Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
sie gerade einer Phaa beiwohnten.
    Doch diesmal war alles anders.
    Diesmal galten Yakos Gedanken einzig und allein dem wohl gewachsenen Schmied aus dem Schimmerwald, mit dem sie Seite an Seite gekämpft und der ihr ein Schwert geschenkt hatte. O Rorn , durchfuhr es sie inbrünstig, während sie sich in ihrer Liebeswut auf den Schoß des Gardisten schwang und ihn tief in sich aufnahm. Wo bist du nur, wenn ich dich am dringendsten brauche?

22
     

Wechselgänger
     
    Der Rappe flog so rasch über Wege und Felder, als würden seine Hufe keinen festen Grund mehr berühren. Kraals Hengst war ein außergewöhnlich schnelles und ausdauerndes Tier. Rorn kam wesentlich besser als erwartet voran.
    Um solch ein Ross bei Kräften zu halten, reichte das am Wegesrand wachsende Gras nicht aus, nein, dafür war eine tägliche Ration Hafer nötig. In dem am Sattelgeschirr hängenden Futtersack herrschte allerdings gähnende Leere. Darum hielt Rorn schon seit einiger Zeit Ausschau nach einem Gasthof oder einem geschäftstüchtigen Bauern, der ihm etwas aus seinen Vorräten verkaufen konnte.
    Doch es war wie verhext. Seitdem Rorn anderen Menschen nicht mehr ausweichen wollte, sondern im Gegenteil auf eine Ansiedlung zu treffen hoffte, wirkte der Landstrich, den er durchquerte, wie ausgestorben.
    Warum, war ihm ein Rätsel. An den Insekten, die Baros verheerten, konnte es nicht liegen. Die Saat auf den umliegenden Feldern spross und gedieh völlig unberührt in der warmen Sonne. Entweder wirkte hier der Schutzbann noch, oder die Schwärme zogen bislang andere Gegenden vor.
    Während Rorn einem in den Boden gestampften Pfad folgte, der sich wie ein braunes Band am Rande des Bärenforstes entlangschlängelte, wanderten seine Gedanken immer wieder zu dem Zweikampf mit Kraal, der zwei Tage zurücklag.
    Bannkrieger! Der Name, mit dem Bento ihn bedacht hatte, hallte unablässig durch seinen Kopf. Konnte es sein, dass der Dorfschulze instinktiv die Wahrheit erkannt hatte, die Rorn selbst nicht wahrhaben wollte? Musste jemand, der ein Jadeamulett zerschlug und dabei ein magisches Schwert schmiedete, anstatt zu sterben, nicht tatsächlich ein Auserwählter der Götter sein?
    Je länger Rorn darüber nachsann, desto überzeugter war er, tatsächlich ein Bannschwert zu tragen, das ihn auf eine Stufe mit der Jadeträgerin und den Großmeistern ihres Ordens stellte. Dieser ketzerisch anmutende Gedanke erfreute und erschreckte ihn zugleich.
    Derart gerüstet, vermag niemand meiner Rache zu widerstehen! , triumphierte Rorn grimmig, während hinter einem sanften Höhenzug zu seiner Rechten mehrere Gebäude auftauchten.
    Vor dem Haupthaus standen ein halbes Dutzend Pferde um einen Wassertrog herum. Das konnte nur eins bedeuten: Dort gab es Futter zu kaufen! Mit etwas Glück erhielt Rorn für die verbliebenen Kupfermünzen in seinem Geldbeutel sogar eine Suppe und ein frisches Stück Brot. Bei diesen Gedanken lief ihm das Wasser im Munde zusammen.
    Zuversichtlich ritt er auf das Gehöft zu.
    Hier, im Inneren von Baros, nahe einer großen Stadt wie Obuk, fühlten sich die Menschen so sicher, dass sie ihre Häuser und Scheunen nicht einmal als geschlossenes Geviert errichteten. So stieß er auf kein Hindernis, das ihm den Zutritt verwehrte.
    Seine weißblonden Haare und die Mantelschöße flatterten im Wind, als er den Rappen nahe den anderen Pferden zügelte. Sie gehörten Gardisten aus Obuk, das erkannte er an den Rundschilden, die ihre rechten Hinterflanken bedeckten.
    Zum Glück hatte er Kraals Schild in Dornhain zurückgelassen. Ihn mit sich zu führen, hätte in Situationen wie dieser nur lästige Fragen heraufbeschworen.
    Ein paar mit knielangen Hemden bekleidete Kinder, die im selbst angerührten Matsch spielten, starrten ihn eine Weile lang aus großen Augen an, bevor sie zum Haus rannten, um ihren Eltern die Ankunft eines Fremden zu melden. Während sie noch an der offenen Tür darum drängelten, wer zuerst hineindurfte, lenkte Rorn den Rappen zum Wassertrog.
    Er tränkte sein Tier vom Sattel aus. Erst absteigen, wenn dich ein Bewohner des Hauses dazu auffordert , so lautete die Faustregel, die ihm sein Vater einst beigebracht hatte.
    Statt des Bauern oder seines Weibes traten vier Gardisten ins Freie. Das gefiel Rorn überhaupt nicht. Sein Unbehagen erwies sich umgehend als berechtigt, denn die Soldaten schwärmten zu einer Linie aus und musterten ihn mit finsteren Mienen.
    »Woher stammst du, Fremder?«, wollte ein hoch gewachsener Rotschopf

Weitere Kostenlose Bücher