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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sich ratlos an, während der Magnus ein leichtes Summen anstimmte. Magie wurde freigesetzt. Rorn spürte es einen Moment eher als die anderen, weil Grimmschnitter an seiner Hüfte zu vibrieren begann. Gleich darauf liefen blauweiße Elmsfeuer über den Granitbogen.
    Auf einmal gleißte ein heller Blitz auf.
    Um die fünf herum bildete sich eine weiß durchscheinende Lichtkugel, hinter der die Welt wie hinter einem Vorhang versank. In ihren Ohren erklang ein lautes Brausen. Außerhalb der Sphäre zogen Schlieren vorbei, die an zerlaufende Landschaften erinnerten.
    Rorn spürte, wie eine Hand nach der seinen griff und sie fest umklammerte. Es war die Phaa, die seine Nähe suchte. Ob das nur geschah, weil sie das Unbekannte fürchtete? Er wusste es nicht. Ihm fiel nur auf, dass sie schon seit einiger Zeit nicht mehr von seiner Seite wich. Ob es wohl daran lag, dass er als Einziger das Massaker in seinem Dorf überlebt hatte und sie deshalb in ihm einen Schicksalsgefährten sah, weil sie selbst die einzige Phaa in der Welt der Menschen war?
    Neben ihnen schrie Nispe laut auf.
    Rorn hatte das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Ihm wurde ganz flau im Magen. Doch schon zwei Herzschläge später war der ganze Spuk vorbei. Die weiße Lichtwölbung wurde transparent und löste sich schließlich vollständig auf.
    Schwankend und ein wenig unsicher auf den Beinen, standen sie inmitten einer kargen Felslandschaft. Der Magnus war in Schweiß gebadet, tiefe Falten durchfurchten sein Gesicht. Keuchend fiel er auf die Knie und übergab sich. Völlig ausgepumpt kauerte er eine Weile am Boden, als hätte er eine lange Zeit der Anstrengung hinter sich. Vielleicht stimmte das sogar. Denn obwohl für sie nur wenige Atemzüge vergangen waren, erglühten die westlichen Bergkuppen bereits im Abendrot. Der Tag, der eigentlich noch vor ihnen liegen sollte, neigte sich bereits dem Ende zu. Zwielicht sickerte die steilen Hänge herab und erfüllte die schroffe, von kantigen Vorsprüngen geprägte Umgebung.
    »Na, sieh einer an«, lobte Bornus in Richtung des knienden Magnus. »Scheinbar bist du doch zu etwas nütze.«
    Yakos Hand löste sich aus der von Rorn.
    Sie standen inmitten eines Schutthaufens aus kleinen steinernen Bruchstücken, die, von einer unsichtbaren Kraft bewegt, über den Boden rutschten. Es dauerte eine Weile, bis Rorn erkannte, dass sie in den Trümmern eines alten Granitbogens standen, der mit dem in der Katakombe identisch gewesen sein musste. Vor und hinter ihm erhoben sich zwei mannshohe Formationen, Anfang und Ende der zerstörten Wölbung, und um sie herum massierten sich die glatten Steinscherben, die langsam, aber stetig den Bruchkanten entgegenstrebten. Rorn sah sogar, wie sich einzelne Splitter in die Luft erhoben, auf die gewölbten Stelen zuschwebten und sich so passgenau in sie einfügten, dass nicht mal feine Haarrisse zu erkennen waren. Auf diese Weise wuchsen die Stelen Stück für Stück weiter an, bis sie, vielleicht in einigen Tagen, wieder einen Bogen ergaben.
    Rund um die Gruppe herum war ein ähnliches Phänomen zu beobachten. Weiterer Schutt, heller und dunkler schattierter, kroch aufeinander zu und fügte sich zu Fragmenten zusammen, die Mauerverläufe und Bodenmosaike erahnen ließen. Kein Zweifel, sie standen inmitten der Trümmer eines uralten, vor Äonen zerstörten Tempels, dessen Gemäuer sich auf unheimliche Weise wieder aus dem Staub der Geschichte erhob. Ein Tempel, ja, vielleicht sogar eine Festung der Greifen.
    Rorn erschauderte bei diesem Gedanken.
    Es gab nur wenige Geschichten aus der Zeit der Greifen und Zyklopen, aber die, die er kannte, waren allesamt düster und brutal. Meist handelten sie von blutigen Schlachten, in denen beide Völker um die Vorherrschaft rangen, bis der EINE all der Arglist und des Machthungers überdrüssig wurde und seine zehrende Seite überhandnahm.
    »Das sind tatsächlich die Bitterfelsen«, bestätigte Yako, nachdem sie sich anhand einiger markanter Bergformationen orientiert hatte. »Aber warum bricht bereits die Nacht herein?«
    Die Frage galt dem Magnus, der sich gerade die Lippen mit der Hand abwischte und sich auf die Beine quälte. »Magie und Zeit befinden sich nicht immer im Einklang«, versuchte er sich an einer hilflosen Erklärung. »Manchmal führt sie uns an Orte, an denen die Zeit niemals vergeht, und manchmal wieder an solche, an denen sie doppelt und dreifach so schnell dahinrast.«
    »Aha«, sagte Bornus. Und

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