit den Stiefelabsätzen über die durcheinanderliegenden Waren zurück, um den auf ihn herabregnenden Blutstropfen zu entgehen.
    »Ich heiße Kelwin der Barde«, brabbelte er. »Ich bin schon durch euer Land gezogen. Deshalb weiß ich auch, dass …«
    Das Geschrei des klagenden Weibs brach abrupt ab. Die danach einsetzende Stille ängstigte Kelwin so sehr, dass auch er verstummte.
    Alvin und Bornus musterten sich erneut. Allmählich rannte ihnen die Zeit davon. Da inzwischen alle Händler erschlagen waren, würde es nicht mehr lange dauern, bis ihre Männer ihre beiden Anführer vermissten und irgendwer unter die Plane sah, die sie bisher den Blicken der anderen entzog.
    »Lauf!«, zischte Alvin unvermittelt. »Lauf, wenn dir dein Leben lieb ist!«
    Bornus schwieg, zog aber das Schwert zurück.
    Kelwin stellte keine überflüssigen Fragen, sondern wälzte sich auf den Bauch und robbte zum leeren Kutschbock davon. Seine geschlitzten, mit gelbem, rotem und grünem Stoff unterfütterten Ärmel blieben an den vorstehenden Ruten eines Weidenkorbs hängen, trotzdem schlug er die Kaninchenfelldecke zur Seite, die die vordere Öffnung verhängte, und rutschte ins Freie. Mit etwas Glück würde niemand sehen, wie er sich davonstahl, und falls doch, würden diejenigen an seiner Kleidung erkennen, wer oder besser was er war, und ihre Augen verschließen.
    Das hofften Bornus und Alvin tatsächlich – und bewiesen damit nur, wie sehr Menschen in verzweifelter Lage zum Selbstbetrug neigten.
    Ein lauter Entsetzensschrei zerstörte all ihre Hoffnungen.
    »Nein!«, brüllte Kelwin mit zitternder Stimme. »Bitte nicht!«
    Obwohl es das Dümmste war, was sie tun konnten, stürzten sie nach vorn zum Kutschbock und schlugen die Felldecke zurück. Sie sahen, wie Zerbe, der Kelwin mit einer Hand an der Kehle gepackt hatte, den wild zappelnden Barden langsam in die Höhe stemmte.
    Der Schellengürtel klingelte unangenehm hell durch den Wald, während das Gesicht des Barden blau anlief und seine Zuckungen allmählich erstarben.
    Schreie des Entsetzens gellten auf. Nicht nur aus ihrer beiden Münder, sondern auch aus denen vieler anderer Iskander.
    »Der Feuersänger!«, schrie irgendjemand aufgeregt. »Dafür wird er uns alle strafen!«

Greifenstein, im Trakt der Jadepriesterschaft
     
    Die schweren Vorhänge vermochten die Morgensonne noch auszusperren, doch im Laufe des Vormittags wurde das einfallende Licht so stark, dass es selbst den hartnäckigsten Langschläfer weckte.
    Nispe erwachte gern als Erster, denn er liebte die stillen Momente, in denen er, eng an Mea gedrängt und die

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