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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Griff, indem er den langen Eichenstiel wie einen Hebel benutzte. Dadurch, dass er das vordere Ende herunterdrückte und das hintere in die Höhe riss, verkantete er den Schnabelbogen so geschickt in dem durchbohrten Schädel, dass die Kreatur alle viere von sich streckte und mit dem Gesicht in den trockenen Spurrillen wühlte, die den stark befahrenen Hohlweg auf ganzer Länge durchzogen.
    Rorn hätte ewig so weitermachen können, wären nicht die übrigen Verfolger gewesen. Durch das breite Band der Himbeersträucher kämpften sich vier von ihnen heran, und auch sonst schlossen sie von allen Seiten auf.
    »Lauf!«, befahl er Neele, die hinter dem am Boden zappelnden Lederhäuter kniete und ihren Dolch mehrmals zwischen seine Rippen trieb, ohne eine tödliche Wirkung zu erzielen. »Hol Hilfe, sonst sind wir verloren!«
    Natürlich war es blanker Unsinn, sie nach Verstärkung zu schicken, aber er musste ihr einfach irgendeinen Auftrag geben, damit sie weiterlief, sonst wäre sie nie allein geflohen. Sie zögerte noch immer, mit bloßen Waden über der Flickengestalt stehend, das Messer in der Hand, während der Lederhäuter mit den Armen über den staubigen Boden wischte und nach ihren Knöcheln zu greifen versuchte.
    »Außerdem muss das Dorf gewarnt werden!«, fügte Rorn hinzu, bevor er den Streithammer freizerrte. Dieses Argument verfing bei ihr, das sah er deutlich. »Lauf vor!«, drängelte er weiter. »Ich komme so schnell wie möglich nach!« Bei diesen Worten schlug er erneut zu.
    Diesmal traf er den Nacken des Lederhäuters.
    Ein entschlossener Zug trat auf Neeles Gesicht. Wortlos, nur mit einem angedeuteten Nicken, signalisierte sie ihm, dass sie nur ging, weil es zum Besten der anderen war. Danach sprang sie mit großen Sätzen davon. Gerade noch rechtzeitig, um der anstürmenden Meute zu entwischen.
    Rorn wäre fast nach hinten gestolpert, als er den Streithammer löste. Die Waffe ließ sich viel leichter emporreißen als die Male zuvor. Während er ums Gleichgewicht kämpfte, erkannte er im Halbdunkel, dass Kopf und Nacken seines Gegners weich geworden waren oder sich sogar verflüssigt hatten. Jedenfalls wogte es unter der alles umspannenden Haube umher, als würde ein Sturm darin toben. Zuerst dellte sich der Hinterkopf ein, dann verflachte das Leder und zog sich unnatürlich weit in die Breite, bevor es Beulen in alle Richtungen zu werfen begann. Nähte und Flicken erbebten, als wäre unter ihrer Oberfläche etwas zu wimmelndem Leben erwacht.
    Allein der Gedanke daran bescherte Rorn ein Kratzen im Halse. Plötzlich rieselten fingernagelgroße Schuppen aus den Augenhöhlen des Lederhäuters.
    Es war zu dunkel, um zu erkennen, was da mit metallischem Klirren zu Boden fiel, doch es waren keine dünnen Plättchen, sondern grotesk anmutende Klumpen, von denen schmale, irgendwie behaart scheinende Fortsätze abstanden. Leblos blieben sie auf der Erde liegen, während Kopf und Nacken des Lederhäuters die alte Form zurückgewannen.
    Rorn hätte gern in das neu entstandene Gesicht getreten, das zu ihm emporstarrte, doch inzwischen war die übrige Meute heran.
     
    Ein Streithammer ließ sich nicht wie ein Schwert führen, doch Rorn schwang die ungewohnte Waffe mit sicherem Instinkt. Ein dichter Halbkreis aus Gegnern wuchs vor ihm heran, eine Welle aus Leder und Stahl, die ihn zu überrollen drohte. Statt zurückzuweichen, sprang Rorn den Kreaturen entgegen. Pfeifend kreiste der Falkenkopf durch die Luft, ohne auf Widerstand zu treffen. Die Mitte der feindlichen Front hielt abrupt inne, um den wuchtigen Schlägen zu entgehen, an ihren Flügeln rannten sie jedoch weiter, um in Rorns Rücken zu gelangen.
    Damit hatte er gerechnet.
    Blitzschnell wirbelte er nach links und ließ den Streithammer auf Kniehöhe herabsausen. Ein lautes Knacken erklang. Der Lederhäuter, der ihn gerade passieren wollte, schmetterte in vollem Lauf zu Boden. Dichter Staub wölkte von der trockenen Erde auf. Zwei Gestalten, die dicht neben dem Gestürzten rannten, gerieten ebenfalls ins Stolpern.
    Rorn achtete nicht weiter auf sie, sondern riss den armlangen Waffenstiel schräg nach oben, direkt in den Lauf eines von hinten herandrängenden Gegners. Der kugelförmige Handknauf prallte gegen einen mit Eisenfäden durchwobenen Lederharnisch, dessen Träger unter der Wucht des Zusammenstoßes zurücktaumelte.
    Das brachte die gegnerische Reihe weiter in Unordnung, konnte den Ansturm aber nur wenig verzögern, bevor er mit aller Macht über

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