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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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wohlbekannt.
    »Hatra!«, rief er überrascht.
    Die Hexe, die völlig in sich gekehrt gewirkt hatte, blickte mit angespannter Miene auf, als hätte sie ein verdächtiges Geräusch vernommen. Einige Herzschläge lang irrte ihr Blick suchend umher, bis sie Rorn direkt ins Gesicht zu sehen schien.
    »Da bist du ja, kleiner Schmied.« Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre faltigen Lippen. »Endlich haben die Götter mein Flehen erhört!«
    Fieberte Rorn, oder sprach die Hexe tatsächlich zu ihm, obwohl sie nur ein durchscheinender Schemen war? Er war sich nicht sicher, aber eins wusste er ganz genau: Bei einem Bannschwert wie Grimmschnitter war alles möglich.
    »Hatra!«, rief er deshalb, von plötzlich auflodernder Reue geplagt. »Es tut mir leid, was ich dir angetan habe! Die Furcht um Neele hat mich um den Verstand gebracht!«
    Die Hexe verstand offensichtlich, was er sagte, denn sie hob die Hand in einer abwehrenden Geste. »Schon gut!«, gab sie sich überraschend großzügig. »Ich weiß, dass du nicht mehr Herr deiner Sinne warst. Die Iskander haben in ihrer Verzweiflung dunkle Mächte entfesselt, die sich auf Dauer nicht beherrschen lassen. Glaub mir, kleiner Schmied, hier sind Kräfte am Werk, denen selbst ich hilflos gegenüberstehe.«
    Er verstand nicht alles von dem, was er hörte, doch er spürte instinktiv, dass sie die Wahrheit sagte. Rorn wusste längst, dass Hatra mehr als nur eine Sumpfhexe war. Sie verfügte über großes Wissen, das ihm vielleicht weiterhelfen konnte.
    »Was ist nur geschehen?«, fragte er verzweifelt.
    »Großes Unglück ist über dich gekommen, kleiner Schmied.« Hatras faltige Miene nahm einen mitleidigen Ausdruck an. »Aber manchmal muss das Schicksal gnadenlos sein, vor allem, wenn eine unschuldige Seele vonnöten ist.«
    »Ich und unschuldig?« Rorn lachte auf. »Neele und ich waren schon so gut wie vermählt!«
    Hatra schüttelte den Kopf. »Ich rede nicht von der Unschuld des Körpers, kleiner Schmied, sondern von der des Herzens. Genau genommen sogar von Unwissenheit. Denn nur, wer keine Zweifel an seinem Tun hat, weil er nicht um die damit verbundenen Konsequenzen weiß, bringt den Willen und die nötige Entschlossenheit auf, seinen Weg zu gehen. So wie du, als du mich in der Pfahlhütte gezwungen hast, dich mit einem Bann zu belegen. Dadurch warst du wie geschaffen, den Jadestein zu zerschlagen und damit die Kräfte zu entfesseln, die die arroganten Jademeister für alle Zeiten zu bändigen gehofft hatten.«
    Rorn erbleichte. »Soll das etwa heißen, ich habe die Insektenplage erst hervorgerufen?«, fragte er betroffen. »Dann bin ich also schuld am Untergang von Baros? Oder sogar der ganzen Menschheit?«
    »Keine Sorge, du beschleunigst höchstens, was sich schon seit langer Zeit anbahnt.« Falls sie ihn damit zu beruhigen hoffte, hatte die Hexe die falschen Worte gewählt. Ohne auf sein Erschrecken zu achten, fuhr sie jedoch fort: »Der Schöpfer und Zehrer, den ihr den EINEN nennt, ist schon lange unzufrieden, doch es liegt in der Hand seiner Geschöpfe, ob sie überleben oder untergehen. Die Greifen, die vor euch Menschen herrschten, haben einst den falschen Weg gewählt, aber vielleicht macht ihr – oder machst du – es ja besser. Sei das Sandkorn, das die Mühlsteine zum Stehen bringt, kleiner Schmied, ich wünsche dir viel Glück dabei. Nur fürchte ich, dass du wie alle anderen zwischen den tobenden Mächten zerrieben wirst.«
    Rorn hatte allmählich den Eindruck, dass sein Kopf kurz vor dem Zerplatzen stand.
    »Ich verstehe das alles nicht!«, rief er verzweifelt.
    »Das glaube ich dir gern, kleiner Schmied.« Hatra nickte mitfühlend. »Aber wahrscheinlich ist genau das der Grund, warum dir dies alles widerfährt. Weil ein Krieger, der um die Gefahren des von dir gewählten Weges wüsste, ihn nicht beschreiten würde. Dazu musst du wissen, dass Schöpfung und Zerstörung nur zwei Seiten der gleichen Medaille sind.« Die Alte hielt kurz inne, als bereute sie den letzten Satz, bevor sie hastig fortfuhr: »Aber vielleicht ist es besser, wenn du das nicht einmal ahnst. Nur eines ist für dich wichtig: Durch den Bann, den ich dir auferlegt habe, bin auch ich im Netz deines Schicksals gefangen. Darum will ich dir helfen, so gut ich kann. Vor allem, da ich nun weiß, dass die Iskander etwas wecken wollen, das besser für alle Zeiten schlummern sollte. Eine Macht, der weder mein Volk noch die Zyklopen einst widerstehen konnten.«
    Die Zyklopen? Waren diese

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