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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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plötzlich mit dicken Schweißperlen bedeckt. »Nein, natürlich nicht!«, versicherte er hastig. »Es ist nur so … Unke arbeitet schon lange nicht mehr als Wäscherin, sondern als Schankmagd. Du findest sie in der Unterstadt. Frag dich einfach zur Wolfsgrube durch, das Gasthaus ist dort jedermann bekannt.«
    Irgendetwas in der Stimme seines Gegenübers warnte Alvin davor, noch weitere Fragen zu stellen. »Gut«, sagte er düster, bevor er zurück auf den Kutschbock kletterte. »Nach Sonnenuntergang! Wir erwarten euch.«
    Rogge saß bereits auf seinem Platz. Alvin überließ ihm großzügig die Zügel, so hatte er mehr Muße, sich auf der langen Brücke umzusehen. Statt die imposante Stadtmauer zu bewundern, die immer höher vor ihnen emporwuchs, hielt Alvin vergeblich nach dem Bannkreis Ausschau, von dem der Urkrieger gesprochen hatte. Er konnte außer der Mauer beim besten Willen nichts ausmachen, das die Stadt irgendwie umgab, nicht einmal ein leichtes Flimmern in der Luft, wie es im Sommer an sehr heißen Tagen auftrat. Von dem Fliegenschwarm, der sie bislang umschwirrt hatte, war allerdings auch nichts mehr zu sehen.
    Kaum dass sie den Abschnitt mit der herabgelassenen Zugbrücke erreichten, stieg Alvin ein leichter Brandgeruch in die Nase. Rasch drehte er sich nach dem Ledergewand um und fand seinen Verdacht bestätigt. Aus der rechten Augenhöhle, dort, wo sich der tote Käfer verfangen hatte, stieg ein dünner Rauchfaden auf. Als Alvin dessen Ursprung genauer in Augenschein nahm, entdeckte er ein verkohltes Insekt, das bei der Berührung seiner Fingerkuppe zu Staub zerfiel.
    Da wusste er, was passiert wäre, hätte Zerbe sie begleitet.

26
     

Dunkle Armada
     
    Nach den vielen Tagen in dem eisernen Käfig, der unablässig über holprige Pfade und Wege gerollt war, fühlte sich Rorn wie gerädert. Im Burghof angekommen, nahmen ihm seine Bewacher die Ketten ab, die ihn an den stählernen Bodenstreben gehalten hatten. Seine Handgelenke waren durch die breiten Schellen blutig gescheuert.
    Steifbeinig stieg er ins Freie.
    An Flucht war angesichts der ihn umgebenden Übermacht nicht zu denken. Trotzdem wurden ihm die Hände mit einem Strick so fest aneinandergebunden, dass sich das Blut in den Armen zu stauen begann. Rorn gab keinen Schmerzenslaut von sich und ließ alles widerstandslos über sich ergehen. Sein Schwert befand sich in der Obhut zweier Jademeister, die sich aufführten, als hätten sie ihn persönlich gefangen genommen. Hatras lederne Halskette, in die der Blutstein eingeknotet war, hatten sie ihm gelassen, weil sie ihr keine Bedeutung zumaßen – so viel zu den großartigen Fähigkeiten dieser Jademeister.
    Bevor er die große Freitreppe hinaufgeführt wurde, schlugen sie Rorn die Kapuze vom Kopf, damit jeder sein verschmutztes Gesicht sehen konnte.
    Als Halbwüchsiger hatte sich der Bannkrieger häufig ausgemalt, wie es wohl sein müsste, dem König gegenüberzutreten. In diesen Tagträumen war er allerdings ein strahlender Recke gewesen, dem große Ehre für seine Taten zuteilwurde, und kein zerlumpter Gefangener, der in Fesseln vorgeführt wurde.
    Während ihn die Obuker durch lang gezogene Hallen führten, sah Rorn immer wieder zu Grimmschnitter hinüber. Alle Hoffnungen, die er in dieses Schwert gesetzt hatte, waren bitter enttäuscht worden. Statt ihm den Weg zur Rache zu ebnen und ihm im Kampf gegen das Böse beizustehen, hatte es ihn im entscheidenden Moment im Stich gelassen.
    Oder hatte Rorn die Zeichen nicht richtig zu deuten gewusst und war deshalb in diese üble Klemme geraten? Über diese Frage grübelte er ununterbrochen nach, ohne zu einem Ergebnis zu gelangen.
    Trotz seiner misslichen Lage hellte sich seine gedrückte Stimmung ein wenig auf, als sie den Thronsaal erreichten. Durch ein großes Arkadenfenster mit hohen Bogen flutete helles Sonnenlicht herein, das Dagomars gewölbten Thron in goldenem Glanz erstrahlen ließ. Die zahlreichen Menschen, die sich darum gruppierten, nahm Rorn nur als vage Schemen wahr, während seine Augen den legendären Schwingenschild an der Wand suchten und fanden.
    Ein Gong ertönte. Der lang anhaltende Klang brachte das allgemeine Raunen, das bei Rorns Eintreten eingesetzt hatte, zum Verstummen. Seine Augen gewöhnten sich an die grellen Lichtverhältnisse. Der Thron war verwaist, dafür zeichneten sich die Mitglieder des Kronrats deutlich umrissen ab.
    Rorn wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken, als er Mea, Nispe und Yako unter den

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