Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Unglück und Leid über unser Dorf gebracht hat!«
    Überrascht blickte Rorn zur Seite, direkt in die erhitzten Gesichter der beiden Mägde, die er längst in sicherer Entfernung auf dem Fluss gewähnt hatte.
    »Was macht ihr denn noch hier?«, fuhr er sie an.
    Statt erschrocken zusammenzuzucken, kicherten die Mädchen verlegen. »Wir waren neugierig«, erklärte die Kleinere der beiden schließlich mit rot glühenden Wangen. »Mieke glaubt, dass du ein großer Krieger sein musst, der alle Gardisten mühelos besiegen kann, sonst hättest du dich ihnen niemals so mutig entgegengestellt.«
    »Gora ist der gleichen Meinung«, beeilte sich Mieke festzustellen, während sie eine braune Strähne aus der Stirn strich, die unter ihrer weißen Haube hervorgerutscht war.
    Erneut aufkichernd rückten die Mädchen noch weiter zusammen, um seine Reaktion abzuwarten. Rorn brauchte einen Moment, um das Funkeln, das in ihren Augen glitzerte, richtig zu deuten. Auweh, das hatte gerade noch gefehlt! Scheinbar hatte er es mit zwei ganz jungen Gänsen zu tun, die noch für jeden Durchreisenden schwärmten, der die Aussicht auf ein Leben jenseits des Horizontes verhieß.
    Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie der scharlachrot gekleidete Offizier seinen Rundschild von der Flanke seines Rappen schnallte. Danach war an Flucht nicht mehr zu denken. Rorn musste sich diesem Waffengang stellen, oder er würde von hinten niedergemacht werden. Leider war der Vorteil der Überraschung längst dahin. Trotzdem kehrte die Ruhe zurück, die er schon im Schutz der Uferböschung gespürt hatte.
    »Wer ist dieser Kerl?«, fragte er Mieke und Gora, in der Hoffnung, etwas zu erfahren, das ihm im Kampf nützlich sein mochte.
    »Ein Feldweibel aus Fagon«, lautete die enttäuschende Antwort. »Er wurde mit seinen Männern ausgeschickt, weil iskandische Banden das Land mit Feuer und Schwert überziehen.«
    »Jedes Dorf soll fünf waffenfähige Männer nach Fagon entsenden«, setzte Gora hinzu, als ihre Freundin eine kurze Pause machte. Anscheinend waren die beiden gewohnt, abwechselnd zu sprechen, denn sie kamen sich kein einziges Mal ins Gehege, als sie im Wechsel erklärten: »Außerdem sollte unser Dorf zehn Fuhrwerke voller Korn bereitstellen, dabei kann selbst ein Blinder sehen, was für ein furchtbares Unglück über uns hereingebrochen ist.«
    Bei der Erinnerung an die dunklen Plagen, die sich über ihre Felder und Auen gesenkt hatten, liefen den Mägden dicke Tränen über die rosigen Wangen. Trotzdem berichteten sie in knappen Worten von ihren verzweifelten Versuchen, gegen die gefräßigen Insekten anzukämpfen, und wie sie sich dabei nur schmerzhafte Bisse eingehandelt hatten.
    »Als die Gardisten kamen, dachten wir zuerst, König Dagomar und die Jademeister würden uns Hilfe senden«, beschrieben sie ihre verzweifelte Lage. »Stattdessen sollten wir dem König etwas geben, was wir selbst nicht mehr hatten. Das Geschmeiß der Lüfte hat nicht nur unsere Felder, sondern auch alle Vorratskammern geplündert.«
    »Das haben wir den Gardisten auch gezeigt!«, fügte die andere hinzu. »Sie hatten deshalb auch alle Mitleid mit uns, außer Kraal, dem Feldweibel. Der hat behauptet, dass wir Lügner wären und das Korn verstecken würden, aber dass er uns schon dazu brächte, die Wahrheit zu sagen. Zuerst hat er unseren Vater auspeitschen lassen, und danach …«
    Die Erinnerung an das durchlebte Grauen war zu viel für sie.
    Von leisem Schluchzen geschüttelt, vermochten die beiden nicht mehr weiterzusprechen. Das war auch nicht nötig. Rorn hatte alles erfahren, was er wissen musste. Außerdem trabte der mit Schwert und Schild bewaffnete Unteroffizier bereits heran.
    »Verschwindet!«, zischte er Mieke und Gora zu. »Lauft zum Boot und bringt euch in Sicherheit. Bei solch einem Kampf weiß niemand, wie er endet.«
     
    Kraal blickte geringschätzig unter dem Rand seines eisernen Helms hervor. Ein seltsam schief wirkendes Lächeln umspielte seine Lippen. Dadurch geriet sein symmetrisch geschnittenes Gesicht, das unter anderen Umständen edel gewirkt hätte, zu einer verzerrten Grimasse. Er triumphierte wohl darüber, dass er wesentlich besser gerüstet in den Kampf zog.
    Rorn trug weder Schild noch Harnisch. Ersteren hätte er zwar von der Flanke des Falben abschnallen können, aber so viel Zeit stand ihm nicht mehr zur Verfügung. Er überlegte gerade, ob er nicht auch noch seinen Ledermantel abwerfen sollte, um mehr Bewegungsfreiheit zu erhalten, als

Weitere Kostenlose Bücher