Bannkrieger
falkenköpfiger Streithammer, den Yako unter anderen Umständen interessiert betrachtet hätte.
»Können wir zur Sache kommen?«, fragte sie, scheinbar gelangweilt. Dabei nahm sie die Lederhaube ab und stellte ihre Haare auf. Normalerweise weckte das Neugier und Erstaunen oder machte die Menschen zumindest nervös. Aber Bornus lächelte nur spöttisch und ließ die Klinge weiter zwischen seinen Fingern pendeln.
»Es geht um meinen Bruder«, erklärte Unke schnell, bevor ihr Kumpan das Gespräch an sich reißen konnte. »Er wurde von der Königlichen Garde gefangen genommen. »Wir möchten, dass du uns hilfst, ihn zu befreien.«
»Das Bleichgesicht mit dem rabenschwarzen Haar?«, staunte Yako. »Das im Kerker sitzt?«
»Alvin lebt also?« Unkes Miene hellte sich auf. »Hast du ihn gesehen? Geht es ihm gut?«
Dass Unke und Alvin Geschwister waren, war eine Überraschung, die Yako zunächst verdauen musste. »Es geht also nicht um Geld?«, fragte sie erstaunt.
Unke lachte hell auf. In diesem kurzen Moment wirkte sie wieder genauso vergnügt wie während des Schankbetriebs. »Aber nein, kleine Phaa. Ich habe schon mehr Gold, als eine Leibwächterin wie du in ihrem ganzen Leben verdienen kann. Außerdem hat mir unser kleines Verwirrspiel mit den Kerlen viel zu gut gefallen, als dass ich es für ein paar armselige Münzen aufgeben würde. Aber mein Bruder ist von meinem Blut, das musst du verstehen.«
Das verstand Yako tatsächlich. Für eine Phaa bedeutete der Zusammenhalt des Clans mehr als das eigene Leben. Zuhause, in den Bergen, hätte sie an Unkes Stelle genauso gehandelt, aber das brauchte niemand zu wissen.
»Dein kahlköpfiger Freund hat recht«, sagte sie stattdessen. »Hätte er mir nicht erzählt, dass er weiß, wie ich Mea finden kann, wärt ihr beiden bereits tot! Ich frage mich nur, ob ich ihm glauben kann.«
Unke wurde bei diesen Worten ganz bleich im Gesicht, sodass plötzlich doch eine gewisse Ähnlichkeit zu ihrem Bruder sichtbar wurde. Bornus hingegen amüsierte sich prächtig.
»Sieh dir den Streithammer an.« Er wies mit dem spitzen Kinn auf den Tisch. »Wir haben ihn aus einem unterirdischen Gang, der unter der Uchte hindurchführt. Muss wohl noch aus der Zeit der Greifen stammen.«
»Das ist gelogen!« Die fremde Stimme aus dem Hintergrund erklang so überraschend, dass Bornus instinktiv über die Schulter sah.
Normalerweise wäre das sein Tod gewesen. Yako brauchte nicht mal zur Waffe zu greifen, um einen Mann umzubringen, dazu reichte schon ein gezielter Schrei. Doch als sie sah, wer über die steile Treppe zu ihnen in den Schankraum trat, ließ sie den tief in die Lungen gezogenen Atem wieder langsam entweichen.
Ausgerechnet Rorn, der Mann, der ihr ein Schwert hatte schenken wollen. Dass sie es nicht sofort in der Schmiede angenommen hatte, hatte sie seither jeden Tag bereut, denn so fehlte ihr jedes Andenken an diesen ungewöhnlichen Augenblick.
Yako spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte, als der Bannkrieger näher trat. Er hatte ihr schon im Schimmerwald gefallen, doch nun, mit dem weißblond aufgefächerten Haar, das bei jedem Schritt auf den Schultern wippte, und dem traurigen Glanz in seinen Augen fand sie ihn sogar noch anziehender.
»Aber ich kann verstehen, warum du die Tatsachen verdrehst«, erklärte Rorn, als er neben Bornus angelangt war. »Die Wahrheit klingt einfach zu unglaublich.«
Der Kahlkopf nickte widerstrebend. »Zerbe hat uns erzählt, dass der Granitbogen ein magisches Tor sei, mit dem sich der Schutzbann des Schwingenschilds umgehen lässt. Ich habe nicht gesehen, ob es funktioniert, aber er hat uns nie belogen – bis zu dem Moment, an dem er unsere Hilfe nicht mehr brauchte.«
»Ihr beide habt euch verbündet?«, fragte die Phaa erstaunt. »Nach allem, was im Schimmerwald geschehen ist?«
Rorn und Bornus maßen sich gegenseitig mit abschätzenden Blicken.
»Nicht, weil wir uns mögen«, stellte Rorn klar, was Bornus mit einem Nicken bestätigte, »sondern weil Grimmschnitter mich dazu getrieben hat und weil es vernünftig ist, Seite an Seite gegen jenen Feind zu stehen, der sein wahres Gesicht in den Katakomben der Greifen gezeigt hat.«
»Wir Iskander sind hier, weil unsere Familien hungern«, bestätigte Bornus. »Aber statt uns wie versprochen Dagomars Korn zu verschaffen, haben Zerbe und die seinen es verdorben, damit keiner etwas davon hat, weder in Baros noch sonst irgendwo. «
Um die Verwirrung der Phaa zu lindern, berichtete Rorn,
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