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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Fürstentümern hielt man solche Gedanken hingegen für kindisches Geschwätz, ebenso die Vorstellung, die Goldkörper der Urkrieger wären härter und widerstandsfähiger als geschmiedeter Stahl.
    »Mag schon sein«, gab er sich diplomatisch, »andererseits heißt es aber auch, dass das Gute in vielerlei Gestalt auf Erden wandelt.« Ebenso wie das Böse, aber diese Weisheit behielt er lieber für sich.
    Beide brüteten eine Weile still vor sich hin. Ein leiser Windhauch wehte den Duft von gebratenem Fleisch herüber, und leises Magenknurren bewies, dass beide Hunger hatten.
    »Ist dir je in den Sinn gekommen, dass Zerbe gar kein Urkrieger sein könnte?« Diese Frage quälte Alvin schon lange, trotzdem erschrak er selbst darüber, dass er sie nahezu unbewusst ausgesprochen hatte.
    »Schon oft«, lautete Bornus’ lakonische Antwort.
    »Im Ernst?« Alvin fasste den hageren Krieger überrascht ins Auge.
    Wegen der starken Frühlingssonne, die ihre Strahlen beinahe senkrecht zur Erde sandte, hatte der Kahlkopf das Wams abgelegt und trug nur noch eine ärmellose Lederweste. Aufmerksam verfolgte er, wie sich seine bleichen Arme langsam zu röten begannen, während er antwortete: »Also, wenn du mich fragst, hat uns der Weltenschöpfer schon vor langer Zeit den Rücken gekehrt. Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum er Dagomar und seine Jademeister so sehr bevorzugt, ich weiß nur, dass wir uns notfalls an einen anderen Gott halten müssen, Hauptsache, er bringt die bestehenden Verhältnisse ins Wanken.«
    »Selbst … «, stammelte Alvin beklommen, »… selbst wenn die Welt daran zerbricht?« Er hoffte, dass sein Gegenüber verstand, was er damit andeuten wollte, denn er wagte nicht, den Namen des Weltenbrechers laut auszusprechen.
    Bornus bohrte seinen Blick in den von Alvin, um deutlich zu machen, dass er genau begriffen hatte. »Selbst dann«, bekräftigte er. »Denn wann immer eine Welt auseinanderfällt, wird sie anschließend neu geordnet. Das ist die Zeit, in der Habenichtse wie wir zum Zuge kommen.«
    So hatte Alvin die Sache noch nicht gesehen, aber bei genauerer Betrachtung erschien ihm die Sichtweise des Kameraden gar nicht mal so dumm.
    Als Bornus bemerkte, dass seine Worte auf fruchtbaren Boden fielen, beugte er sich vor und raunte verschwörerisch: »Unsere Priester waren die Ersten, die eine Vereinigung über die Grenzen der Fürstentümer hinweg gefordert haben. Weißt du auch, warum? Weil sie wussten, dass die Urkrieger nur auf eine Anrufung warteten. Es gibt viele, die glauben, dass die Zeit einfach reif war. Dass die Mächte, die hinter Zerbe stehen, uns gefunden haben, und nicht wir sie. Und wenn ich ehrlich sein soll: Mir ist es egal, ob es der Weltenschöpfer ist, der uns die Urkrieger schickt, oder sein eigener Schatten. Hauptsache, wir weisen Dagomar noch rechtzeitig in die Schranken, bevor er …«
    Erneutes Magenknurren unterbrach den ungewohnten Redeschwall des eher schweigsamen Veteranen. Bornus rieb sich über den Bauch, um das Geräusch zum Verstummen zu bringen, und sah sehnsüchtig zu den Hirschkeulen hinüber, von denen bereits das Fett zischend ins Feuer tropfte. Einige der Männer schnitten bereits Stücke aus dem Fleisch und kauten herzhaft darauf herum.
    »Drecksäcke!«, fluchte Bornus erbost. »Stopfen sich fröhlich voll, ohne uns Bescheid zu geben!« Das Gesicht zu einer angriffslustigen Miene verzogen, sprang er auf, um sich seinen Anteil zu sichern. Auch wenn man es seinem hageren Körper nicht ansah, so war er doch dafür bekannt, große Fleischmengen vertilgen zu können.
    Alvin sah dem Kahlkopf nachdenklich hinterher. Eigentlich wussten sie beide nicht viel voneinander, außer dass sie von Jugend an im Dienste ihrer Fürsten gestanden hatten. Doch die Worte des ehemaligen Feindes hallten in Alvin nach. Je länger er über sie nachdachte, desto besser klangen sie in seinen Ohren. War es nicht wirklich gleich, welcher Gott ihr Flehen erhörte, solange er nur dabei half, Dagomars maßlose Pläne zu vereiteln?
    Und wenn der EINE schon seit Generationen die Jademeister bevorzugte, war da nicht längst er der Zehrer und sein dunkler Bruder der Schöpfer geworden? Oder gab sich der Schatten vielleicht schon seit Generationen in Baros als Götterkönig aus, ohne dass ein Mensch es ahnte?
    Dieser Gedanke erschien Alvin geradezu monströs, doch gleichzeitig mochte das vieles erklären. Die ungewöhnliche Erkenntnis löste warme Schauer in ihm aus; sie wallten durch seinen Leib

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