Bannkrieger
gleich darauf in Flammen.
Eine einfachere Möglichkeit, Feuer zu machen, gab es gar nicht. Der Gebrauch von Feuerstein und Stahl war dagegen viel umständlicher.
Zufrieden widmete er sich wieder dem Schwert, das einen würdigen Besitzer gefunden hatte.
Nach kurzem Überlegen gravierte er zwei geschwungene Linien in das Metall, die die Lippen der Phaa und damit ihr Kriegsgeschrei symbolisieren sollten. Danach schlug er die Waffe wieder in das blaue Tuch ein und ging nach draußen. Gerade noch rechtzeitig, um den Auftritt der Jadeträgerin mitzuerleben.
Als Mea vor das Badehaus trat, war sie kaum wiederzuerkennen. Der lange Aufenthalt in Wanne und Schwitzhaus hatte ihr gutgetan. Ihre Wangen hoben sich rosig von der makellos reinen Haut ab, die nun an schimmerndes Elfenbein erinnerte. Ihr strahlender Anblick wurde noch durch ein bodenlanges, ganz und gar mit Goldfäden durchwirktes Kleid hervorgehoben, das beinahe ebenso glänzte wie ihr zu einer kreisrunden Mähne aufgeworfenes Haar, das von innen heraus zu leuchten schien. Der matte Schimmer der Schattenjade, die sie überall am Körper verteilt trug, unterstrich den blendenden Eindruck seltsamerweise noch, anstatt ihn zu mindern.
Prill, Bera und die anderen Frauen, die hinter ihr ins Freie traten, verblassten neben ihr. Selbst der Staub, der zu Füßen der Schutzheiligen aufwölkte, schien sich zu verflüchtigen, als sie gemessenen Schrittes auf den Marktplatz zuging. Spätestens jetzt zweifelte niemand mehr daran, dass sie wirklich die Jadeträgerin war, denn die Wirkung, die von ihr ausging, kam von innen heraus und war für jeden zu spüren.
Sie strahlte ein Selbstvertrauen aus, das an Überheblichkeit grenzte, und für Rorns Geschmack war das Lächeln, mit dem sie alle betörte, eine Spur zu kalt, doch er brauchte nur in die Gesichter der übrigen Dörfler zu blicken, um zu wissen, dass er mit dieser Meinung allein stand.
Niemand brauchte zu rufen, um alle aus den Hütten zu locken. Ob groß oder klein, jung oder alt, ein jeder spürte, dass etwas Besonderes geschah. Schweigend und von stiller Freude erfüllt, strömten die Menschen zusammen und stellten sich, ohne dass es ihnen selbst bewusst war, nach einer nicht sofort durchschaubaren, aber doch vorhandenen Ordnung in einem großen Halbkreis auf. Überraschend ruhig und ohne Gedränge wimmelten die Menschen durcheinander, bis sich ein jeder an der Seite seiner Familie wiederfand.
Rorn erging es nicht anders, obwohl er einfach nur versuchte, einen Platz zu ergattern, von dem aus er alles gut verfolgen konnte. Trotzdem fühlte er plötzlich Neele an seiner Linken und stellte fest, dass sie von seinen und ihren Eltern flankiert wurden. Sie standen alle in der ersten Reihe, nahe der rechten Spitze des Halbrunds.
Die meisten Dörfler schwiegen ergriffen, während die Jadeträgerin vor sie hintrat, andere machten ihrer Anspannung Luft, indem sie leise miteinander tuschelten.
»Ihre Haare sind gefärbt!«, zischelte ihm Neele leise ins Ohr. Irgendwie beruhigte es Rorn, dass sie sich ein wenig eifersüchtig gab und nicht ganz so entrückt wie viele andere wirkte.
»Du bist ohnehin viel schöner als sie«, flüsterte er leise zurück.
Neele schüttelte kaum merklich den Kopf. »Nein, das bin ich nicht. Trotzdem möchte ich nicht mit ihr tauschen.« Ihre Worte klangen ehrlich. »Was hat die Jadeträgerin schon vom Leben? Sie weiß ja nicht, was sie versäumt, wenn sie das Stroh mit einem Mann teilt.«
Lächelnd umfasste er ihre Taille und zog sie ganz dicht an sich heran. In diesem Moment fühlten sie einander so nahe wie noch nie zuvor, weil sie etwas miteinander teilten, das sogar größer als die Magie der Jadeträgerin war.
Während sie beide still in sich hineinlächelten, verfielen auch alle anderen in tiefes Schweigen.
Mea musste nichts sagen, um alle Blicke auf sich zu ziehen, es genügte, dass sie still vor den Dörflern verharrte. Rorn bewunderte in diesem Moment, dass alles, was sie auszeichnete, in einer einfachen Satteltasche Platz gefunden hatte.
Außer dem ärmellosen Ritualgewand war das vor allem das Geschmeide, das sie trug. Die kostbare Schattenjade befand sich nicht nur in der Goldfassung des Anhängers, der ihr vor der Brust hing, sondern auch in reich verzierten Spiralen, die sich um ihre Ober- und Unterarme wanden, in der Gürtelschnalle, die ihr eng anliegendes Kleid fest an den Leib zog, und in mehreren klobigen Ringen und einem dreifach geschwungenen Stirnreif, in dem zwei
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