Bannkrieger
war jedoch zum Kampf wie geschaffen. Außerdem hatte er einfach zu lange an dem guten Stück gearbeitet, um es jemandem auszuhändigen, der es nicht gebrauchen konnte.
Prüfend legte er seinen Daumen auf die doppelseitig geschliffene Schneide und spürte, wie sie ihm schon bei der zartesten Berührung in die Haut biss. Genau so, wie es sein sollte! Eine gute Waffe, die sich sehen lassen konnte, wenn auch noch nicht perfekt verziert. Das breite Lederband, das den Griff umgab, gefiel Rorn zum Beispiel überhaupt nicht mehr.
Rasch schnitt er es mit einem Messer entzwei und wickelte es ab. Danach suchte er aus einem Korb auf der Werkbank einen schmalen, mit Nistelpulver rot gefärbten Riemen heraus. In der Nähe der beiden Gardistenpferde, die in der Schmiede untergestellt waren, setzte er sich auf einen Hauklotz. Die beiden Zossen standen in den Verschlägen, in denen sich sonst die Tiere aufhielten, die zum Beschlagen in die Schmiede gebracht wurden. Der Braune, den er auf dem Weg ins Dorf geritten hatte, sollte fortan ihm gehören. Zu dieser Dankesgeste hatte sich die Jadeträgerin noch im Wald durchgerungen, allerdings erst, nachdem ihr die Phaa und der Magnus gut zugeredet hatten.
Rorn begann, den Schwertgriff fachgerecht zu umwickeln. Er hatte gerade das lose Ende des Lederstreifens vernäht, als das große Holztor in den Angeln knarrte. Er dachte zuerst, sein Vater wäre eingetreten, doch dafür klangen die anschließenden Schritte zu leicht und zu federnd. Als Rorn in die Höhe sah, stand Yako vor ihm.
»Du kannst wohl Gedanken lesen«, sagte er überrascht. Es war gut, dass er dabei lächelte, das milderte das Misstrauen, mit dem sie seinen Worten begegnete.
»Wie kommst du darauf?«, erwiderte die Phaa verblüfft. »Ich weiß, dass viele seltsame Geschichten über mein Volk im Umlauf sind, aber als Hellseher sind wir bisher nicht verschrien. «
»Das stimmt zweifellos.« Seine Mundwinkel wanderten noch weiter in die Höhe. »Sonst hättest du sicher gewusst, dass das hier für dich gedacht ist.« Eigentlich hatte er die Klinge noch polieren wollen, aber sie glänzte auch so, als er sie der Phaa reichte. »Zum Dank dafür, dass du mich vor dem tödlichen Stich des Gardisten gerettet hast.«
Yako brachte vor Verblüffung zuerst kein Wort hervor. Mit diesem Geschenk hatte sie nicht gerechnet. Beinahe ehrfürchtig nahm sie den Einhänder entgegen. Ihre Überraschung wuchs noch weiter, als sie die Waffe prüfend in der Hand wog und mit spielerischer Leichtigkeit umherschwang. Die Glut der Esse reflektierte auf der Klinge, während sie pfeifend durch die Luft schnitt. Schon vom ersten Hieb an wirkte der Stahl wie mit Yakos Hand verwachsen.
Die Paraden und Finten, die sie andeutete, zeugten von hohem Geschick. Mit einer schlecht ausbalancierten Waffe hätte sie diese Schläge niemals so sauber ausführen können.
»Liegt wirklich leicht in der Hand«, lobte die Phaa, bevor sie zu einem Ausfallschritt ansetzte, um einen unsichtbaren Gegner mit einem kräftigen Stoß zu durchbohren. »Und ist doch schwer genug, um die nötige Durchschlagskraft zu entwickeln. Wo hast du es her?«
»Hab’s zwischen meinem Hammer und dem Amboss gefunden. «
»Du hast es selbst geschmiedet?« Diesmal hatte sie ihr Mienenspiel besser unter Kontrolle, doch ihr Borstenhaar richtete sich ein Stück auf. »Stimmt das wirklich?«
»Natürlich!« Rorn gab sich entrüstet. »Sehe ich vielleicht aus wie der letzte Stümper, dass du so an meinen Worten zweifelst?«
»Nein, das nicht«, beeilte sie sich zu versichern. »Es ist nur … Das ist eine ungewöhnlich gute Waffe, wie sie selbst in Greifensteiner Schmieden selten zu finden ist.«
Kein Wunder , dachte er. Normalerweise kann es sich kein Schmied leisten, so lange an einem Schwert zu arbeiten. Aber dieses Geheimnis behielt er wohlweislich für sich.
Yakos Finger strichen beinahe zärtlich über die glänzende Breitseite, bevor sie ihm das Schwert mit dem Griff voran hinhielt. »Das ist viel zu wertvoll, das kann ich unmöglich annehmen. «
Rorns Hände kamen ihr keinen Daumenbreit entgegen.
»Es wird dir wohl nichts anderes übrig bleiben«, knurrte er ungehalten. »Du bist hier bei einfachen Moorbauern, nicht in Greifenstein. Wir geben nur selten etwas her, doch wenn wir es tun, muss es der Beschenkte annehmen, oder er macht sich einen Feind fürs Leben.«
Sie verstand genau, wie seine Worte gemeint waren.
»Tatsächlich?« Ein belustigtes Funkeln trat in ihre Augen. »Da
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