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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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und berauschten ihn regelrecht.
    Die Erinnerung an die leere Körperhülle verlor plötzlich ihren Schrecken. Ob sich ein Urkrieger nun im Silbernebel oder anderweitig verflüchtigte, änderte letztlich nichts an der Notwendigkeit des Feldzugs, den sie führen mussten, um das Überleben von Iskan zu sichern. Außerdem wussten ihre Priester bestimmt, was sie taten.
    Von neuem Tatendrang durchströmt, erhob sich auch Alvin und ging ebenfalls in Richtung Feuer. Der Bratenduft kitzelte inzwischen so stark in seiner Nase, dass er großen Hunger verspürte.
    In diesem Moment wurde das Wolfsfell im Eingang des Meditationszeltes zurückgeschlagen, und Zerbe trat ins Freie, als wäre er nie fort gewesen. Mochte der Götterkönig wissen, wie das Leben in die Flickenlederhaut zurückgekehrt war, auf jeden Fall spannte sie sich prall über Zerbes Gestalt und vermochte auch wieder, den Brustharnisch, die Schulterstücke und die Beinschienen zu tragen.
    Alvin ließ sich ein dampfendes Fleischstück reichen, bevor er Zerbe entgegentrat. Der Urkrieger gab durch keine Körperregung zu erkennen, dass er von dem verbotenen Blick ins Meditationszelt wusste.
    »Ich überbringe gute Nachrichten«, verkündete er zur Begrüßung. »Unser Kampf war nicht umsonst. Die Jadeträgerin hat einen schweren Verlust erlitten, der sie vorzeitig zur Rückkehr nach Greifenstein zwingt. Das ist eine große Schlappe für Dagomar und seine Priesterschaft. Außerdem wird es unsere Position stärken, wenn es uns gelingt, diesen Verlust in unseren Besitz zu bringen.«
    »Das heißt also, wir kehren zurück an den Ort, von dem uns der Nebel verschleppt hat?«, wollte Alvin wissen.
    »Nein«, widersprach Zerbe. »Wir ziehen wie geplant nach Greifenstein. Um den Kraftfokus werden sich andere kümmern.«

In Rorns Dorf
     
    Die anfängliche Skepsis der Dorfbewohner machte endgültig einer nervösen Begeisterung Platz. Überall wurde fieberhaft überlegt, wie sich ihr Dorf dem hohen Besuch würdig erweisen konnte. Gosar war der Erste, der anbot, nach Fagon zu reiten, um die dortigen Gardisten zu benachrichtigen. Andere Männer kochten vor Neid, als ihm diese wichtige Aufgabe tatsächlich zugewiesen wurde.
    Warum bin ich nicht selbst auf diese Idee gekommen? , zermarterten sich viele von ihnen den Kopf. Der Jadeträgerin als Bote zu dienen – die Gelegenheit zu einer solch ehrenvollen Aufgabe ergab sich bestimmt nie wieder im Leben.
    Während Gosar davonritt, löste sich Rorn unauffällig aus der Menge und schlich zur Schmiede, um ein wenig allein zu sein. In der vertrauten Umgebung, bei den Werkzeugen, mit denen er jeden Tag hantierte, fiel von ihm endlich die Anspannung ab, die ihn schon den ganzen Morgen über quälte. Die Glut der Esse, die sein Vater bereits angefacht hatte, spendete eine angenehme Wärme, die ihm die Kälte aus den Knochen trieb.
    Der verdammte Zaubernebel war wirklich beängstigend gewesen.
    Erst jetzt, da er langsam zur Ruhe kam, wurde Rorn wirklich bewusst, was er alles erlebt hatte und wie knapp er dem Tode entronnen war. Nachdenklich blieb er vor einigen Metallreifen stehen, die sein Vater für den Böttcher des Nachbardorfes anfertigte, bevor er sich dem schweren Gerät zuwandte, an dem sie gemeinsam arbeiteten.
    Überall standen oder lagen Torfspaten, Feldhacken, Pflüge und Kessel zur Reparatur bereit, aber auch Beile, Äxte, Dolche und Schwerter. Rorn ließ die stumpfen oder gebrochenen Gegenstände links liegen und trat an eine schwere Eichentruhe, in der mehrere von ihm selbst geschmiedete Waffen lagen. Sie waren in ölige Tücher gewickelt, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen.
    Nach kurzem Zögern zog er ein blaues Bündel hervor. Beinahe ehrfürchtig schlug er das gefärbte Leinen auseinander, und das darin befindliche Schwert kam zum Vorschein, ein Einhänder aus vielfach gefaltetem und gehärtetem Stahl, an dem er viele Jahre lang immer wieder gearbeitet hatte. So lange, bis ihm sein eigenes Wachstum einen Streich gespielt hatte und er zu groß für die Waffe geworden war. Wie ein Spielzeug wirkte sie in seiner schwieligen Hand, und er hatte das Interesse daran verloren.
    Für eine Frau waren der Griff, das Gewicht und die Klingenlänge aber genau richtig. Rorn hatte schon oft darüber nachgedacht, das Schwert Neele zu schenken, doch er wusste, dass sie sich nichts aus Waffen machte. Die an den Schneiden unnachgiebige, aber im Kern flexible Klinge, die lange nicht so schnell brach wie andere, zu spröde geschmiedete Waffen,

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