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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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bewachsenes Gelände zu schlagen, doch es nutzte nichts, der unsichtbare Ring, den ihre Verfolger bildeten, zog sich unaufhaltsam zusammen. Selbst fest miteinander verflochtene Äste und Zweige hielten die Lederhäuter nicht auf. Schmerzen waren diesen blutleeren Kriegern fremd. Neele und Rorn hingegen hatten bereits zahlreiche Striemen davongetragen, die ihnen zurückschlagende Ranken und Zweige zugefügt hatten.
    Rorn überlegte kurz, ob Neele und er in sumpfiges Gebiet ausweichen sollten, denn gegen weichen, haltlosen Grund waren auch Unverwundbare nicht gefeit, aber er verwarf den Gedanken wieder, weil sie sich dadurch zu weit vom Dorf entfernt hätten. Die hohe Palisade war das Einzige, das sie dauerhaft den Klauen des Feindes zu entziehen vermochte. Das – und ein Dutzend Bogenschützen, die die Ledergestalten mit Brandpfeilen spickten. Mit Feuer konnte man diesen Ungeheuern zu Leibe rücken, das hatte er bei Zerbe erlebt.
    »Nach links!«, zischte ihm Neele zu, als sie eine mit Laub bedeckte Bodenwelle erreichten. »Wir müssen den Hauptweg nehmen, alles andere dauert zu lange.«
    Sie hatte recht, das wussten sie beide. Hinter ihnen verfestigten sich bereits die ersten unförmigen Schemen zu Gestalten mit kräftigen Armen und Beinen. Matte Reflexe im schattigen Geflecht des Waldes kündeten von dem Stahl, den sie in den Händen trugen. Bloß noch fünfzehn oder zwanzig Königsschritte, dann wären die Lederhäuter auf Schwertlänge heran.
    Nur der direkte Weg ins Dorf konnte sie davor bewahren, vom Feind eingekreist zu werden. Ohne nach Atem zu schöpfen, liefen Neele und Rorn über den natürlichen Damm, bis sie einige Himbeersträucher mit einem mächtigen Satz überwanden, um auf diese Weise auf den von hohen Eichen gesäumten Waldweg zu gelangen, der direkt zu ihrem Dorf führte.
    Tiefe Dunkelheit umgab sie, als sie, mit den Knien abfedernd, auf dem festgetrampelten Boden landeten.
    Schimmerlarven mieden Eichenlaub, und das Mondlicht sickerte nur mühsam durch das dichte Blätterdach. Dadurch wurde Rorns Blick von einem hellen, an den Seiten stark ausgefransten Oval angezogen. Wie ein in Fels geschlagener Durchbruch klaffte das von fahlem Mondschein beleuchtete Ende des Weges am Waldesrand. Hoher Farn und weit abstehende Äste säumten den Umriss der Lücke. Dahinter dehnten sich die baum- und strauchfreien Wiesen, die ihr Dorf weitläufig umgaben.
    Rorn machte bereits einige Rauchfänge und die dazugehörigen Spitzdächer aus. Die Rettung lag schon in Sichtweite – und zugleich unendlich weit entfernt.
    »Los!«, trieb er Neele an, die vor Anstrengung schnaufte.
    Auch seine Lungen brannten bei jedem Atemzug, trotzdem rannten sie der lichtdurchfluteten Kluft entgegen. Hinter ihnen schwoll der Trommelwirbel aus schweren Tritten immer mehr an, vor ihnen herrschte völlige Stille: Ihre Verfolger schienen noch nicht bis zum Ende des Waldes vorgedrungen zu sein, dennoch spürte Rorn ein warnendes Kribbeln im Nacken.
    Sein Instinkt trog ihn nicht.
    Kurz bevor sie die Baumgrenze erreichten, schälte sich etwas aus der Dunkelheit am Wegesrand. Irgendetwas Großes, Angriffslustiges, das rasend schnell in die Höhe wuchs.
    Rorn riss seine Gefährtin am Arm zurück, holte mit dem Streithammer aus und sprang auf den beängstigend schnell aufsteigenden Schemen zu. Es war ein Lederhäuter, der ihnen mit weit ausgebreiteten Armen entgegenhechtete. Doch statt – wie beabsichtigt – Neele zu erreichen und zu Boden zu reißen, sah er sich unvermittelt Rorn gegenüber, der den erbeuteten Streithammer schwungvoll in den anrauschenden Schädel trieb.
    Mit einem dumpfen Laut drang die Schnabelseite tief in die Lederkappe.
    Rorns Hände erzitterten, gleißender Schmerz schoss seine Arme empor und pflanzte sich bis in beide Schultern fort. Trotzdem ließ er nicht locker. Der Aufprall war so hart, dass er mitsamt dem Gegner zu Boden stürzte. Jedem normalen Lebewesen hätte der harte Treffer den Kopf bis zum Hals gespalten, doch der Lederhäuter rappelte sich schon wieder auf und wollte erneut auf Rorn zustürzen.
    Der Schnabelkopf des Hammers steckte aber noch immer im Kopf der Kreatur fest. Rorn packte den Stiel der Waffe mit beiden Händen und wirbelte seinen Gegner im Halbkreis herum. Zischende Laute der Wut oder des Schmerzes entfuhren dem dunklen Maul unter der Flickenmaske, dann kämpfte sich der Lederhäuter kurz in die Höhe, bevor ihn der Streithammer erneut in die Knie zwang. Rorn behielt seinen Gegner fest im

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