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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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es so große Hohlräume unterhalb der Stadt geben könnte.«
    Dank ihrer guten Ortskenntnisse hatten sie den Totentempel durch ein Seitenfenster verlassen und waren unbemerkt bis zur Kaserne gelangt, die nur noch eine Handvoll Fußkranker und Verletzter bewachte. Als rechte Hand der Jadeträgerin, die regelmäßig an den Beratungen des Kronrats teilnahm, war es Yako ein Leichtes gewesen, sich Zugang zu den Vorratsräumen zu verschaffen. Sie hatte nur vorgeben müssen, auf höheren Befehl zu handeln. Selbst die nötigen Schlüssel waren der Phaa anstandslos ausgehändigt worden. Mit ihnen hatte sie die anderen durch den Eckturm eingelassen, in dessen Erdgeschoss das Blut des aus Iskan stammenden Gardisten noch immer eine getrocknete Lache am Boden bildete.
    Gemeinsam waren sie auf demselben Weg in die Katakomben eingedrungen wie beim ersten Mal, als das uralte Siegel gebrochen worden war. Sie verschlossen alle Türen und Schächte hinter sich, um ihre Spuren zu verwischen.
    Das Licht ihrer Fackeln riss den Haufen mit den Zyklopenschädeln aus der Dunkelheit und ebenso die leeren Marmorpodeste und den großen Steinbogen, der den halben Raum durchmaß. Yako erschauderte noch bei dem Anblick zweier Steinfiguren, die den Treppenaufgang flankierten, während Alvin und Bornus bereits sämtliche Ecken ausleuchteten. Doch soviel sich die beiden auch bückten und streckten, sie fanden nicht, was sie suchten: den Durchgang, durch den Zerbes Geschmeiß in Greifenstein eingedrungen war.
    »Das verstehe ich nicht«, gestand Bornus nach einer Weile verlegen ein. »Zerbe hat uns hoch und heilig versichert, dass das Blutopfer ein Tor in die Bitterfelsen öffnet.«
    »Und sein Erscheinen in der Wolfsgrube beweist, dass es auch geklappt hat«, unterstrich Alvin, bevor er in die über ihnen lastende Dunkelheit starrte. »Aber die Öffnung scheint in einer Höhe zu liegen, die für ungeflügelte Wesen nur schwer zu erreichen ist.«
    Rorn unterdrückte ein Seufzen. Unter diesen Umständen mochte es Tage dauern, bis sie weiterkamen. Vielleicht auch länger, wenn es verborgene Gänge gab, deren getarnte Mechanismen sie erst aufspüren mussten. Yako wollte schon wütend auffahren, weil sie sich getäuscht fühlte, als sich Nispe zu Wort meldete.
    »Ihr braucht nicht weiter zu suchen«, rief er, mit unüberhörbarem Triumph in der Stimme. »Ich glaube, ich habe das Portal gefunden.« Zur allgemeinen Überraschung stand er unter dem Granitbogen und leuchtete mit der Fackel in die Höhe. »Seht ihr die fein eingemeißelten Greifenschwingen, hier, an der Unterseite? Ich bin mir ganz sicher, dass das ein Portal des ALTEN VOLKES ist.« In seine Augen trat ein Funkeln. »Über die Greifen, die vor uns herrschten, ist nicht viel bekannt, aber im Refugium gibt es geheime Schriften, die von ihrer Magie berichten. Die Greifen verwendeten mächtige Kraftspeicher, ähnlich unseren Jadesteinen, und manche von ihnen waren so groß wie dieser hier.« In einer weit ausholenden Geste deutete er auf den über ihm verlaufenden Bogen, dessen Schwung an eine Vogelschwinge erinnerte.
    »Und kannst du mit diesem … diesem Machtspeicher den richtigen Zauber wirken?«, wollte Bornus wissen.
    Der Magnus nickte zuversichtlich. »Ich denke schon.«
    »Tatsächlich?«, platzte es aus Yako ungläubig heraus.
    Die beiden Iskander lachten so schadenfroh, dass Nispes Gesicht krebsrot anlief. »Ja, natürlich«, bekräftigte er, sichtlich verletzt. »Zweifelst du etwa an meinen magischen Fähigkeiten?«
    Die Phaa presste betreten die Lippen zusammen und sagte kein Wort mehr. Noch deutlicher hätte ihre Antwort kaum ausfallen können.
    »Bevor ich Leibmagnus der Jadeträgerin wurde, habe ich ebenso studiert und geübt wie jeder andere Adept auch«, wies Nispe die Phaa zurecht.
    Rorn wurden die ewigen Sticheleien zwischen den beiden allmählich zu viel, doch er befürchtete, den Streit womöglich nur noch anzuheizen, wenn er ein Machtwort sprach. Darum zog er stattdessen das Lederband hervor, das er um den Hals trug, und sagte: »Ich habe hier das Perlmutt, mit dem Hatra die Iskander aus dem Schimmerwald verschwinden ließ. Wenn du es brauchen kannst, um uns in die Bitterfelsen zu versetzen …«
    »Das wird nicht nötig sein«, antwortete Nispe verärgert, dann presste er die Innenflächen seiner Hände flach gegeneinander und kniff die Augen zusammen. »Die Brücke zu den Bitterfelsen besteht noch, das spüre ich genau. Wir müssen sie nur betreten.«
    Die anderen vier sahen

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