Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Knie und kippte wimmernd zur Seite.
    Alvin lockerte den würgenden Druck um seinen Hals und sog frische Luft in seine Lungen. Eigentlich hätte er sich im Gegenzug auf den Magnus werfen, ihm seinerseits die Wandkette um den Hals legen und das Knie in den Rücken setzen müssen, bis der Kerl erstickte oder ihm das Rückgrat brach. Aber selbst dazu fühlte sich der Bleiche zu matt.
    »Versuch das nicht noch mal«, drohte er nur. »Oder ich werde mächtig böse.«
    Eine Weile lagen sie schweigend nebeneinander, sofern man das Schniefen und schmerzerfüllte Keuchen des Magnus als Schweigen bezeichnen konnte. Plötzlich tat Nispe ihm leid, Alvin wusste selbst nicht warum. »Was ist denn mit deiner Jadeträgerin passiert, dass du dich hier wie ein eifersüchtiger Gockel aufführst?«, wollte er wissen.
    »Das weißt du doch ganz genau!«, behauptete Nispe trotzig.
    Langsam begann der Wunsch, auf den Burschen einzuprügeln, die Schläfrigkeit aus Alvins Knochen zu vertreiben. Ärgerlich richtete er den Oberkörper auf, rieb demonstrativ über die Abschürfungen an seinem Hals und knurrte: »Nein, weiß ich nicht!«
    Immer noch eine Hand zwischen den Beinen, rutschte Nispe ein Stück zurück, um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern. Er sah eine Weile verwirrt drein, dann aber erzählte er eine Geschichte über fliegendes Geschmeiß, das die Jadeträgerin entführt hätte.
    Nach dem, was Alvin in der Kornkammer erlebt hatte, konnte er sich vorstellen, dass alles, was ihm der Magnus berichtete, den Tatsachen entsprach. Zerbe und seine Kumpane waren gefährliche Gegner, ob nun in Flickenleder gehüllt oder in ihrer ursprünglichen Form. Trotzdem ließ er den anderen nicht wissen, welchen Abscheu er mittlerweile selbst vor dem Geschmeiß empfand. Es war schließlich möglich, dass es verborgene Öffnungen gab, durch die ihr Gespräch belauscht wurde. Alvin hatte schon häufiger erlebt, dass Gefangene nur zusammengesperrt wurden, um so ihre Geheimnisse zu erfahren.
    Inzwischen waren Nispes Schmerzen abgeklungen. »Willst du etwa immer noch behaupten, dass du nichts von Meas Entführung weißt?«, fragte er erbost.
    Alvin nickte. »Ganz genau. Ich bin selbst nur ein Opfer übler Ränkeschmiede.«
    »Du lügst!«, brauste Nispe auf. »Wenn du nichts zu verbergen hast, warum hast dann Nebelsud getrunken?«
    »Nebelsud?« Alvin gähnte schläfrig. »Was soll das sein?«
    »Ein Elixier, das einen Mann die Schmerzen vergessen lässt, das aber auch müde macht. Dein Gähnen ist fast schon Beweis genug, außerdem zeigen sich bei jenen, die ihn verwenden, goldene Einsprengsel rund um die Regenbogenhaut. So wie in deinen Augen!«
    Der Magnus sprach mit so großem Ernst, dass Alvin unsicher wurde. Neugierig beugte er sich über eine neben ihm stehende Holzschüssel. Auf der glatten Wasseroberfläche darin spiegelte sich sein malträtiertes Gesicht. Zuerst konnte er wegen des schummrigen Lichts nicht viel sehen, aber dann glaubte er doch eine goldene Aureole um seine stahlblauen Augen zu erkennen. Verwundert sah er in Nispes triumphierendes Gesicht.
    »Ich habe trotzdem kein Elixier genommen«, beschied er dem Magnus. »Im Gegenteil, dein Großmeister hat mir eins eingeflößt, das mich zum Sprechen bringen sollte!«
    Nispes Augen weiteten sich vor Schreck. »Ruppel hat dir … den Nebelsud …«, stotterte er, bevor er in jähes Schweigen verfiel.
    Alvin nutzte die günstige Gelegenheit, um etwas von dem Strohlager des Leidensgenossen an sich zu bringen. Rasch schob er die Halme so zusammen, dass er den Kopf darauf betten konnte, dann legte er sich wieder hin.
    »Versuch nicht noch mal, mich im Schlaf zu erwürgen«, warnte er, dann fielen ihm die Augen auch schon wieder zu.

Im Gerberviertel
     
    Das Weib muss sterben! Dieser Gedanke ging Yako immer wieder durch den Kopf, während sie sich einen Weg durch die aufgeregte Menschenmenge bahnte. Nach der langen Zeit der Dunkelheit trieb es die Bevölkerung wie unter einem geheimnisvollen Zwang auf die Straße. Jeder, der laufen konnte, war hungrig nach Licht und Neuigkeiten.
    Angst und Zuversicht lagen an diesem Tag dicht beieinander. Es gab Gerüchte, dass sich die königlichen Kornkammern über Nacht geleert hätten, das ließ die Preise an den Marktständen steigen. Aber auch die Nachricht, dass der König an der Spitze seiner Garden gegen den Feind ziehen wollte, sprach sich wie ein Lauffeuer herum. Aus allen Ecken der Stadt drängten Bewaffnete in Richtung Speicherstraße, um sich

Weitere Kostenlose Bücher