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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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was unter der Kaserne vorgefallen war. Als er dabei betonte, dass nicht nur er den Iskandern, sondern auch diese ihm das Leben gerettet hatten, steckte Bornus das Wurfmesser zurück in die Lederscheide. Dann erzählte er von Zerbes Arglist in den königlichen Speichern.
    Yako strich gedankenvoll über ihr Kinn. Sie dachte an Nispe, der zu Unrecht im Kerker saß und der sicher auf Gnade hoffen durfte, wenn er Mea aus der Gewalt des Geschmeißes zu befreien half. »Also gut. Wenn ich der Jadeträgerin dadurch helfen kann, bin ich sogar bereit, mich mit iskandischen Hunden zu verbünden. Aber wird Alvin uns wirklich führen, wenn wir ihn aus dem Kerker holen?«
    »Ganz gewiss!«, versicherte Unke mit solcher Inbrunst, dass die Phaa unwillkürlich lächeln musste. »Sonst bekommt er es mit mir zu tun.«
    »Trotzdem.« Yako seufzte. »Auch wenn die Truppen bereits über die Nordbrücke ausrücken, wird es nicht einfach sein, in der Burg ein- und auszugehen.«
    »Keine Sorge.« Rorn schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln, das ihre Unruhe umgehend dämpfte. »Ich habe bereits einen Plan.«

In den Bitterfelsen
     
    Nie zuvor in ihrem Leben hatte Mea solche Pein ausstehen müssen.
    »Nein! Nein!«, rief sie immer wieder. »Hört endlich auf damit!«
    Doch alles Flehen half nichts. Immer wieder formten die Nebelschleier neue Bilder, in denen zu sehen war, wie sie im ganzen Reich umherreiste und vor begeisterten Bauern ihren Bann aussprach, der das Ungeziefer von den Feldern vertrieb. Aber auch, wie gefräßige Nager und das fliegendes Geschmeiß danach in den Nachbarländern einfielen und dort Hunger, Seuchen und Tod verbreiteten.
    Schluchzend kniff sie die Augen zusammen und presste ihre Hände auf die Ohren, aber das hatte nur zur Folge, dass die Stimmen und Bilder direkt in ihrem Kopf entstanden. Ja, mehr noch, sie fühlte die Verzweiflung der Mütter, die ihre verhungerten Kinder zu Grabe trugen, als wären es ihre eigenen.
    Eine Jadeträgerin muss unschuldig sein , wisperte eine gehässige Stimme, während kahl gefressene Landschaften in ihrem Kopf entstanden, in denen kein einziges Grün mehr zu sehen war. Nur wenn sie nicht weiß, was sie mit ihrem Bann anrichtet, kann sie ihn mit der nötigen Inbrunst sprechen. Verhärmte Gesichter, aus denen die Wangenknochen hart hervortraten, starrten sie klagend an, und das Leid der Iskander wurde erneut zu ihrem eigenen. Wenn wir mit dir fertig sind, wirst du wissen, was dein Geschmeide anrichtet, und dann hast du deine Unschuld verloren.
    »So gebt doch endlich Ruhe!«, schrie sie erneut. »Ich habe längst verstanden, was ihr mir sagen wollt!«
    Doch jene, die sie mit der Wahrheit quälten, waren anderer Meinung. Und so musste Mea weiter mit ansehen und mit jeder Faser ihres Körpers durchleben, was sie längst nicht mehr ertragen konnte. Selbst als der Druck so groß geworden war, dass sie sich auf dem harten Boden wälzte und ihren Schmerz laut in die Berge hinausschrie.

32
     

Verräter
     
    Am Nordufer, direkt neben der Burg, erhob sich der Tempel, in dem die Greifensteiner ihre Götter anbeteten und ihre Totenrituale abhielten. Wegen der Enge zwischen den Stadtmauern wurden die Verstorbenen jenseits des Flusses begraben, doch für die Zeit der Trauer bahrte man sie in der großen Säulenhalle auf, damit Freunde und Angehörige von ihnen Abschied nehmen konnten.
    Zwei Veteranen, die bereits zu alt für den Kriegsdienst waren, standen vor dem Eingangsportal gelangweilt Wache. Bei dem vertrauten Anblick der Phaa sahen sie jedoch interessiert auf.
    Die Leibwächterin wurde von zwei Männern begleitet. Einer von ihnen war ein zernarbter Glatzkopf in einem offenen Ledermantel, der andere trug einen rotbraunen Wollumhang, dessen hochgeschlagene Kapuze seinen Kopf bedeckte.
    »Sei gegrüßt, Yako!«, sagte der größere der beiden Posten, dessen Haar von eisgrauen Strähnen durchzogen wurde. »Es ist wirklich eine Schande.«
    Die Phaa blieb abrupt stehen, die Rechte wie zufällig am Griff ihres Schwertes. »Was willst du damit sagen? Was ist eine Schande?«
    »Dass der Großmeister dich nicht mit auf den Feldzug genommen hat!«, erklärte der Posten. »Gegen starke Magie ist jeder Stahl machtlos. Niemand kann dir wegen dem, was deiner Herrin zustieß, einen Vorwurf machen. Das ist ungerecht.«
    Die Lippen der Leibwächterin verzogen sich zu einem Lächeln, das ihre spitzen Zähne aufblitzen ließ. »Danke für deine Worte, Feyt«, sagte sie. »Sie bedeuten mir sehr viel.«
    Der

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