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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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wieder Moos von den Baumstämmen, das er tief in den Stichkanal der Schulterwunde stopfte, um die Blutung zu stillen. Zum Glück war keine Arterie getroffen.
    Mit jedem Schritt, der ihn dem Waldrand näher brachte, hellte sich das ihn umgebende Zwielicht weiter auf. In dem Moment, da er die Lichtung erreichte, wünschte er sich allerdings die Dunkelheit des Gehölzes zurück.
    Keuchend erblickte er all die Bewaffneten, die, ringsum aus den Wäldern strömend, auf das Dorf zustrebten, weitaus mehr als das hartnäckige Dutzend, das sich an Neeles und seine Fersen geheftet hatte. Mindestens vierzig bis fünfzig Krieger waren im Mondschein auszumachen. Und auf der anderen Seite des Dorfes sah es womöglich genauso schlimm aus. Kein einziger Iskander war unter ihnen und auch sonst kein menschlicher Bastard. Alle Angreifer waren ausnahmslos von Kopf bis Fuß in mit Fell besetztes Flickenleder gehüllt.
    Zum Glück war man hinter der Palisade auf den nächtlichen Lärm aufmerksam geworden. Auf den Wehrgängen liefen bereits Männer mit Fackeln umher, die wissen wollten, was draußen vor sich ging. Gleichzeitig wurde das Haupttor geöffnet. Gerade weit genug, um Neele einzulassen, die soeben über den Grabendamm eilte. Rorn atmete erleichtert auf, als das flinke Mädchen, das selbst seinen ärgsten Verfolgern noch dreißig Königsschritte voraus war, durch den schmalen Spalt hindurchschlüpfte. Gleich darauf schlossen sich die schweren Holzflügel mit lautem Krachen.
    Von den anrückenden Lederhäutern führte keiner einen Bogen oder eine andere weit reichende Waffe mit sich, mit der sie Neeles Flucht hätten verhindern können. Nur zwei Streitäxte wirbelten durch die Luft, landeten aber weit hinter ihr im Gras.
    Obwohl immer mehr Dörfler hinter den angespitzten Pfählen zum Vorschein kamen und die ersten Pfeile in die Tiefe sandten, rückten die unheimlichen Verbündeten der Iskander unbeirrt näher, offensichtlich gewillt, die Palisade so lange mit blanken Klingen zu bearbeiten, bis eine Bresche geschlagen war.
    Die ersten Treffer, die sie klaglos einsteckten, ohne in ihrem Tun innezuhalten, ließen erkennen, warum sie keine Schilde oder dicke Rüstungen trugen. Der Gleichmut, mit denen sie den Pfeilen trotzten, löste bei den Verteidigern Unruhe aus.
    »Schürt Feuer!«, schrie Rorn, der erfreut feststellte, dass seine Stimme zurückgekehrt war. »Bekämpft sie mit Pech und brennenden Pfeilen! Nur so sind sie zu besiegen!«
    Sein Ruf hallte so laut über die Lichtung, dass er auf und hinter der Palisade gehört wurde. Das bewies schon Neeles lauter Freudenschrei, der beinahe klang, als wäre er aus dem Reich der Toten zurückgekehrt.
    Auch Vorg stieß einen deutlichen Laut der Erleichterung aus. Und befahl im nächsten Atemzug, den Rat seines Sohnes in die Tat umzusetzen. »Eilt euch!«, drängte er die Männer und Frauen auf den Schanzen. »Rorn weiß, wovon er spricht! Er hat bereits mit der Jadeträgerin gegen diese Kreaturen gekämpft!«
    Leider wurden die Lederhäuter ebenfalls auf ihn aufmerksam.
    Rorn sah, wie sich Dutzende von Ledermasken in seine Richtung drehten und ihn ebenso viele dunkle Augenhöhlenpaare anstierten. Die Lederhäuter zeigten sich nicht überrascht über sein Auftauchen und stießen auch kein Wutgeheul aus. Ihr Missfallen darüber, dass er noch am Leben war, kam dadurch zum Ausdruck, dass sich die beiden, die Rorn am nächsten standen, plötzlich in Bewegung setzten. Wortlos, ohne sich miteinander abzustimmen, marschierten sie direkt auf den jungen Schmied zu.
    Das war nicht gut!
    Verletzt, wie er war, hatte Rorn den beiden nur wenig entgegenzusetzen. Auch für das Dorf sah es weiterhin bedenklich aus. Das Heer der Lederhäuter schien entschlossen, alle zu töten, die der Jadeträgerin geholfen oder sie beherbergt hatten.
    Die beiden Kreaturen, die es auf Rorn abgesehen hatten, mussten bergan gehen und waren noch gut fünfzig Schritt von ihm entfernt, dennoch wirbelte er sofort herum und lief in den Wald zurück. Sein Dorf und er konnten den Kampf gegen diese unheimlichen Wesen unmöglich allein gewinnen.
    Sie brauchten Hilfe.
    Hilfe von dem einzigen Menschen, der schon einmal über einen Lederhäuter und seine iskandischen Verbündeten triumphiert hatte.
    Von Hatra, der Hexe.

Die Pfahlhütte
     
    Rorns Wunde pochte schmerzhaft, während er, mehr taumelnd als laufend, den Weg entlangstürzte. An der Stelle, an der er mit den Lederhäutern gekämpft hatte, hielt er kurz inne. Salziger

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