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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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innerhalb weniger Herzschläge hatte befreien und bewaffnen können, war für sie ein Rätsel.
    Rorn wirbelte Grimmschnitter mit kraftvollen Bewegungen durch die Luft und drehte sich dabei um die eigene Achse, um alle auf Abstand zu halten. Die allgemeine Verwirrung nutzend, glitt er auf die sich an den Fenstern drängende Menge zu. Ein Hellebardenträger, der schneller als die übrigen Wachen aus seiner Erstarrung erwachte, versuchte ihm den Weg zu verstellen. Rorn ließ den nach ihm stoßenden Stahl an Grimmschnitter abgleiten, drehte sich in den Gegner hinein und stach ihm die Schwertspitze in die rechte Schulter, bis zum Knochen, um beim Zurückziehen eine stark blutende Wunde zu hinterlassen. Schmerzerfüllt zuckte der Soldat zusammen, unfähig, die Hellebarde weiterhin zu halten. Ohne den Mann eines zweiten Blickes zu würdigen, setzte Rorn seinen Weg fort.
    Der kurze Schlagabtausch hatte die Aufmerksamkeit des nach draußen starrenden Kronrats erregt. Noch immer von dem Auftauchen der Ungezieferwolken erschüttert, wirbelten sie herum, um zu erfahren, was vor sich ging.
    Was sie zu sehen bekamen, ließ sie mitten in der Bewegung erstarren.
    Ein heftiger Windstoß, der von draußen durch die Fensterbogen fuhr, blähte Rorns zerschlissenen Mantel. Sein schlohweißes Haar fächerte herausfordernd auf. Ohne auf die aus ihrer Betäubung erwachenden Gardisten zu achten, die hinter ihm allmählich in Bewegung gerieten, marschierte er, die bläulich weiß umflorte Klinge halb erhoben, auf den Großmeister zu.
    In Ruppels von Falten zerfurchtem Gesicht zuckte es unkontrolliert, blanke Angst blitzte in seinen Augen. Angst vor dem Mann, dem ein Jadesplitter gehorchte, der in keiner Weise auf das Amulett des Großmeisters reagierte. Einige Adlige langten zu den Schwertern an ihren Waffengehängen. Dutzendfach erklang das schabende Geräusch von Stahl, der aus Holzscheiden glitt, doch keine dieser Klingen würde rasch genug heraus sein, um Rorn aufhalten zu können. Einzig Yako bereitete dem Bannkrieger Sorge, doch die sah ihn nur mit leidender Miene an, anstatt ihm mit einem Kriegsschrei niederzustrecken.
    Dabei hätte Rorn besser auf Dagomar achten sollen, der aus dem Kreis der Adligen hervortrat und ihm drohend das Greifenzepter entgegenhielt. »Du wagst es, in Gegenwart deines Herrschers das Schwert zu erheben?«, zürnte er.
    Niemand lachte, obwohl das unterarmlange Zepter ganz augenscheinlich zu kurz war, um damit einen Schwerthieb parieren zu können. Aber das musste es auch nicht, und abgesehen von Rorn war das allen bewusst.
    Unversehens aus ihrer Erstarrung gerissen, wichen alle, die in seiner Nähe standen, vor dem Bannkrieger zurück. Selbst die Bewaffneten, die ihm eben noch hatten entgegentreten wollen, bildeten einen weitläufigen Kreis.
    Auf einmal fuhr ein Glühen aus den Rubinaugen des Falkenzepters, und im nächsten Moment blühte eine Sonne in Rorns Rücken auf.
    Entsetzt wirbelte er herum und sah, wie der Schwingenschild seine volle Macht entfaltete. Den kreisförmig angeordneten Jadesteinen entsprangen daumendicke Lichtstrahlen, die sich über dem großen, in ihrer Mitte platzierten Prunkstück bündelten und von ihm zusätzlich verstärkt wurden. Dann jagte ein Strahl, so breit wie ein Unterarm, auf Rorn zu.
    Ein ohrenbetäubendes Geräusch wie von zerfetzender Seide, nur sehr viel lauter, erfüllte die Luft und hallte von den Wänden des Thronsaals wider. Rorn versuchte noch, zur Seite auszuweichen, trotzdem hätte ihn die Lichtlanze unweigerlich durchbohrt, wäre sie nicht im letzten Moment abgeknickt und in Grimmschnitter statt in seinen Brustkorb geschlagen. Ähnlich wie ein Blitz manchmal die Richtung wechselte, weil er stets in den höchsten Punkt einer Landschaft einschlug.
    Brüllende Hitze erfüllte den Raum wie eine alles erstickende Woge. Glühend heiße Wellen zuckten Rorns Schwertarm empor, während Grimmschnitter den Lichtstrahl nicht brach oder spiegelnd zurückwarf, sondern ihn wie ein Schwamm aufzusaugen schien.
    Die Luft, die der heranrasende Strahl zusammengepresst hatte, behielt allerdings seine Richtung bei, und wie von einer unsichtbaren Riesenfaust getroffen, wurde Rorn von den Füßen gerissen und an der zur Seite gewichenen Menge vorbei weit über die Grenzen des Thronsaals hinausgeschleudert. Seine bestiefelten Waden prallten gegen den Fenstersims, aber das vermochte ihn genauso wenig aufzuhalten wie seine Hände, die er nach links und rechts ausstreckte.
    Verzweifelt mühte

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