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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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die Bergkriegerin. »Reich mir die Schlüssel für Kerker und Halsring.«
    Schnaufend erhob sich der Dicke von seinem Schemel, drehte sich vorsichtig hinter dem roh gezimmerten Tisch herum und tastete über die Reihe der in der Mauer eingelassenen Eisenhaken. Er hatte nur vier verschiedene Schlüssel in seiner Obhut, trotzdem musste er erst einmal grübeln, welche die beiden richtigen waren.
    Ehe er zu einer Entscheidung gelangte, stand Yako hinter ihm und schlug ihm Rorns Schwertgriff in den Nacken. Stöhnend rutschte der Gardist an der Wand entlang zu Boden.
    Bornus war sofort mit blanker Klinge zur Stelle, doch die Phaa hinderte ihn daran zuzustechen.
    »Hast du dir das gut überlegt?«, fragte der Iskander. »Wenn du den Kerl am Leben lässt, erfahren alle, dass du uns geholfen hast.«
    »Solange ich mit Mea zurückkehre, wird das niemanden stören«, antwortete sie kalt. »Und sollte ich versagen, gibt es ohnehin keinen Platz mehr für mich in Greifenstein.«
    Bornus schüttelte den Kopf, half aber trotzdem dabei, den Bewusstlosen mit den kurzen Stricken zu binden, die Rorn und er zuvor um die Hände geschlungen hatten. Nachdem die Tür zum Verlies aufgesperrt war, zerrten sie den Gefangenen mit hinein, bis auf den ersten Treppenabsatz. Falls eine Magd oder ein Knecht des Weges kamen, war ein verwaister Platz wesentlich unauffälliger als einer, vor dem ein gefesselter und geknebelter Wächter lag.
    Nispe sah den dreien verblüfft entgegen, als sie über die Stufen herabeilten. Alvin hingegen schlief tief und fest. Das war umso erstaunlicher, da der Hellhäutige im Gesicht deutliche Spuren schwerer Misshandlungen aufwies.
    Yako machte sich sofort daran, den Magnus von seinem Halsring zu befreien.
    »Was wird das?«, zischte Bornus unwirsch. »Davon, dass wir einen Jadepriester befreien, war nie die Rede.«
    »Nispe begleitet uns«, sagte die Phaa entschieden. »Er steht Mea näher als jeder andere von uns.«
    Bornus war deutlich anzusehen, wie wenig ihn das interessierte. Grimmig legte er die Hände auf die Griffe der beiden Krummschwerter, die in seinem Gürtel steckten. »Nur für den Fall, dass du mich in der Wolfsgrube falsch verstanden hast: Ich bin nicht im Geringsten am Schicksal deiner Jadeträgerin interessiert. Ich bin hier, um Alvin zu befreien und mein Volk vor Zerbes Arglist zu warnen.«
    Völlig unbeeindruckt zog Yako Nispes Halsring auseinander und warf ihn zu Boden. Dann sah sie Bornus herausfordernd an.
    »Dieser Magnus gehört zu der Brut, die schuld daran ist, dass mein Volk Hunger leidet«, knurrte er drohend. »Leg ihm den Ring wieder um den Hals, oder es gibt nichts, was mich davon abhalten kann, ihn abzustechen.«
    »Doch«, mischte Rorn sich ein, »deine Vernunft. Und falls die nicht ausreicht, durchbohrt Grimmschnitter dein Herz.«
    »Das hätte ich mir denken können.« Bornus sah den Bannkrieger angewidert an. »Kriegern, die ihren Schwertern Namen geben, ist grundsätzlich nicht zu trauen.«
    Von dem heftigen Streit geweckt, wachte Alvin auf, doch als er sich zu strecken begann, machten sich seine Blessuren bemerkbar. Mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht zuckte er zusammen. »Was soll der Lärm?«, fragte er gereizt. »Reicht es nicht, dass mir die Wachen zugesetzt haben?«
    »Man kann sich den Weg in die Freiheit nicht immer nach Wunsch aussuchen«, blaffte Bornus ebenso mürrisch zurück. »Und manchmal nicht mal die Waffengefährten.«
    Yako hielt es daraufhin für angebracht, sich ebenfalls lautstark für ihre Begleitung zu entschuldigen. »Schon gut«, wehrte Nispe ab, der seine Sprache endlich wiedergefunden hatte. »Die Fronten verlaufen dieser Tage allgemein sehr verwunderlich. Großmeister Ruppel hat diesem Bleichen hier Nebeltrunk verabreicht, damit er die Folter des Kronrats übersteht. Was auch immer der Großmeister im Schilde führt, sein Spiel ist vermutlich ebenso falsch wie das der Lederhäuter.«
    Seine Worte lösten sogar bei den Iskandern Bestürzung aus, und als Rorn dann auch noch von dem unheimlichen Doppelgänger erzählte, dem er in Dornhain begegnet war, war aller Zwist zwischen ihnen begraben. Denn bei allem, was sie voneinander trennte, gab es doch etwas, das sie einte: die Gewissheit, dass sie alle von ihren eigenen Herren belogen worden waren.
    So brachen sie gemeinsam auf. Vier Männer und eine Frau, wie sie unterschiedlicher kaum hätten sein können.

Am Greifentor
     
    »Bei allen Berggeistern«, hauchte Yako ehrfürchtig, »ich hätte nie gedacht, dass

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