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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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mit der Dabu geöffnet hatte, weil die Eingangstür unter Alvins um Einlass fordernden Schlägen zu zersplittern drohte, war längst nackter Angst gewichen. Verzweifelt wandte er den Kopf zur Seite, doch von den Knechten, die mit ihnen im Schankraum standen, hatte er keine Hilfe zu erwarten. Sie starrten allesamt auf den blanken Stahl, mit dem sie von Bornus, Rogge und den anderen bedroht wurden. So blieb dem Wirt nichts anderes übrig, als weiterhin aus beiden Nasenlöchern zu bluten und mit stark verzerrtem Gesicht nach Luft zu ringen.
    »Hörst du schwer?«, rief Alvin gereizt. »Ich habe dich nach meiner Schwester gefragt!«
    Auf Dabus zersprungenen Lippen quollen rote Blasen auf, doch statt einer eindeutigen Auskunft waren aus seiner eingeschnürten Kehle nur gurgelnde Laute zu vernehmen.
    »Red lauter, du Hund!«, forderte Alvin. »Ich versteh dich nicht!«
    In den Augen des Wirts flackerte es panisch auf, als der ohnehin schon tief in seine Haut einschneidende Ledersaum noch weiter zusammengedreht wurde. Trotzdem hielt sein Schweigen an.
    »Du solltest ihm vielleicht genügend Luft zum Sprechen lassen«, schlug Bornus vor, der betont gelangweilt am Tresen lehnte. »Und ihm den Namen deiner Schwester verraten.«
    »Kümmer dich gefälligst um deinen Dreck!«, blaffte Alvin den Kameraden an, um dann doch den würgenden Griff etwas zu lockern.
    »Lass gefälligst meine Knechte in Frieden, du Rabenaas!«, ertönte es da lautstark. Nicht etwa aus dem Mund des Wirts, der lieber rasselnd Luft in seine Lungen sog, sondern aus einer schmalen Tür, rechts neben Alvin, die plötzlich offen stand und in der sich eine weibliche Gestalt abzeichnete.
    Rabenaas. Bei dieser Bezeichnung zuckte Alvin leicht zusammen. So war er schon lange nicht mehr ungestraft genannt worden. Nicht mehr, seit Unke die Grafschaft, in der sie aufgewachsen war, verlassen hatte, um in die weite Welt zu ziehen.
    Als das resolute Weib mit der durchdringenden Stimme aus dem Dunkel des Treppenaufgangs zu ihnen in den Schankraum trat und sich, die Hände in die Hüften gestemmt, vor ihnen aufbaute, wusste er, dass es sich tatsächlich um seine Schwester handelte.
    »Das gilt auch für den Rest von euch!«, bellte sie im Kommandoton. »Finger weg von meinen Knechten, oder ihr bekommt es mit mir zu tun!«
    Bornus, Rogge und die anderen sahen einander fragend an, dann machten sie tatsächlich Anstalten, die Schwerter zu senken.
    »Was wird das?«, schimpfte Alvin. »Habe ich etwa Befehl gegeben, die Waffen zu strecken?«
    Seine Männer hielten daraufhin unentschlossen in der Bewegung inne, nur Bornus tat so, als hätte er nichts gehört, und steckte sein Schwert zurück in die Scheide. »Tut mir leid«, entschuldigte er sich, »aber deine Schwester jagt mir mehr Angst ein als du.«
    Die Lippen des Kahlkopfs kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln. Als dann auch noch Rogge zu kichern anfing, war der Bann gebrochen. Plötzlich lachten alle aus Alvins Rudel.
    Mit einem angewiderten Laut auf den Lippen stieß der Bleiche den behaarten Hünen von sich. »Beim Zorn des Feuersängers! «, wandte er sich vorwurfsvoll an seine Schwester. »Das hast du ja wieder toll hinbekommen!«
    Sich rückwärts am Tresen entlangtastend, brachte sich Dabu rasch außer Reichweite. Trotz seiner Größe war sein Widerstand gebrochen. Unke geleitete ihn fürsorglich zu einem freien Stuhl und holte ihm ein sauberes Tuch, mit dem er sich das blutverschmierte Gesicht abwischen konnte.
    »Verhaltet euch alle ruhig«, wies sie die übrigen Schankknechte an. »Mein Bruder ist ein gefährlicher Mann, und seine Schergen sind in der Überzahl.«
    Da die Angesprochenen bestätigend nickten, entspannte sich die Lage weiter. Bornus trat sogar an ein angestochenes Fass und zapfte sich einen Humpen dunklen Biers. Andere hingegen waren vernünftig genug, ihr Schwert in der Hand zu behalten. Alvin bedeutete den Männern mit einer Geste, es dabei zu belassen, ließ die eigene Klinge aber mit einem schleifenden Laut in der Gürtelscheide verschwinden.
    »Du hast es also ernst gemeint, als du von deinen Knechten gesprochen hast«, wandte er sich an Unke.
    »Selbstverständlich«, fauchte sie zurück. »Die Wolfsgrube gehört mir, was hast du denn gedacht?«
    »Na ja, man hört so einiges, wenn man sich vom Stadttor aus bis hierher durchfragt.«
    »Ach ja, was denn?« Nicht nur Unkes Stimme, auch ihre ganze Haltung wurde herausfordernd. »Dass Dabu der Wirt ist? Das ist nur für den Stadtvogt

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