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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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fühle ich mich ja fast wie bei mir zuhause.« Mit einer schnellen Bewegung, die sein Auge nur als silbernen Reflex wahrnahm, wirbelte sie den Einhänder herum, und zwar so, dass die Klinge auf ihn zuflog. Erst einen Fingerbreit vor seiner Kehle verharrte die spitz zugeschliffene Spitze zitternd in der Luft. »In diesem Fall nehme ich natürlich an. Es würde mir wirklich leidtun, wenn ich dich im Kampf töten müsste.«
    Rorn hatte nicht mal mit der Wimper gezuckt, als ihm das Schwert entgegensauste, darauf war er sehr stolz. So viel Selbstbeherrschung hätten viele andere sicher nicht aufgebracht. Einen Moment lang keimte in ihm der Wunsch auf, die Phaa zu einem Waffengang herauszufordern. Dank seines Vaters war er mit den Feinheiten des Schwertkampfes vertraut, aber von einer routinierten Leibwächterin wie ihr konnte er sicherlich noch einiges lernen.
    Er verwarf den Gedanken jedoch so rasch, wie er in ihm aufgeflackert war. Angesichts der ganzen Toten bei dem morgendlichen Scharmützel war sein Bedarf an Kämpfen vorläufig gedeckt.
    »Hast du ein persönliches Zeichen?«, fragte er stattdessen. »Das kann ich dir gern eingravieren.«
    »Nein.« Ein Schatten verdunkelte Yakos Gesicht, obwohl sie ungebrochen weiterlächelte. »Ich bin einfach nur eine Phaa, die das Leben der Jadeträgerin schützt.«
    Sie ließ das Schwert sinken und sah zu den beiden Sätteln hinüber, die nahe den Verschlägen auf einem Querbalken ruhten. Einer davon war ihr eigener. Sie hatte ihn dem toten Falben abgenommen und auf das Gardistenpferd geschnallt, das sie inzwischen ritt. »Ich bin gekommen, um einige Sachen aus Meas Satteltaschen zu holen. Weißt du, wo ihr Rappe untergestellt ist?«
    »Ich glaube, bei Torson, drei Hütten weiter«, antwortete Rorn. Gleichzeitig nahm er ein Holzscheit auf und legte es auf den Hauklotz. »Hier, dein neues Schwert liegt nicht nur gut in der Hand, sondern spaltet selbst härteste Eiche, als wäre sie aus Butter. Probier’s ruhig aus.«
    »Später vielleicht«, wehrte Yako ab. »Zuerst muss ich meine Pflichten erfüllen. Bitte bewahr das Schwert solange für mich auf, ich hole es mir später ab.«
    Diesmal nahm es Rorn tatsächlich entgegen. Verwundert verfolgte er, wie die Phaa daraufhin zu ihrem Sattel eilte und ein daran befestigtes Lederbündel abknüpfte. Für eine gefürchtete Bergkriegerin wirkte sie etwas nervös. Vielleicht, weil sie nicht allzu oft Geschenke erhielt.
    Als sie zurückkehrte, holte sie ein graues großporiges Steinchen hervor. »Ich habe nicht viel, was ich dir im Gegenzug geben kann«, sagte sie verlegen, »aber da du ein guter Jäger bist, wird dir das hier sicherlich nützlich sein.«
    »Du brauchst mir nichts zu schenken. Ich habe nur eine ausstehende Schuld beglichen.«
    »Es ist nur eine Kleinigkeit«, versicherte Yako, während sie seine Rechte ergriff und ihm den kieselgroßen Stein in die Hand drückte. »Nur ein Blutstein.«
    Die Berührung ihrer weichen, aber von winzigen Härchen besetzten Haut jagte Rorn kalte Schauer über den Rücken, doch er ließ sich sein Unbehagen nicht anmerken, schließlich verdankte er Yako sein Leben. Außerdem wurde das beklemmende Gefühl rasch von seiner Neugier überlagert.
    »Ein Blutstein? Aus deiner Heimat? Die sind recht selten, nicht wahr?«
    »Hierzulande schon – allerdings nicht so selten wie gute Schwerter. Weißt du, wie er zu gebrauchen ist?«
    Rorn nickte.
    Yako entblößte ihre spitzen Zähne zu einem zufriedenen Lächeln. Sie wollte noch etwas sagen, doch plötzlich wurde ihr Name gerufen. Es war der Magnus, dessen Stimme von draußen in die Schmiede drang.
    »Verdammt! Er hat den Rappen vor mir gefunden.« Yako löste sich von Rorn und rannte zum angelehnten Tor. »Bis später!«
    Rorn winkte ihr nach, doch kaum war sie nach draußen verschwunden, galt seine ganze Aufmerksamkeit schon wieder dem Gegenstand in seiner Hand.
    Ein Blutstein aus dem Lande der Phaa!
    Vorsichtig fuhr er mit dem Handballen über die Schneide des Einhänders. Der Schnitt, den er sich dabei selbst zufügte, war so winzig, dass nur ein einziger Blutstropfen hervorquoll.
    Rasch drückte Rorn den grauen Kiesel gegen die Wunde. Die raue Oberfläche saugte den roten Lebenssaft förmlich auf. Zunächst geschah nichts weiter, doch schon wenige Herzschläge später fühlte er sich wärmer an, und die Stelle, an der das Blut versickert war, leuchtete hell auf. Als Rorn ein wenig Stroh gegen die Glut presste, begann es sofort zu qualmen und stand

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