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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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und den Pöbel dort draußen, der glaubt, dass uns Fagonern kein Besitz in Greifenstein zusteht. Oder geht es etwa darum«, ihre Hände kehrten in die ausladenden Hüften zurück, »dass ein Gast hier alles bekommen kann, wenn er spendabel genug ist? Nun, ich kann dich beruhigen. Meine Mägde wählen selbst aus, mit wem sie die Treppe hinaufsteigen, und wenn mir einer gut gefällt, gehe ich mit gutem Bespiel voran.«
    Die Augen zu schmalen Schlitzen verkniffen, bewegte sie sich auf ihren Bruder zu, mit hoch erhobenem Haupt und beinahe drohend. Sie war die Ältere der beiden, und daran würde kein Schwert der Welt je etwas ändern.
    Äußerlich hätten die beiden Geschwister kaum unterschiedlicher sein können. Wo Alvin schlank, bleich und mit glattem schwarzem Haar gesegnet war, war Unke drall, dunkelblond und von der Sonne gebräunt. Nur an den steilen Zornfalten, die sich über ihrer beider Nasenwurzeln in die Haut gruben, war deutlich zu erkennen, dass sie dieselbe Mutter hatten.
    »Dann hat sich bei dir ja nicht viel geändert!«, ätzte er wütend.
    »Und ob es das hat«, grollte Unke. »Und zwar in dem Moment, da du hier mit deiner Bande eingedrungen bist und meinen Dabu misshandelt hast! Was hast du hier zu suchen?«
    Alvin hatte nicht erwartet, mit offenen Armen empfangen zu werden, trotzdem schmerzte ihn der Tonfall, in dem Unke ihre Frage stellte. Unbewusst langte er mit seinen Fingern nach dem Lederband, das er um den Hals trug und an dem das Amulett hing, das alle Auserwählten während der Zeremonie in Okdor erhalten hatten. Allein die kurze Erinnerung an den brennenden Gardisten genügte, um seine Entschlossenheit zu stärken.
    »Wir sind nur eine kleine Vorhut derer, die noch kommen«, beschied er seiner Schwester. »Und glaub mir, wenn wir unseren Auftrag erfüllt haben, braucht kein Dabu mehr für dich den Wirt zu spielen.«
    Statt vor Freude zu jauchzen, ließ Unke die Schultern sinken. »O nein, bitte kein neuer Kriegszug, der schon entlang der Grenze scheitert«, hauchte sie. »Eure Unvernunft zerstört nur wieder alles, was ich mir mühsam mit meiner Hände Arbeit aufgebaut habe.«
    Alvin hatte seine Schwester selten so niedergeschlagen erlebt. Als auch noch ein feuchter Schimmer in ihre Augen trat, wollte er schon etwas Aufmunterndes sagen, da verdunkelte sich auf einmal die durch die Fenster einfallende Sonne.
    Unke und die Schankknechte fuhren erschrocken zusammen, während Alvin und die Seinen frohlockten. Lächelnd legte er eine Hand auf Unkes bebende Schulter und versicherte ihr: »Diesmal scheitern wir nicht, Schwesterherz, diesmal haben wir den EINEN auf unserer Seite.«
    Draußen in den Straßen wurde ängstliches Geschrei laut. Unke und mehrere Schankknechte liefen an die Fenster, um zu sehen, was die Menschen so sehr in Furcht versetzte. Als sie der dunklen Armada ansichtig wurde, erschauerte sie so sehr, dass sie die Arme um ihren Leib schlang, um ein Zittern zu unterdrücken.
    »Wusstest du davon?«, wollte sie von Alvin wissen.
    »Allerdings«, bestätigte er. »Und ich weiß noch mehr: Die Jadepriester wirken schon viel zu lange ihre dunkle Magie, darum streben die Urkräfte nach einem Ausgleich. Glaub mir, diesmal rauben wir Baros das Gold, nach dem in unserer Heimat alle so dringend verlangen.«
    Seine Worte fielen auf fruchtbaren Boden. Mochte Unke auch schon ihr halbes Leben in Greifenstein weilen, tief in ihrem Herzen war sie immer noch eine Iskanderin, die in Hunger und Armut aufgewachsen war und die nie vergessen hatte, wem sie diese Umstände zu verdanken hatte.
    Ein beinahe goldener Glanz, wie er nur durch die Erfüllung eines uralten, geheimen Wunschtraums entstehen kann, brachte ihre Augen zum Leuchten. Die um sie herum versammelten Schankknechte mussten ebenfalls aus Iskan oder einem der anderen Nachbarländer stammen, denn auch in ihnen verwandelte sich die Angst vor der dunklen Armada in deutlich sichtbare Verzückung. Nur einer im Schankraum vermochte die allgemeine freudige Ergriffenheit nicht zu teilen.
    Dabu.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, grollte er drohend. »Seid ihr etwa Teil einer Verschwörung gegen Greifenstein?«
    In seinem Gesicht begannen die ersten Blutergüsse zu leuchten, trotzdem war der Kampfgeist in seinen massigen Leib zurückgekehrt. Alvin wunderte das nicht. In die Ecke gedrängte Gegner waren oft die gefährlichsten, und die Aussicht darauf, alles zu verlieren, hatte schon manch anderen über sich hinauswachsen lassen.
    Freundlich

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