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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Anwesenden ausmachte. Obwohl er sich äußerlich so verändert hatte und sein Haar nicht mehr haselnussbraun, sondern schlohweiß war, erkannten sie ihn, das war ihnen deutlich anzusehen. Einen Moment lang war er versucht, den Blick zu senken, aber dann besann er sich eines Besseren.
    Beim heiligen Amboss! Wenn er schon alles andere verloren hatte, so wollte er doch wenigstens seine Würde bewahren! Von neuem Grimm erfüllt, drückte er den Rücken durch und nahm die Schultern zurück. Zumindest Mea, die ihn gerade noch mitleidig angesehen hatte, wurde unter seinem forschen Blick unsicher und errötete.
    Der in blauen Brokat gekleidete Mann an ihrer Seite musste Großmeister Ruppel sein, denn der Priester, der Grimmschnitter trug, näherte sich ihm in unterwürfiger Haltung, um das erbeutete Schwert zu präsentieren. Ruppel scheuchte den Speichellecker mit einer ärgerlichen Geste zurück, weil der Gong zum zweiten Mal ertönte – das Zeichen, das den König ankündigte.
    Dagomar war wesentlich jünger, als Rorn erwartet hatte, aber groß und kräftig gewachsen. Sein Gesicht strahlte genau das Maß an Güte aus, das einen König beim Volk beliebt machte, doch in seinen kornblumenblauen Augen glitzerte auch eine gewisse Kälte, die keinen Zweifel aufkommen ließ, dass er zu aller notwendigen Härte fähig war, um seinen Willen durchzusetzen und seine Ziele zu erreichen.
    Auf halbem Wege zum Schwingenthron blieb Dagomar stehen und fixierte den Gefangenen mit einer Mischung aus Erstaunen und jäh aufwallender Abneigung.
    »Dieser Mantel!«, rief er zur allgemeinen Überraschung. »Woher hast du ihn?«
    »Von einem Toten«, knurrte Rorn gereizt. »Er gehörte dem Mörder meines Vaters.«
    »Was ist bei euch geschehen?«, brach es da aus Mea hervor. »Und warum hast du dich so verändert? Als wir euch verließen, ist es euch doch gut gegangen!«
    Rorn bedachte sie mit einem Blick, der klarstellte, dass sie und ihresgleichen schuld an seinem Unglück waren. Er berichtete ausführlich, was vorgefallen war, denn es gab keinen Grund, mit der Wahrheit hinter dem Berg zu halten. Nur dass er den gefundenen Jadering Neele geschenkt hatte, behielt er für sich, sondern ließ sie in dem Glauben, dass er das Geschmeide der Jadeträgerin in Sicherheit hatte bringen wollen.
    Während Rorn von der Vernichtung seines Dorfes erzählte, ließ sich der König Grimmschnitter zeigen. Danach wurde die Klinge an Ruppel weitergereicht, der angesichts des in Stahl eingebetteten Jadesplitters vor Zorn erbebte. Rasch nahm der Großmeister ein vor seiner Brust hängendes Amulett in die Hand und ließ es über der Schattenjade kreisen, ohne damit eine sichtbare Reaktion hervorzurufen.
    Rorn berichtete, wie seine Familie die Lederhäuter mit Feuer und glühenden Eisen bekämpft hatte, denn er wollte, dass der Herrscher und seine Vasallen wussten, wie sich die Ausgeburt des Bösen bezwingen ließ.
    Statt ihm dafür zu danken, erlitt Großmeister Ruppel einen Wutanfall, als er hörte, dass Rorn den Ring der Jadeträgerin zerschlagen hatte.
    »Ketzer!«, schrie der Alte so aufgebracht, dass Speichel aus seinem Mund sprühte. »Ist dir nicht klar, was du getan hast? Wegen deines Leichtsinns wurde alles zerstört, was wir über Dekaden geschaffen haben!« Mit großer Geste stemmte er Grimmschnitter in die Höhe und machte tatsächlich Anstalten, auf Rorn loszugehen. »Was den Lederhäutern bisher misslungen ist, hast du Hund mit deiner grenzenlosen Dummheit erreicht!«
    Drohend schwang er die Klinge, was Rorns Bewacher dazu veranlasste, von ihrem Gefangenen abzurücken, um nicht versehentlich von einem ungelenken Schwertstreich getroffen zu werden. Mea schlug entsetzt beide Hände vors Gesicht, ansonsten zeigte niemand auch nur eine Spur Mitgefühl für den Gefangenen oder machte gar Anstalten, den zürnenden Priester zurückzuhalten.
    Niemand – außer dem König.
    »Mäßigt Euch, Großmeister!«, forderte Dagomar scharf. »Wir brauchen diesen Bauernlümmel lebend, denn es gibt noch so einiges, was er uns unter der Folter erzählen kann. Etwa, warum er glaubt, meine Gardisten überfallen zu dürfen und damit ungestraft davonzukommen!«
    Angesichts dieser ungerechten Anschuldigung geriet Rorns Blut in Wallung. »Ihr Narren!«, rief er angewidert, als würde er mit den betrunkenen Gästen einer anrüchigen Spelunke und nicht mit den Mächtigsten des Landes sprechen. »Habt ihr immer noch nicht begriffen, wie groß die Arglist der Lederhäuter

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